Tagebuch von Leander – Teil I
Abschrift aus dem Tagebuch von Leander, Sintar des Ordens der Klingen
20. Tag des 5. Mondes im Jahre 874 nach der Großen Schlacht
Es ist nun einige Tage her, seit ich meine geliebte Artemisia und meine kleine Solana verloren habe. Die Nächte sind eine endlose Folter, meine Augen brennen vor Schlafmangel, doch ich kann nicht ruhen. Die Gesichter meiner Familie verfolgen mich, selbst in den seltenen Momenten, in denen ich meine Augen schließe. Ihre Schreie hallen in meinem Geist wieder, das höhnische Lachen der Untoten – ich kann es nicht ertragen.
Immer wieder sehe ich ihr Leiden, die Verstümmelungen, immer wieder die Klage “Wo warst du?”
Wie konnten diese widernatürlichen Kreaturen nur die Dörfer unseres Ordens finden?
Heute hat Thalor mich zur Seite genommen. Seine Augen, sonst so klar und voller Überzeugung, waren kalt. Er stellte meine Hingabe in Frage, als ob er meinen Schmerz nicht verstehen könnte. Wie könnte er auch? Er hat nicht gesehen, was ich gesehen habe.
Dennoch verstehe ich irgendwo, rational, was er wollte. Unsere Ziele, unsere Mission… Aber ich kann das nicht vergessen… Wie könnte ich auch? Mir ist schlecht bei dem Gedanken, dass nun ein Wiedergänger das Gesicht meiner Frau trägt, das einer von ihnen durch die Augen meiner Tochter sieht.
Ich werde alles zurückholen! Alles! Ich muss, warum kann Thalor das nicht verstehen, dass ich genau diese Untoten finden muss?
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