Die heilige St. Nimoe, Beschützerin der Wehrlosen
Ihr alle kennt sie, die klauenbewehrten Bestien der Naldar, Schrecken der Berge und der kleinen Dörfer. Blutrünstige Diener Aeris, welche unsere Häuser verwüsten, die Körper der wenigen Schafe reißen, die uns noch geblieben sind, und mit ihren Schreien Angst in die Herzen all jener treiben, welche nicht Aeris willfährig zu Diensten sind. Allzu oft fahren diese Ausgeburten des Hasses auf alles Fremde in unsere Dörfer, Städte und Schlachtreihen, um den Körper des Unglücklichen Aeris als blutiges Schlachtenopfer darzubringen. Doch diese Wesen verblassen gegen dieses eine Greifenweibchen, welches einst von den nördlichen Gebirgen Terra Ankors aus jagen ging. Und ihre Jagd war schrecklich. Sie überragte jeden anderen Greifen um zwei Längen ihres widerlichen Hauptes. Bewehrt war sie mit messerscharfen Klauen, welche es vermochten, durch die dicksten Stahlplatten hindurchzustoßen und sie zu zerreißen. Ganze Dörfer konnte sie in Schutt und Asche legen.
Doch dieses Monster jagte nicht nur für sich, sondern für ihre vermaledeite vielköpfige Brut. Und doch schien es, als ob sie sich an den Schreien der Gefangenen labte, denn sie tötete sie nicht, wie andere Greifen es tun, wenn sie ihre Beute tragen. Sie ließ sie am Leben, bis dass ihre Jungen die Körper bei lebendigem Leibe zerrupften. Dies schmerzte den Untoten in seiner Seele und so kam es, dass Nimoes Mann eines Tages zu den Waffen gerufen wurde, um dem Vieh den Garaus zu machen. Als ihr Mann in einem neuen Körper zu ihr zurückkehrte, war er ein anderer. Rastlos, von bösen Träumen geplagt, sah er immer wieder die letzten Momente seines letzten Todes vor sich. Zu groß war die Grausamkeit von Aeris’ Brut. Als Nimoe in einer Nacht wieder von den Schreien ihres Mannes geweckt wurde, erfüllte sie der Geist der Herrin. Und sie vernahm einen Befehl.
„Wir werden es nicht länger hinnehmen, dass die Seelen Unserer Kinder Schaden nehmen. Denn sie sind ewig und auf ewig stehen sie unter Unserem Schutz. Denn Wir sind ewig.“ So waren die Worte, die Nimoe vernahm. Und sie zog aus, einen Apothekarius an ihrer Seite, die Bestie zu töten und mit ihr ihren gesamten verderbten Nachwuchs. Sie rüstete sich mit der schweren Plattenrüstung ihres Mannes, griff seine Waffen und erklomm im Morgengrauen die steilen Hänge des Berges, auf welchem der Hort der Greifin lag. Als sie auf den Absatz kam, sah sie im Licht des dämmernden Tages, dass die Mutter ausgeflogen war. So griff sie die Brut der Greifin an, doch als der erste tödliche Hieb gegen eines der drei Greifenjungen fiel, kehrte ihre entsetzliche Mutter zurück, ergriff Nimoe und schleuderte sie gegen die Flanke des Berges. Ihr zerschmetterter Körper zerbracht und ihre Seele irrte tagelang in den grausamen Wirren zwischen dem Sein und dem Nichts, der ewigen Dunkelheit. Sie wanderte rastlos solange umher bis sie die Herrlichkeit der Königin selbst spürte, und erweckt wurde. Erneut machte sie sich auf, denn noch lebte die Greifenbrut und die Mutter selbst hatte nicht aufgehört ihr furchtbares Werk zu vollbringen. Erneut erklomm sie den Berg der Bestie und betete zur Herrin. Sie tränkte sich, nachdem sie sich gereinigt hatte, mit einem tödlichen Gift, das die Essenz des Todes selbst enthielt. Allein die Berührung würde tödlich sein für all jene, die den Tod noch nicht hinter sich gelassen hatten. Und als sie ihren steilen Weg fortsetzte, fiel jeder Zweifel von ihr ab. Die Bestie sah eine Gestalt den Berg erklimmen, ergriff sie, brachte sie zu ihrem Hort und warf sie ihren Ausgeburten in den Rachen. Ihr Körper wurde zerhackt und zerfetzt und sie verließ ihn mit Freuden. Erneut fand ihre Seele keine Ruhe und irrte durch die Wirren des Vergessens. So geschah es, dass Nimoe die Glocken eines Apothekarius vernahm und dem Ruf folge.
Als der Apothekarius ihre Seele gefangen hatte, hörte er von ihrer Tat, und er machte sich auf um zu sehen, ob die Bestie wirklich tot war. Und er betrat ihren Horst und sah, dass Nimoe sie alle getötet hatte, sie alle berührt hatte. Ihre Knochen waren überall verstreut. Die Bestien hatten sich tot gefressen. Doch die Greifin lebte noch. Ihre unheilige Energie pulsierte noch immer durch ihr Fleisch. Der Apothekarius war unbewaffnet. Doch Nimoe war es nicht. Ohne das Zutun des Apothekarius durchschlug sie die Wand des Gefäßes und jagte in den Körper der Greifin, um Rache zu üben. Sie zerfetzte die Greifin, so wie deren Brut ihren Mann und sie selbst zerfetzt hatte. Als die Greifin endlich tot war, zog der Apothekarius von dannen, allen von der Herrlichkeit und Tapferkeit von Nimoe zu künden.
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