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Der Posten der 4 Jäger

Es trug sich zu, dass König Garvan eine Tages ausritt, denn neben dem Krieg hatte er noch einen weiteren Zeitvertreib, dem er gerne nachging. Und das war die Jagd. Er hatte dazu einen eigenen Wald, in dem es vor Wild nur so wimmelte, denn seine Diener brachten immer wieder das frischeste und gesündeste Wild in diesen Forst. Nichts hasste Garvan mehr, als eine Beute, die keinen Widerstand leistete, die nicht schnell ief, sondern hinkte, oder die panisch vor Angst erstarrte und ein allzu leichtes Ziel abgab.

Diesmal sollte die Jagd auf eine Wildsau gehen, eine so starke und große Sau, dass die Bäume entwurzeln und mit ihren Hauern Steine zertrennen kontte. Dieses prächtige Tier war nicht von den Untertanen in den Wald gescheucht worden, sondern hatte seinen Weg von alleine in Garvans Wald efunden, und der König brannte darauf, es zu erlegen, denn es war seiner würdig. Und so durchstreiften Garvan und seine Jagdgesellschaft einen Tag und eine Nacht den Wald, auf der Suche nach der Wildsau, doch ohne Erfolg. Die Spuren waren deutlich - umgestürzte junge Bäume, abgewetzte Rinde an den alten Eichen, tiefe Furchen, gegraben von schweren Hufen und großen Hauern - doch von dem Tier keine Spur. Da wurde Garvan wütend, denn er liebte zwar, wenn die Beute sich wehrte, ihm eine Herausforderung bot, doch keinen Blick auf sie werfen zu können, missfiel ihm sehr. Just da entdeckten die Späher eine Bewegung im Wald und sie hofften schon, die ersehnte Wildsau anzutreffen, da kamen aus dem Dickicht, im fahlen Licht des frühen Morgens, vier Männer vor die Füße des Königs gesprungen. Schwer atmend und mit wildem Blick rissen sie sofort ihre Bögen in die Höhe und - welch Frevel! - zielten in Richtung Garvan! Und der, noch immer wütend, und irritiert ob seiner verpatzten Jagd, wollte schon nach seinem Schwert greifen und die vier mit nur einem Schlag köpfen, aber er zögerte. Nicht etwa, weil er Mitleid mit den Frevlern hatte, doch weil er weise ist und sofort verstand, dass es kein Hinterhalt war, kein Anschlag, nein.

Denn hinter ihm schoss mit einem grausigen Gebrüll die Wildsau zwischen den Bäumen hervor und stürzte zielsicher auf den König zu, um ihn mit ihren Hauern aufzuspießen. Da lösten sich die Pfeile der vier Männer von den Sehnen der Bögen und zischten durch die Luft und dann schlugen sie ein in die Sau, so heftig und präzise, dass sie noch im Sprung sofort verstarb, und mit einem Krachen zu Boden ging und vor den Füßen des Königs tot liegen blieb.

Es ergab sich danach, dass diese vier kaum wussten, weshalb sie zu dieser frühen Stunde aus ihrem Lager aufgebrochen waren - denn sie waren keine Jägerr, nur Krieger auf der Durchreise - und dass ein Ruf sie in diese Ecke des Waldes geführt hatte, obwohl sie wussten, dass dies Garvans Forst war. Und dennoch hielten sie nicht an, bis sie zur rechten Zeit aus dem Dickicht brachen und ihre Pfeile ihr Ziel fanden. Und Garvan dankte es ihnen, indem er sie zu seinen persönlichen Jägerrn ernannte, ihnen die Hauer der Wildsau als Trophäe schenkte, und den Eingang zu seinem persönlichen Jagdwald nach ihnen benannte.