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Brief an den Earl Mallador von Norhall

An den hochgeehrten Earl und wahren Freund unseres bescheidenen Klosters Mallador von Norhall

Ich hoffe, daß mein Brief euch erreicht. Ich schreibe diese Zeilen in höchster Eile. Noch immer weiß ich nicht, wie ich das Geschehene in Worte fassen soll. Noch immer zittern mir die Hände, wenn ich nur daran denke. Vor wenigen Tagen erst führten wir noch ein frommes IHR gefälliges Leben in unserem kleinen Kloster am Muirgenway (Anm. der Schreiberin: Name schlecht lesbar, d.h. unsicher), das ihr auf euren Reisen immer wieder besucht hattet.

Dann plötzlich eines morgens standen schwer gerüstete Truppen vor unseren Toren. Sie trugen weder die Feldzeichen unseres gesalbten Lairds, noch die Schädelbanner unserer geliebten Königin. Was diese Truppen zu berichten hatten, erfüllte uns mit Entsetzen: Die Knochenkönigin und König Garvan seien für immer von uns gegangen, so behaupteten sie. Der Ecclesius Maximus sei nun „Divus Ilius Maximus“ und damit nun Oberhaupt von Reich und Kirche. Sie riefen uns an, daß wir uns ergeben und ihm ewige Treue schwören sollten. So wir das täten, hätten wir nichts zu befürchten.

Sofort ergriff unser Abt das Wort und begann eine flammende Rede auf unsere geliebte Königin. Ich wollte ihn noch bremsen, hatte ich doch ein übles Gefühl in dieser Situation, doch dann begann das Unfassbare: die Truppen des Ecclesius Maximus streckten unseren Abt nieder, richteten ihn hin mit mehreren Armbrustbolzen. Panik brach unter uns aus. Viele versuchten zu fliehen, doch sie wurden gnadenlos nieder gemetzelt. Einige ergaben sich und gelobten dem neuen Divus Ilius Maximus die Treue zu schwören.

Ich konnte mich unter den Dielen unserer Kapelle verstecken. Doch was ich dort angesichtig wurde, lässt meine Seele seit Tagen vor Grauen erzittern. Jene die sich ergeben hatten, wurden in die Kapelle geschleift und - möge die gnädige Königin uns beistehen - an die hölzernen Abbilder unserer Heiligen genagelt. Ihre Schreckensschreihe klingen noch jetzt in meinen Ohren als würde es gerade erst geschehen. Jeder Knochen wurde ihnen zertrümmert, die Augen, die Kehlen und Eingeweide durchbohrt. So daß kein Teil an ihren Körpern mehr einer Seele nütze sei konnte. Es waren gute, intakte, wohl gepflegte Körper, die treuen Seelen noch Jahrzehnte hätten als Gefäß dienen können. Wo die Seelen meiner Brüder nun sind, weiß ich nicht. Niemand hat sie errettet. Möge Rakasha ihnen gnädig sein.

Nie hätte SIE einen solchen Frevel geduldet. Nie hätte SIE solche Schandtaten ungeahndet geschehen lassen. Nie solche Abscheulichkeiten befohlen.

Fünf Tage saß ich in meinem Versteck, traute mich nicht es zu verlassen, aus Angst die Truppen des Ecclesius Maximus lauerten immer noch vor den Toren. Fünf lange Tage. Bis einige Hohldianer in die Kapelle traten und vor den grausig entstellten Leibern meiner Brüder Schutzgebete unserer Königin sprachen. Ihnen wagte ich mich zu offenbaren. Sie geleiteten mich ins ehemalige Sevatorium unseres Klosters, wo ich nun diese Zeilen niederschreibe. Ich werde die Hohldianer bitten, euch diesen Brief zu überbringen. Ich hoffe inständig ihr schenkt meinen Worten Glauben, so unglaublich sie auch sein mögen. Fragt die Hohldianer, die euch dieses Schreiben überbringen, sie können bezeugen, was die Truppen des Verräters meinen Brüdern angetan haben.

Warnt Eure Ecclesiasten nicht auf die falschen Versprechungen herein zu fallen! Ich bitte Euch! Warnt sie vor den Lügen des Verräters. Warnt sie davor und haltet sie an, sich ihm nicht zu ergeben!!!

Mit dem Ausdruck meiner Hochachtung verbleibe ich IHR ergebener Diener

Bruder Alerio aus dem Kloster am Muirgenway(?)