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6 Maiden corner

Ein ankoranischer Bauer lebte einst auf seinem Gehöft und hatte unter sich fast fünfzig Angestellte, denn sein Geschäft lief sehr gut und ihm gehörten fast alle Felder im Umfeld, auf denen er goldenen Ähren für das Brot und Kohl für die Suppe und Hopfen für das Bier anbaute. Er war ein reicher Mann und nannte viel sein Eigen, nur eines war ihm nicht gegönnt worden, und das war ein Sohn, der sein Nachfolger sein könnte. Stattdessen hatte seine Frau ihm sechs Töchter geboren und dann war sie verstorben. So blieb der Bauer reich an Gold und Besitz, doch arm an einem Erben. 

Das Beste was er tun konnte, so dachte sich der Bauer eines Tages, war seine Töchter alsbald zu verheiraten, um so Schwiegersöhne sein Eigen nennen zu können und um schließlich einen Enkel zu erhalten, der eine Tages sein Gehöft übernehmen könnte. Doch Hochzeiten wusste der Bauer waren teuer, und sechs Hochzeiten waren noch teurer, so entschloss er, all seine Töchter am gleichen Tage zu verheiraten. So konnte er sich fünf Hochzeiten sparen. 

Die Töchter indessen hassten den Vater für seine Pläne. Sie hatten oftmals angeboten, an eines Sohnen statt das Gehöft zu übernehmen, wurden jedoch nie erhört.  Und auch die Ehemänner, die sich der Vater seinen Töchtern erdacht hatte, waren eine schlechte Wahl. Verwöhnte Söhne reicher Geschäftsmänner, grausame Frauenschläger, die auf des Bauern Geld aus waren. Schmierige Taugenichtse, die schon lange ein gieriges Auge auf die Maiden geworfen hatten, allesamt. 

So baten und flehten sie den Vater an, seine Entscheidung zu ändern, doch er blieb eisern und ließ sich nicht überreden. Und so entschlossen sich die Maiden, in der Nacht vor der Hochzeit gemeinsam den Vater zu ermorden. Sie schlichen sich in des Vaters Gemach, eine jede von ihnen mit einer anderen Waffe in der Hand.  und ehe dieser aus seinem Schlaf aufschrecken konnte , sprangen sie ihn an. Die erste Tochter drückte ihm ein Kissen über den Mund, auf das er nie wieder einen Atemzug tat.  Die zweite stach ihm ein Küchenmesser tief in die Brust bis ins Herz. Die dritte durchtrennte ihm die Adern mit einer scharfen Schere. Die vierte zertrümmerte ihm mit einem schweren, steinernen Mörser den Schädel. Die fünfte umschlang seinen Hals mit einem Strick, bis er keinen Ton mehr von sich gab,  Und die letzte, die jüngste von ihnen, sah ihm tief in die Augen und sprach: “Dies ist was du verdienst”.

Und so verstarb der Bauer und am nächsten Tag wurde aus der Hochzeit eine Trauerfeier, und danach übernahmen die Maiden das Gehöft und es erblühte und wuchs. Und bald schon gehörten ihnen ausnahmslos alle Felder im Umkreis und unter ihnen arbeiteten hunderte Angestellte. 

Die sechs Maiden blieben nur sich selbst gegenüber treu, bis es an ihr Lebensende und danach schworen sie, sich als Geister das Gehöft und seine Felder zu wachen und all jene Frauen zu retten, die zu einer Hochzeit gezwungen wurden.