Direkt zum Hauptinhalt

Rowans Lebenslauf

Mein Name ist Rowan und ich bitte den ehrwürdigen Bruder Wanias meine Worte niederzuschreiben, damit meine Geschichte und die meiner Familie erhalten bleibe, auch wenn ich im Kampf für meine geliebte Königin und meine weltlichen Herren fallen und mein Geist in das Ewige Nichts eingehen sollte. Ich danke Bruder Wanias für seine Hilfe, auch wenn ich sie ihm nur mit einer Handvoll Kupferstücke entlohnen kann. Ich wurde als viertes Kind in eine Bauernfamilie geboren. Mein älterer Bruder Farras war bereits alt genug meinem Vater in der
Schmiede zu helfen als ich das Licht der Welt erblickte. Meine beiden Schwestern Cécile und Sera sind nur wenige Jahre älter als ich. Der Hof meiner Familie war nicht groß. Man konnte erahnen, dass er für die Viehzucht bestimmt zu sein schien, mit einigen Stallungen für Pferde, welche nachträglich angebaut worden waren.
Das Haupthaus war schlicht und durch die schwere Eingangstür betrat man gleich den Raum in dem wir speisten und des Abends beisammen saßen, um den Geschichten unserer Mutter zu lauschen. Eine dunkle Holztür führte in das nächste Zimmer. Darin befand sich eine kleine Küche mit dem Herd, an dem ich mir als kleiner Junge die Hand verbrannt habe, als ich versuchte süßes Brot zu stibitzen. Vom Wohnbereich mit dem Holzofen, dem alten Tisch und den morschen Stühlen führte eine schmale, knarrende Treppe hinauf unter das Dach zu unserer Schlafstätte. Für uns fünf mochte es dort zuweilen ein wenig eng gewesen sein, doch die Nähe zu meiner Familie half viel in den kalten Wintertagen. Unsere Mutter bestand darauf, dass wir jeden Abend zu den Elementen Terra und Ignis sprachen und uns dafür bedankten, dass sie die Erden und Metalle in der Schmiede, sowie das Schmiedefeuer segneten. Das fiel uns immer besonders schwer, wenn Vater lautstark über die schlechte, torfige Erde Barrenbays fluchte und die Händler mit den guten Rohstoffen lange auf sich warten ließen. Des Abends rückten wir vor dem Holzofen zusammen und hörten unserer Mutter zu, wie sie Geschichten und Märchen aus längst vergangenen Tagen erzählte, wenn sie von der Arbeit am Hof nicht bereits zu erschöpft war. 
Auch mein Vater liebte die Erzählungen meiner Mutter – ganz besonders die unserer Familiengeschichte. Sie mag keine ruhmreiche oder besonders erwähnenswerte sein. Sie ist eher eine Geschichte, wie sie in der alten Zeit viele Menschen erlebt haben, aber dennoch möchte ich sie so wiedergeben, wie ich mich an sie zu erinnern vermag. Meine Urahnen gehörten zu denen, die sich den Expeditionen König Trystyfers anschlossen und die alte Heimat im Reich Aeris Ankor verließen, um im Westen – jenseits des Tumblefork – neue Länder zu besiedeln. Doch sie sollten nicht weit kommen.Während viele Pilger weiter westwärts zogen, wo später die Festung Terra Ankor errichtet wurde, verblieb meine Familie auf Befehl der Obrigkeit auf einem Landstrich nahe der Bucht, an welcher der Tumblefork ins Meer mündet. Weitere Bauern und Siedler sollten vor Ort bleiben, um den Handels- und Reiseweg nach Aeris Ankor zu sichern. Die Gemeinde, in der meine Vorfahren sich nieder ließen, war eine kleine Kommune von vielleicht zweihundert Seelen. Zu klein und unbedeutend, so dass sie bis zum heutigen Tage keinen Namen ihr Eigen nennen kann. Alle versuchten in dieser kargen und unfruchtbaren Gegend ihren Lebensunterhalt zu verdienen, doch das Korn wollte auf den Feldern nicht gedeihen und das Vieh konnte nirgends grasen und starb bereits, bevor es vollständig ausgewachsen war. Meine Familie errichtete diesen Hof für die Schaf- und Schweinezucht, doch vermochten die Stallungen, die mein Vater jetzt als Schmiede benutzt, nicht mit Tieren zu füllen. Unsere Mutter, die diese Geschichten schon von ihren Eltern gehört hatte, sprach von harten, kalten Wintern und endlosen, trockenen Sommern. Die Elemente waren den Bauern in jenen Tagen keineswegs gnädig gesonnen.
Lediglich der rege Güterverkehr zwischen Aeris Ankor und Terra Ankor brachte den Gemeinden entlang der Handelsroute ein erträgliches Einkommen. So auch der kleinen Kommune, zu der meine Vorfahren gehörten. Durch den Fährbetrieb am Fluss außerhalb des Ortes kam Geld in die Kassen. Zu dieser Zeit verdiente sich meine Familie ihren Lebensunterhalt damit, die Ställe über Nacht an reisende Händler und Soldaten zu verpachten. Sie bauten die Stallungen aus und lernten Pferde zu beschlagen oder kleinere Reparaturen an den Fuhrwerken vorzunehmen.
Später wurde das karge Land an der Bucht durch König Harmen von Aeris Ankor zum Lairdom „Barrenbay“ erklärt und weitere Siedler kamen, die jedoch auch bald erkennen mussten, dass das Land sich nicht bestellen ließ und das Vieh verhungerte.Während im Westen Terra Ankor und die Silvermark immer Macht und Ansehen gewann, schwand der Einfluss Aeris Ankors. Irgendwann erklärte König Aemon II von Terra Ankor sein Land zu einem unabhängigen Königreich und König Arys IV von Aeris Ankor zog gegen ihn in den Krieg.Barrenbay war schon immer ein Lairdom Aeris Ankors, aber die Lairds und Nobles richteten ihren Blick in jenen Jahren eher auf das fortschrittliche, wachsende Terra Ankor. Und so verwunderte es keinen, dass sie sich in diesem Krieg eher zurückhielten. Nicht zuletzt wegen der Grenzlage Barrenbays. Der Krieg dauerte einige Jahre und brachte viele Verluste auf beiden Seiten. Auch einige meiner Ahnen waren an den Kämpfen östlich des Tumblefork beteiligt, obwohl die Familie trotz der Kriegszeiten versuchte, den Hof zu halten.
Viele Jahre waren seit dieser Zeit vergangen. Man kannte Aeris Ankor nur noch als Alt-Ankor. Ein altes Königreich im Schatten des mächtigen Terra Ankors. Meine Kindheit – obwohl schon längst vergangen – kann ich trotz unserer Lebensumstände nur als glücklich beschreiben, auch wenn meine Familie einige harte Zeiten überstehen musste.
 Es geschah eines Winters. Ich muss um die 17 Jahre alt gewesen sein und meine Mutter war in Erwartung. Aufgrund des eisigen Wetters und eines tobenden Sturms jedoch, konnte die Hebamme an jenem Tag nicht bei uns sein. Wir waren mit der Situation mehr als überfordert und obwohl mein Vater, meine Geschwister und ich alles taten was wir konnten, kam es zu Komplikationen. Irgendwie hatte sich die Nabelschnur um den kleinen Hals gelegt und das Kind wollte oder konnte nicht herauskommen. So deutlich wie damals sehe ich heute noch das Gesicht meines Vaters vor mir. Voller Angst und Verzweiflung. Ich weiß nicht, wann es endlich geschah, aber noch vor Ende der Nacht kam mein kleiner Bruder zur Welt. Leider konnte er seinen ersten Sonnenaufgang nicht mehr erleben. Kurz nach der Geburt schien sein kleiner, zerbrechlicher Körper von einer schrecklichen Ohnmacht überfallen zu sein. Er schrie nicht mehr, schlief ein und hörte irgendwann einfach auf zu atmen. Auch unsere Mutter überlebte diese Nacht nicht. Die Geburt nahm ihr auch noch ihre letzten Kräfte, die durch diesen schrecklichen Winter ohnehin schon geschwächt waren. Sie sprach gerade zu meinen Schwestern ihre letzten Worte des Abschieds, als ihr alle Kräfte entfuhren. Bei Tagesanbruch gingen mein Vater, mein Bruder Farras und ich
hinaus auf die Wiese hinter den Stallungen, die irgendwann einmal als Weideplatz gedacht worden war. Obwohl die Erde durch den Schnee und Frost hart wie Stein war arbeiteten wir den ganzen Tag daran ein Grab auszuheben ohne auch nur ein Wort zu sprechen oder uns gegenseitig anzusehen. Am Abend nahmen wir dann, mit Schwielen und schmerzenden Blasen an den Händen, Abschied von unserer Mutter. An ihre Seite betteten wir auch mein kleines Brüderchen. Ihre Geschichten sollten mir so fehlen.
Nach diesem Tage war mein Vater sehr verändert. Er sprach kaum noch zu uns. Und wir wussten auch nicht, was wir ihm zum Troste zusprechen konnten. Uns konnte ja ebenfalls niemand Trost spenden. So gingen weitere Jahre ins Land. Mittlerweile hatten wir uns von den Elementen losgesagt, die uns nie etwas gegeben, aber alles genommen hatten. Vielleicht waren wir aber auch nie Anhänger der Elemente und nur durch Mutter hatten wir das Band zu ihnen gepflegt.
Dann ging ein neuer Ruf durch das Land. Erst leise, wie ein Flüstern oder ein Tuscheln, dann immer lauter werdend: Die Knochenkönigin, ein ewiges, strahlend schönes Geschöpf, ist vom Himmel gestiegen. IHR Thron soll aus dem Boden der Halle der Könige in Terra Ankor gewachsen sein und König Garvan selbst sei vor IHR auf die Knie gefallen und hätte IHR die ewige Treue geschworen, als er SIE nur erblickte. SIE soll eine Göttin sein herrlicher als die Schöpfung und mit einer Macht ausgestattet, die die der Elemente in den Schatten stellt. SIE bewegt sich dort, wo Aeris nicht hingelangt. SIE gibt dort Kraft, wo Ignis Ewige Flamme nicht zu brennen vermag. SIE erfüllt die Körper, die Aqua schon lange verlassen hat. SIE verweigert sich Terra und ihrem ewigen Kreislauf. Und SIE kehrt Magica den Rücken, denn SIE benötigt diese Kraft nicht. Die Knochenkönigin, unsere neue Herrin, ist gekommen um denjenigen das ewige Leben zu schenken, die sich IHR voll und ganz verschreiben.
Konnten wir den Versprechungen trauen? Waren es nicht einfach nur Gerüchte? Nein! Da war mein Vater sich ganz sicher. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, niemals mehr einen seiner Lieben sterben zu sehen, so sollte man sie ergreifen!Gerüchten zufolge hatten bereits der König, seine engsten Berater, sowie einige Lairds das Geschenk des
Ewigen Lebens erhalten. So zogen wir zum Lairdsitz Clamford um zu erfahren, ob die Gerüchte wahr seien und man uns tatsächlich das am Geschenk der Knochenkönigin würde teilhaben lassen. Es war ein Fünftagesmarsch, aber wir wären auch zu Fuß bis nach Terra Ankor gelaufen, wenn es nötig gewesen sei. Auf unserem Weg begleiteten uns zuerst einige der Bauern unserer eigenen Siedlung, aber je weiter man vorankam, desto mehr Leute, Jung und Alt, traf man auf der Straße Richtung Westen an. Es war ein großer Tross, der da auf Clamford zuschritt. Bauern, Städter, Handwerker, Musiker aber auch einige Magier waren darunter. Hin und wieder mussten wir von der Straße weichen, als ein Noble mit seiner Kutsche und seinem Gefolge herangefahren kam. Einige der Adligen sollen sogar derart verzückt von dem zu erwartenden Geschenk des Ewigen Lebens gewesen sein, dass sie Münzen aus Silber und Kupfer aus den Kutschen warfen. Ich habe dies selbst nicht gesehen, kann es mir aber durchaus vorstellen, denn in diesen Tagen waren alle in heller Aufregung. Kurz vor dem Ziel kam der Tross dann langsam zum Stehen. Clamford war die größte Stadt, die ich zu meinen Lebzeiten jemals gesehen hatte. Kein Vergleich zu Terra Ankor, wie ich vermutete, aber für einen jungen Mann vom Lande sprachen die Wand an Wand gebauten Häuser und die befestigten Straßen von purem Reichtum. Und dennoch bot diese große Stadt mit dem Anwesen, das seit Jahrhunderten der Familie des Laird als Wohn- und Dienstsitz diente nicht genug Platz. Bereits seit Tagen oder Wochen mussten die Leute hier schon eintreffen. Ich hätte nie gedacht, dass Barrenbay so viele Einwohner besitzen würde. Es müssen hunderte gewesen sein. Junge und Alte aus allen Bevölkerungsschichten versammelten sich vor den Toren der Stadt. Die Herbergen Clamfords waren überfüllt. Einige Bewohner schienen auf die gleiche Idee wie meine Ahnen gekommen zu sein und vermieteten freie Plätze in ihren Häusern. Viele, darunter auch meine Familie, waren aber schlicht und einfach zu arm, um diese Übernachtungspreise zahlen zu können. So entstand an den Mauern der Stadt eine bedarfsmäßige Siedlung von Reisenden aus allen Teilen des Landes. Einige der angereisten Händler schienen diese Menschenansammlung zu nutzen, um ihre Waren feil zu bieten. Sie hatten sich zu einem großen Marktplatz organisiert. Sogar einige Musiker und Gaukler sorgten für Unterhaltung. Es war wie ein Volksfest, um die Ankunft unserer großen Königin zu feiern. Wir schlugen unser kleines Lager in der Nähe von zwei weiteren Familien auf, die wir auf dem Weg hierher kennengelernt hatten. Die einen erzählten uns, dass sie die einzigen in ihrer Kommune waren, die dem Ruf der Knochenkönigin gefolgt waren und sich dadurch die Verachtung ihrer Nachbarn zuzogen, die sich Terra und dem Element der Erde mit Leib und Seele verschrieben hatten. Die anderen wiederum waren nicht einmal Bewohner Barrenbays, sondern kamen aus einem benachbarten Lairdom. Der Weg nach Clamford war für sie jedoch kürzer als zu ihrer eigenen Hauptstadt, also entschlossen sie sich kurzerhand hierher zu marschieren. Es vergingen noch weitere fünf Tage, in denen noch viele Menschen heranzogen. Die Tore Clamfords öffneten sich zweimal, um die Kutschen von Nobles hineinzulassen. Diese Leute waren sicher auf persönliche Einladung Laird Jocelyns gekommen und würden sicherlich einige Probleme haben mit ihren Pferdegespannen durch die überfüllte Stadt zu kommen. Wir wussten alle nicht, was auf uns zukommen sollte, aber wir warteten ab. Der weite Weg sollte nicht umsonst gewesen sein. Am Abend des sechsten Tages kamen einige dunkel gewandete Personen aus der Stadt und zu unserer Zeltsiedlung. Bei näherer Betrachtung schienen es alle Geistliche zu sein. Priester eines Klerus, der uns damals noch unbekannt war. Keiner wagte es in ihrer Gegenwart auch nur einen Laut von sich zu geben. Diese Gruppe von zehn bis fünfzehn Ecclesiasten teilte sich auf und die Brüder schritten auf die schweigende Menge zu. Bald stand ein hochgewachsener, magerer Kirchenmann vor uns und bat uns näher zu kommen. Aus der Nähe hatte er etwas Gespenstisches. Sein Gesicht war fahl und blass. Tiefe Ringe hatte er unter den Augen, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Die Haut an seinen Wangen und seinen Händen wirkte trocken und rau. Sein Körper war in eine Robe aus schwarzen und grauen Stoffen gekleidet. Auf seiner Stola prangte das Zeichen eines Raben. Von ihm ging etwas Kaltes, aber Erhabenes aus. Ich hatte vorher nie einen Priester getroffen, doch ich wusste instinktiv, dass dieser Mann eine Respektsperson war. Als er wohl meinte, dass genügend Menschen an ihn herangetreten waren, sprach er zu uns. Er fragte die versammelte Menge, aus welchen Gründen sie herbeigezogen waren und was denn unsere Wünsche seien. Nach einem kurzen Moment der Stille war es mein Vater, der dem Mann zuerst antwortete. Er berichtete von dem Tod meiner Mutter im Kindbett, von der Enttäuschung durch die Elemente und dem Segen, den die Knochenkönigin in Aussicht stellte. Nachdem er gesprochen hatte meldeten sich auch andere zu Wort. Einige Bauern kamen wie wir aus dürren und unfruchtbaren Regionen – Barrenbay schien im Gegensatz zu der Silvermark tatsächlich nur aus kargem Boden zu bestehen – und hatten sich schon längst von den Elementen abgewandt, die sie in ihrem Elend alleine ließen. Die meisten jedoch waren schlicht einer Proklamation von Laird Jocelyn gefolgt. Der Laird wurde als einer der Ersten vom göttlichen Geschenk gesegnet und schwor bereitwillig der hochheiligen Knochenkönigin die ewige Treue. Und auch sein Land sollte demütig seinem Beispiel folgen. Dass dieser Aufruf des Fürsten noch nicht bis zu unserer kleinen Gemeinde am schlammigen Ufer des Tumblefork vorgedrungen war, wunderte uns nicht.
Nachdem er sich all unsere Geschichten angehört hatte, ergriff der blasse Geistliche erneut das Wort. Er sprach davon, dass die Knochenkönigin als göttliche, ewige Entität bereits im ersten Zeitalter, der Zeit der Schöpfung, neben den Elementen Feuer, Erde, Wasser, Luft und Magier existierte. Aufgrund IHRER Erhabenheit nahm SIE nicht am Schöpfungsprozess teil, bei welchem die Fünf wild und voller Chaos miteinander verwoben wurden und Terras Lebenskreis von Tod und Endlichkeit geprägt wurde. Jetzt, tausende Generationen nach der Erschaffung der Welt, sah sie, dass die Elemente der Schöpfung die Menschen im Stich ließen und sie Elend und Vergänglichkeit aussetzten. Tiefes Mitleid ergriff die Herrin der Ewigkeit als SIE sah, dass die Kinder der Schöpfung hungerten und starben. So schuf SIE sich eine Hülle, um auf Mitraspera wandeln zu können. SIE erschien vor König Garvan um ihm und allen Ankorianern das Geschenk des ewigen Lebens zu überreichen. Das Geschenk wurde vom König an die Lairds weitergegeben und nun wollen diese Fürsten ihr Volk ebenfalls daran teilhaben lassen. Jedem, der sich der göttlichen Königin unterwerfen möchte, wird IHREN Segen empfangen.
So proklamierte er noch mindestens eine Stunde weiter und wir hörten aufmerksam zu. Als er zu Ende gesprochen hatte bat er uns in sein Gebet mit einzustimmen und die Göttin um ihren Segen zu bitten. Es war ein Gefühl, dass ich vorher nie gekannt hatte. Das Gebet aus meinem Munde und das Echo derselben Worte aus dutzenden von Kehlen. Es brachte ein Gefühl von „Heimat“. Und die Herrin, der wir unsere Seelen so bereitwillig anboten, antwortete uns.Als ich mein Gebet an die Knochenkönigin beendet hatte war es, als würde mich eine wohlige Wärme ergreifen. Dann zerrte irgendetwas an meinem Körper und es wurde dunkel. Ein Schmerz überfiel mich und ein eisiger Schauer legte sich auf meine Seele. Ich fiel.
Doch bevor ich vom Ewigen Nichts erfasst werden konnte, vernahm ich im Fernen den hellen, silbrigen Klang einer kleinen Glocke. Mein Körper fühlte sich taub an. Ich konnte mich nicht bewegen, wusste nicht, ob ich tot oder lebendig war. Etwas bemächtigte sich meinem Körper, zeigte mir wie ich meine Gliedmaßen wieder bewegen konnte, wie ich wieder etwas fühlen konnte. Wie ich wieder etwas sehen konnte. Ich schlug die Augen auf.Vor mir stand mein Vater. Er viel auf die Knie und nahm mich in die Arme. Farras und meine Schwestern erwachten auch und kamen hinzu. Wir alle waren gesegnet.
Doch irgendetwas stimmte nicht. Ihre Körper wurden kalt und der meine auch. Ich fasste mir an die Brust, doch ich spürte mein Herz nicht mehr schlagen. Das Geschenk des Ewigen Lebens stellte sich als die Gnade des Untodes heraus. Panik hätte mich ergriffen, wenn ich nicht den festen Druck meines Vaters Arm gespürt hätte. Meine Geschwister pressten sich an mich und ich musste unweigerlich an die Tage in den kalten Wintern denken, in denen wir uns in unserer Schlafstube unter dem Dach gegenseitig warm hielten. Jetzt waren wir nicht mehr warm. Wir waren auch nicht mehr am Leben. Aber tot waren wir auch nicht und wir sollten es auch nie sein. Niemals würde ich meinen Vater verlieren, niemals meinen Bruder sterben sehen. Niemals sollten mich meine Schwestern verlassen. Im nächsten Augenblick wanderten meine Gedanken zu meiner Mutter. Warum musste sie uns zu früh verlassen? Dieses Etwas in meinem Körper zeigte mir, wie ich Tränen vergießen konnte. Dann war es verschwunden. Und mit ihm verschwand auch der Geistliche, um zu einer neuen Gruppe zu sprechen. Zu ihm hatte sich eine weitere Gestalt gesellt. Ein Bruder des gleichen Ordens mit einer langen, braunen Robe und einer stilisierten Sanduhr auf der Stola. Als die beiden sich anderen zuwandten glaubte ich, eine glänzende Klinge zu erkennen, die einer in seinen Gewändern zu verbergen versuchte. Aber die Tränen in meinen Augen erlaubten mir keine weiteren Beobachtungen und so richtete ich einen stillen Dank an die Herrin, während sich meine Familie in Tränen in den Armen lag.
Nach einigen Wochen waren wir wieder daheim. Zuerst spielten wir mit dem Gedanken, vielleicht doch in der Stadt zu bleiben oder uns in der Nähe niederzulassen, doch uns verband zu viel mit dem kleinen Haus, der Schmiede. Und mit dem Grab unserer Mutter
.
Auf dem Rückweg hörten wir Berichte von anderen Reisenden. Viele hatten gefeiert, nachdem sie das Geschenk erhalten hatten. Aber die Nahrung und die Getränke waren schwer bekömmlich. Nach dem Tod des Körpers mussten wir uns wohl alle nach neuen Nahrungsquellen umsehen, oder vielleicht brauchten wir keine Nahrung sondern behalten es als eine alte Gewohnheit einfach bei?
Einige konnten den Gedanken an ein todloses Unleben anfangs nicht ertragen. Doch die Worte der Ecclesiasten spendeten ihnen Trost. Sollte es gelingen Terra und die siechende Vergänglichkeit, die sie mit sich bringt ganz zu überwinden, werden wir wahrlich ewig leben. Von diesen Worten ergriffen schlossen sich viele der Kirche der Knochenkönigin an. Ich erfuhr von meinen Schwestern, dass auch sie diesen Weg gewählt hätten, wenn Vater sie nicht davon überzeugt hätte, mit uns nachhause zu gehen.So zogen die Jahre ins Land und wir gingen unseren täglichen Beschäftigungen wie gewohnt nach. Neben das Grab unserer Mutter errichteten wir einen kleinen Schrein, welcher der Knochenkönigin geweiht wurde. Nachdem auch weitere Bewohner unserer kleinen Siedlung das Geschenk der Herrin erhielten, bauten wir mit vereinten Kräften und aus Teilen unserer eigenen Häuser eine kleine Kapelle. Zu der Priesterschaft, die vor Ort blieb, gehörte glücklicherweise auch ein Apothekarius namens Belon. Denn obwohl wir nicht mehr alterten zerfiel unsere tote Hülle durch die Missgunst Terras dennoch. Der Verwesungsprozess ist zwar recht langsam – noch ein Beweis für die Liebe unserer Herrin – aber Wunden schließen sich nicht mehr von selbst und das tote Fleisch ist anfällig für Maden und anderes Gewürm. Ohne einen eigenen Apothekarius hätten wir vermutlich lange auf wichtige Salben warten müssen.
Nach einiger Zeit entsagten uns die Elemente, wie auch wir ihnen entsagt hatten. Wenn wir geglaubt hatten, das Land wäre bisher unwirtlich gewesen, jetzt sah es noch schlimmer aus. Die Erde wurde an einigen Stellen feucht und sumpfig, an anderen hart wie Stein. Das Wasser wurde schlammig und giftig und die wenigen Bäume und Büsche starben ab und wurden trocken oder schimmelig. Aber der Zorn Terras war für uns nichts weiter als das Geschrei
eines Kindes mit dem keiner mehr spielen will. Und da wir selbst langsam verrotteten stellte das Land nur unser Spiegelbild da. Es ist unser Land. Und das wird es für immer sein. 

Dann kam der Krieg.
Nachdem Terra bemerkte, dass der Untod von ihrem Zorn gänzlich unbeeindruckt blieb, schickte sie in ihrer Verzweiflung ihre verblendeten Anhänger aus, alle Kinder der Knochenkönigin zu vernichten. Ich wusste nie, wie groß Mitraspera eigentlich ist und es hatte mich auch nie interessiert. Aber anscheinend bewegte sich eine große Streitmacht aus den Königreichen im Norden auf unsere Ländereien zu. Anhänger der Ersten Schöpfung riefen zu den Waffen. Es gab wohl im Norden noch weitere Menschen, die den Zorn der Elemente auf sich gezogen hatten, aber für uns galt es unsere Heimat vor den hassgetriebenen Elementen zu schützen. Als König Garvan die Lairdoms aufrief Männer zu entsenden, um den Soldaten von Ankor im Kampf für unsere Königin und unser Land beizustehen, war es wieder mein Vater, der als erster dem Aufruf folgen wollte. Wir stellten in der Schmiede aus unseren letzten verbliebenen Rohstoffen drei Rüstungen und behelfsmäßige Waffen her. Wir waren keine Waffenschmiede und es bestand bisher auch nie die Notwendigkeit zu lernen, wie man Rüstplatten schlägt, aber am Ende waren wir mit unserer Arbeit zufrieden. Am darauffolgenden Abend saßen wir im Esszimmer am Tisch und besprachen, wie wir diesen Krieg überstehen wollten. Vater war fest entschlossen die nördliche Grenze zu schützen, auch wenn es seinen Leib zerreißen sollte. Farras, der seit ich ihn kenne nie von Vaters Seite gewichen ist, wäre ihm bis an das Ende der Welt gefolgt. Und auch ich wollte mit den beiden nach Norden ziehen.
Aber sollten wir meine Schwestern zurücklassen? Ungeschützt und mit der Ungewissheit allein gelassen drei Fünftel ihrer Familie vielleicht nicht mehr wieder zu sehen? Das Geschenk der Knochenkönigin ist keine Garantie für ein ewiges Leben, wenn der Körper nicht mehr im Stande ist, eine Seele zu beherbergen. Vater entschied, dass er und Farras allein in den Kampf ziehen sollten. Ich solle zurückbleiben und den Hof und meine Schwestern beschützen. Natürlich protestierte ich, aber der strenge Blick meines Vaters duldete keinen Widerspruch. Als sich die Diskussion langsam legte, erkannte ich noch etwas anderes in seinen Augen. Sie strahlten eine große Sorge aus. Vielleicht fürchtete er zu verzweifeln, wenn er nach Mutters Tod nun auch den Tod seiner beiden Söhne mit ansehen musste.
Vielleicht wollte er aber genau diese Verzweiflung nicht meinen Schwestern antun. Ich weiß es nicht und ich habe es auch nie erfahren. Am Morgen des nächsten Tages brachen Farras und Vater nach Norden auf. Ihre Route würde sie immer an der Küste entlang führen. So blieben Cécile, Sera und ich zurück. Aber nicht alle waren Garvan dem Ewigen so treu ergeben wie mein Vater. Alt-Ankor rebellierte gegen den König. Als hätte es nicht gereicht, dass ein Feind von Norden heran zog, lauerte auch noch ein zweiter im eigenen Land. All der alte Hass, den Alt-Ankor – das frühere Aeris Ankor – gegen die westlichen Gebiete hegte wurde wiedererweckt. Der König schickte einen Teil seiner Armee aus, den Tumblefork zu überqueren und den Aufstand niederzuschlagen. Wir hofften, dass Vater wieder zurückkehren würde. Aber er kam nicht. Vielleicht hatte er nichts von den Revolten so nah an der Heimat gehört. Nach einiger Zeit erreichten die Krieger aus Terra Ankor unsere kleine Siedlung. Auf ihrem Weg von der Königsstadt zu uns hatten sich ihnen weitere Männer angeschlossen. Alles Bauern oder Stadtbewohner mit improvisierten Rüstungen und selbst hergestellten Waffen. Und auch ich wollte mich dieser Armee anschließen. Wenn Vater und Farras bereit waren für unser Land an der nördlichen Grenze zu kämpfen, so wollte ich ihnen den Rücken freihalten. Meine Schwestern ließen mich ziehen. Sie wollten für meine baldige Rückkehr beten. Ich war froh, dass Vater nicht da war. Er hätte es geschafft, mir diesen Entschluss auszureden.Mit den Soldaten aus dem Westen überquerte ich den Tumblefork. Von einem mit mir reisenden Bauern aus der Silvermark erfuhr ich, dass die Ebene zwischen dem großen Fluss und Alt-Ankor einst ein grünes, fruchtbares Land gewesen sei, bevor Terras Zorn das Land verdarb. Die Menschen hier hatten wohl mehr verloren als die Bürger von Barrenbay. Es hieß, die Bewohner Alt-Ankors wurden durch List und Täuschung zum Aufstand gegen den König getrieben. Ob diese Gerüchte der Wahrheit entsprachen, habe ich nie erfahren. Etwa eine Woche nach unserer Überfahrt, noch einige Tagesmärsche von den Toren Alt-Ankors entfernt, trafen wir auf die Rebellenarmee. Ich hatte mit einigen Bauern und Stadtbürgern gerechnet, die sich gegen den Adel auflehnten, nicht besser ausgerüstet als ich selbst. Doch das, was da vor uns stand war eine ganze Streitmacht. Die Fürsten der Lairdoms Alt-Ankors hatten selbst zu den Waffen gerufen. Das Heer konnte sich mit dem unseren messen. 
Offiziere, Infanterie, Bogenschützen und schwer gepanzerte Loyals. AltAnkor wollte Krieg. Meine Gedanken wanderten zu meinerFamilie. Wenn diese Armee den Tumblefork überqueren sollte, würde von meinen Schwestern, unserem Hof und unserer kleinen Siedlung nichts mehr übrig bleiben. Ich hatte meinem Vater versprochen, dass ich auf meine Schwestern aufpassen würde. Und ich war bereit das Leben, das ich von der Knochenknigin erhalten hatte, auf diesem Schlachtfeld zu opfern, wenn es die Streitmacht AltAnkors davon abhalten könne weiter nach Westen zu ziehen. Aber ich versprach mir selbst zu kämpfen und zu überleben. Damit Vater, wenn er aus dem Norden, zurückkehrte keinen Sohn und Farras und meine Schwestern keinen Bruder betrauern mussten. Ich würde aus dieser Schlacht heimkehren und das Grab meiner Mutter besuchen. Mutter. 
Mit einem Mal viel mir die Geschichte unserer Urahnen wieder ein. Wir kamen aus Aeris Ankor. Wir lebten jahrhundertelang als Lairdom von Aeris Ankor, bis Terra Ankor an die Macht kam. Und wären einige Meilen torfiges Land und ein reißender Fluss nicht da gewesen, würde ich heute mit meinem Vater auf der anderen Seite des Schlachtfeldes stehen. Ankor, was hat nur zu diesem Krieg geführt?Aber es war keine Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen. Es entbrannte eine furchtbare Schlacht. Schwerter schlugen klirrend aneinander. Pfeile verdunkelten den Himmel. Von allen Seiten erklangen Schmerzensschreie, als Waffen auf untotes Fleisch trafen. 
Zu Beginn der Schlacht wurde ich kaum getroffen und konnte selbst mühelos mit meiner Waffe, einem schweren Kriegshammer, einem Schmiedehammer nachempfunden, einige Knochen brechen und Schädel einschlagen. Gegen die gut trainierten Infanteristen hatte ich allerdings Schwierigkeiten. Einige Schwertwunden musste ich von einem Fleischnäher verarzten lassen, bevor ich wieder in die Schlacht zurückkehren konnte.
Ich erinnere mich allerdings auch, wie ich derart verwundet wurde, dass durch meine Erschöpfung schon das Ewige Nichts nach mir griff. Aber durch die Hilfe unserer Ecclesiasten konnte ich wieder aufstehen um weiterzukämpfen. Die andere Seite genoss jedoch die gleichen Vorteile und der Kampf tobte tagelang.Ich weiß nicht, wie lang ich schon kämpfte, zwischenzeitlich musste ich ruhen oder zu den Fleischnähern gehen, aber in der Abenddämmerung musste ich gegen meinen schwersten Gegner antreten. Ein hochgewachsener Mann in voller Plattenrüstung, Helm und großem zweihändigen Schwert trat gegen mich an. Seiner Rüstung und den farbigen Stoffen die er trug, konnte ich entnehmen, dass es sich um einen Loyal handeln musste. Er hatte keine Schwierigkeiten, mich in die Knie zu zwingen. Zum Schluss schlug er mir die Beine weg. Ein höllischer Schmerz breitete sich in meinem Unterleib aus. Er hatte mir wohl auch das Becken zertrümmert. Ich konnte nicht mehr aufstehen, geschweige denn weiterkämpfen. Schweigend trat er an mich heran, und warf einen langen Schatten auf meinen Körper. Ich war geblendet von der untergehenden Sonne. Er sah aus, wie ein Scharfrichter kurz vor der Vollstreckung eines Urteils, als er sein großes Schwert hob. Und mit einem einzigen Hieb trennte er mir den Kopf von den Schultern.
Die Welt wurde dunkel Und ich vernahm das silbrige Läuten einer Glocke. Ich starb an diesem Tag. Und doch lebe ich. Was ist seither geschehen? Ich kann es nur so wiedergeben, wie ich es erfahren habe. Die Schlacht gegen die Aufständischen von AltAnkor verlief erfolgreich. Viele Seelen derjenigen, die auf der Seite König Garvans kämpften konnten von den Geistlichen gerettet werden. Die rebellierenden Kämpfer wurden alle mit dem Tode bestraft. Die Lairdoms Alt-Ankors bekannten keine Schuld. Es sei die Tat von einigen Offizieren gewesen, die auf eigene Faust gegen den König aufbegehrt hätten.
Der Fall wurde nicht weiter verfolgt, denn noch während unsere Schlacht in Gange war, kamen die Streiter der Elemente aus dem Norden. König Garvans Männer, denen ein nicht unbeträchtlicher Teil ihrer Streitmacht – welcher hunderte Meilen südöstlich versuchte den Aufstand von Alt-Ankor niederzuschlagen – fehlte, wurden überrannt und zur Kapitulation gezwungen. Es folgte die Verbannung der Knochenkönigin und ihrer Anhänger unter die Siegel und die Zeit des großen Weltenbrandes, dem vermutlich auch unser Hof zum Opfer gefallen ist.Über eintausend Jahre sind seit diesen Tagen vergangen. Mitraspera wurde von den Elementen zurückerobert. Von fernen Kontinenten kamen neue Menschen ins Land. Diese „Siedler“, Verbrecher und Verurteilte, die in ihrer alten Welt nicht willkommen waren, versuchen nun unsere Heimat zu annektieren. 
Sie machten den Fehler die Siegel zu öffnen und befreiten somit auch die Herrin und uns. Der Kampf gegen diese Besatzer verläuft nun bereits fast zehn Jahre. Das Königreich ist nun kaum halb so groß wie vorher und die Lairdoms sind über die verbliebenen Landstriche neu verteilt. König Garvan übertrug die Führung seiner Armee einem Mann namens Argus, der ebenfalls ein treuer Diener der Knochenkönigin ist. Neue Bündnisse wurden geschlossen mit der Armee des Schwarzen Eises, die ebenfalls von den Elementen gehasst und gefürchtet wird. Die Schlacht läuft verlustreich auf beiden Seiten und das Untote Fleisch ist in der Unterzahl. Aber mit den Siedlern kommt auch ein Vorrat an neuen Körpern.Der Bedarf an Körpern ist groß. Viele Seelen sind noch seit den Tagen vor dem Weltenbrand hüllenlos und natürlich hat die Wiedererweckung der Adeligen Vorrang.
Aber die Armee des Untoten Fleisches steht vor ihren größten Schlachten und dadurch entsteht die Notwendigkeit auch Kämpfer wiederzuerwecken. So erhielt auch ich eine neue Hülle. Nach tausendjähriger Abwesenheit muss ich erst wieder lernen mit einem Körper umzugehen. Mein neuer Leib ist ein wenig größer, als ich es war. Er ist außerdem nicht so stark gebaut, weil er wohl nicht seit seiner Kindheit in einer Schmiede gearbeitet hat. Es fehlt außerdem an der sentimentalen, kleinen Brandnarbe die ich mir als Bursche am Küchenherd zugezogen hatte. Dafür ziert das Gesicht eine große Schnittwunde. Nicht die Verletzung, die zum Tod dieser Person geführt hatte, wie ich annehme. All dies habe ich hier in Assansol von Bruder Wanias erfahren. Ich habe auch bereits durch einen Boten versucht, Kontakt zu meiner Familie aufzunehmen. Meine Schwestern haben unseren Hof verlassen, nachdem sie von den zurückkehrenden Soldaten erfuhren, dass ich so bald nicht zurückkehren würde. Sie begleiteten den Tross der Kämpfer nach Westen, bevor sie sich der Schwesternschaft von Freud und Leid in Stillrose Abbey anschlossen. Diese Schwestern unterstützen Laird Igraina, Tochter von Laird Jocelyn, persönlich. Die Schwesternschaft wird auch in den Kampf ziehen. Wir werden uns in Assansol treffen und unser Wiedersehen feiern. Danach ziehen wir nach Norden, wo das Schlachtfeld bereits auf uns wartet. Von meinem Vater und von meinem Bruder Farras habe ich noch keine Nachricht erhalten. Vielleicht können mir meine Schwestern mehr berichten, vielleicht treffen wir beide sogar im Norden wieder und können als Familie Seite an Seite gegen die Eindringlinge kämpfen. Wenn wir sie vertrieben haben, kehren wir zurück in unsere Heimat und besuchen Mutters Grab.
Rowan