Der heilige Cenneth, Schirmherr der Soldaten
Der heilige Cenneth ist der jüngste im Pantheon der Heiligen des Untoten Fleisches und jene, die in den letzten Sommerfeldzügen des endloses Heerwurms gedient haben, können immer noch davon berichten, wie der Heilige selbst auf dieser Welt wandelte, ehe der Märtyrer sein Leben gab. Schon vor dem Weltenbrand war er als Cenneth Greifentod bekannt, der Held, der im Namen und Auftrag König Garvans, der heiligen Nimoe gleich, eines dieser Untiere Aeris erschlug. Den Schädel trug er von diesem Tag an als Trophäe an seiner Rüstung.
Er führte seine Truppen mutig und unerbittlich in den Sommerfeldzug, ließ das Lairdom stetig neues Kriegsgerät produzieren und es an die Front bringen, wo die Maschinen die Lager der Siedler in Schutt und Asche legte. Von seinen Feinden gefürchtet und seinen Gefolgsleuten verehrt, zog er den Hass der Siedler auf sich. Bei jedem der Sommerfeldzüge folgten ihm missgünstige Augen und ihre Gebete an Terra waren mit dem Wunsch nach seinem Tod erfüllt. Und doch hielt die Knochenkönigin all die Jahre schützend ihre Hand über einen ihrer treusten Streiter und ließ ihn aus jedem noch so aussichtlos erscheinenden Kampf als triumphierenden Sieger auferstehen. Ihre schützende Herrlichkeit war es, welche die Ungläubigen zwang zu warten - und das taten sie. Warten, bis der größte ihrer schändlichen Pläne aufging und die große Königin, als sie über den Verrat eines alten Vertrauten strauchelte, ihren Blick für einen Augenblick von ihrem Helden abwenden musste.
Die Siedler lockten den großen Laird Flowerfields vor die Tore ihres Lagers, missbrauchten seinen Edelmut und seine Ritterlichkeit und lockten ihn in Duelle mit einzelnen Kämpfern, denen er großmütig zustimmte. Gefolgsleute und Vertraute flehten ihn jedoch an, es nicht zu tun. Zu tief steckte die Unsicherheit über den Verbleib der herrlichen Königin in ihren Knochen und somit auch die Furcht, nie wieder zu erwachen, sollte der eigene Körper zerstört werden. Und so forderten sie von ihm, sich zurückzuziehen und zu warten, sich dem gleichen Zweifel und der Angst hinzugeben, welche ihre Herzen umfangen hatte. Doch Cenneth wies sie zurück, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Nannte sie feige und strafte sie mit Verachtung, aber sie wollten nicht weichen, wollten ihn keinen Schritt vorwärts lassen. Da erhob er die Stimme und sprach: “Wie könnt ihr von mir fordern in der Stunde ihrer Not nicht in ihrem Namen die Waffen zu erheben? Wie könnt ihr es wagen, euch wie Hunde vor dem Feind zu verkriechen, der an ihrem Unglück die Schuld trägt? Genau jetzt sage ich euch, ist der Moment gekommen, furchtlos Schwert und Schild aufzuheben und in ihrem Namen für sie zu streite. Und sollte ich fallen, dann wird es geschehen. Aber ein Tod auf dem Schlachtfeld, ihr zur Ehr, ist einem Leben in Schande, wie es euch bevorstehen wird, jederzeit vorzuziehen.“
Und da wichen sie vor ihm zurück und schämten sich ob ihrer eigenen Schwäche, während er sich jenen Siedlern zuwandte, die ihn herausgefordert hatten. Mühelos streckte er jene nieder, die dumm genug gewesen waren, im Zweikampf gegen ihn anzutreten, nichtwissend, dass die Siedler diese Zeit nutzten, um jene blasphemische Magie zu entfesseln, welche dem bis dahin unbesiegten Streiter der Knochenkönigin seine Seele entriss. Jene Gefolgsleute, die ihm zu Hilfe eilen wollten, konnten nur hilflos mitansehen, wie die widerwärtigen Ketzter mit seiner Seele hinter den Palisaden verschwanden und übergaben sie dem ewigen Nichts, um zu verhindern, dass Cenneth dereinst wiederkommen und furchtbare Rache für diese abscheuliche Tat würde nehmen können.
Die Vertrauten Cenneth’, welche seinen Fall überlebt hatten, sammelten schnell wieder truppen um sich und verehrten jene Relikte, die von ihm Geblieben sind: Sein Schädel und Stab werden in jede Schlacht getragen. Soldaten, an deren Herz eben jeder Zweifel doch zu nagen beginnt, die in der Furcht vor dem letzten, ewigen Schlaf nicht weiterzumarschieren wagen, sie richten ihr Gebet an den heiligen Cenneth, in der Hoffnung, etwas von seinem Mut möge ihr Herz berühren, auf dass sie ihm gleich in ihre nächste Schlacht schreiten können.
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