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Brief eines Steinhauers

Geliebte Schwester im gemeinsamen Geiste der ehrlichen Steinhauerei!

Du weißt ja, dass man das Glück nicht beschreien soll, weil sonst ist es so schnell wieder weg. Aber trotzdem möchte ich dir schreiben, wie gut wir es hier haben und wie froh ich über mein Dasein bin.

Ich darf inzwischen ein Haus mein Eigen nennen, in dem wir alle genug Arbeit haben, um uns unser Dasein und unser Sekhem zu verdienen. Und dafür bin ich überaus dankbar. Unser Haus hat viele Steinhauer wie mich, und wir dürfen am Hof unserer gnädigen und gütigen Herren arbeiten.

Der Herr ist ein Denker und Forscher, der fleißig am ewigen Ruhm der Erkenntnis arbeitet. Und wir dürfen ihm helfen, indem wir seinen Hof vergrößern. Wir nehmen nur die glattesten Steine, um dem Herren Platz zum Denken zu verschaffen. Auf diesem Platz lässt dann der Herr seine Maler, welche unsere noch glücklicheren Brüder und Schwestern sind, seine Formeln und Striche malen. Wer nicht selbst solch Dienst geleistet hat, der kennt nicht das erhebende Gefühl, wenn man Teil des Weges zur Erleuchtung ist. Immer wenn ich schlafen darf, gelten meine letzten wachen Gedanken der Dankbarkeit an die Heiligen, welche mir dieses Leben erst ermöglicht haben. Du siehst, es besteht für Dich eher Grund zum Neid als zur Sorge um mich. Wir haben immer Sekhem, denn das Rückführungssilo ist immer reich gefüllt. Kein Zyklus vergeht ohne die Arbeit, die uns so erfüllt.

Es wird der Moment kommen, in dem wir uns wiedersehen. Bis dahin bleibe ich in treuer Liebe

Dein Bruder