Von den Avataren der sakralen Elemente
„Aufgemerket! Griffel und Schiefer bereit für Notizen, ich erwarte von jedem in 7 Tagen ein Protokoll in Tinte auf Papier! Ich beginne die Vorlesung…“
Als die Siedler begannen das Land der Elemente, „Mitraspera“ in seiner alten Sprache genannt, zu besiedlen und in Besitz zu nehmen, merkten sie rasch, das sie nicht die ersten gewesen waren, die diesen Kontinent zu ihrem Heime auserkoren hatten, sondern das in unendlich lange vergangener Zeit schon einmal mächtige Kulturen von Sterblichen, oder gar vielleicht Halbgötzen hier existiert hatten. Manches war noch übrig, darunter auch einige Geschöpfe dieser vergessenen Kulturen, die nun mancherorts als primitive eingeborene „Elementar-Völker“ das Land bewohnen. Außerdem gab es noch manche verfallene Ruine, und rätselhafte Steintafeln, die Geschichten aus den längst vergangenen Tagen flüstern… und natürlich gibt es die Verfemten, die als schlafende Schrecken verborgen unter dem Land lauerten. Vor allem aber mussten die Siedler lernen, dass Mitraspera das Land der Elemente ist. Keine auswertige Gottheit, kein Götze und kein Dämon kurz: kein Wesen aus irgendeinem Elysium oder Inferno konnte bisher direkt auf Mitraspera einwirken, oder das Land gar selbst betreten. Denn auf Mitraspera gibt es keine Götter außer den sakralen Elementen, die sowohl Leib als auch Seele dieser Welt sind. Sie schufen Mitraspera und erhalten es, und ihre höchsten Geschöpfe, die ewigen Quihen Assil, auch Weltenkinder genannt, die einst das Land formten, wachen nach wie vor über ihre Schöpfung, und gewähren keinem fremden Wesen transzendenter Natur den Zugang. Zum Glück!
Kein Sterblicher kann sich wohl anmaßen, diese Wesen jemals zu verstehen, doch teilen sie uns zuweilen ihren Willen mit. Dies geschieht in der Regel duch Wesen, die man „Avatare“ nennt. Jedes der fünf sakralen Elemente sendet stets nur einen solchen Herold gleichzeitig aus, und diese auch in der Regel nur im Zuge großer Ereignisse, Kriegszüge oder vergleichbarem. Mehr als 5 Avatare wurden gleichzeitig noch nie gesehen. Von welcher Art das Wesen der Avatare ist, gibt manches Rätsel auf. Fest scheint zu stehen, das einige der Avatare in der Zeit bevor sie zu einem solchen wurden Sterbliche waren, teilweise sogar noch aus der alten Zeit, teilweise aber auch aus den Völkern der Siedler. Wie ein Sterblicher zum Avatar werden kann, ist nicht bekannt. Im Kampf gegen die Verfemten führte die Avatare die Siedler als Vorbilder, Ratgeber und Mitkämpfer und lehrten sie was es bedeutete, dem Weg der Elemente zu folgen.
Die Avatare tragen große Macht und Weisheit in sich, sind aber nicht unsterblich und nicht unfehlbar, was beides schon deutlich wurde. So zegt sich teilweise im Handeln der Avatare starke Affekttönung ihrem Element entsprechend. Außerdem kam es schon mehrmals vor, das ein Avatar schändlich erschlagen wurde, oder einfach verschwand. Manches Mal kehrte er in der gleichen Gestalt zurück, doch manchmal war es auch ein anderer Körper mit anderen Erinnerungen und einer anderen Persönlichkeit, der das „Amt“ des Herolds der Quihen Assil übertragen bekam. Dies führte zeitweise schon zu Verwirrung unter den Siedlern, doch gewisslich werden die Quihen Assil ihre Gründe gehabt haben. Die Geschichte der Avatare lag lange Zeit im Dunkeln und auch heute gibt es sicher hierum noch manches Geheimnis.
Doch bekannt ist wie es begann: Erstmalig wurden die Avatare entsandt, als die Quihen Assil mit Schrecken erkannten, dass das Schwarze Eis, das einige Alte Herrscher im Schöpferwahn hervorgebracht hatten, außer Kontrolle geraten, und nun ein neues Element geworden war. Um die Ahnen an ihren Platz in der Welt und die wahren Elemente zu gemahnen, schickten die Quihen Assil Herolde, auf die sie einen Teil ihrer Macht hatten übergehen lassen. Doch das sollten sie schon bald bereuen. Die Herren der Verfemten, die nichts sehnlicher wünschten, als den alten Elementen und ihren Schöpfungen den Garaus zu machen, hatten heimlich an bösartigen Siegeln getüftelt, um die Macht der Weltenkinder ganz zu brechen und somit den Sieg der zweiten Schöpfung unausweichlich zu machen. Als dieser Plan bekannt wurde, befahlen die Avatare natürlich sogleich den gerechten Krieg. Doch sie wurden Opfer der halbfertigen Konstruktionen, die zwar nicht ihre Entsender, wohl aber sie selbst einzukerkern vermochten. Damit waren die Elemnente stark geschwächt und schlimmer noch: die Verbindung der Sterblichen zu den Quihen Assil war unterbrochen, und die Weltenkinder konnten nicht mehr zu ihren Geschöpfen sprechen und sie leiten. Auch war es nicht möglich neue Avatare zu erwählen, da die alten ja nie gestorben, und dennoch unerreichbar waren. Als jedoch der Sieg der Verfemten, unzählige Schlachten später, fast vollendet war, und die Welt schon der Vernichtung ins Auge blickte, wurden die Avatare wiederum befreit. Wer dies vollbrachte erzählt keine Legende, ob es Heldenmut, List, Verrat oder schieres Glück war, wer weiß das schon? Doch selbst den Abgesannten der Quihen Assil blieb im Angesicht der Macht der gewachsenen Verfemten nur noch eins: Mit den letzten gereuen Herrschern riefen sie die Weltenkinder selbst herbei, die nun wieder den Hilferuf hören konnten und ihm gnädig folgten. Mit sich brachten sie den Weltenbrand und die Heilung der Welt nach diesem. Doch das ist eine andere Geschichte.
Damit, dass nun auch wieder Sterbliche Mitraspera bewohenen, und der Kampf gegen die Verfemten erneut ausgebrochen ist, sind auch die Herolde der Quihen Assil, die „Avatare“ auf der Welt, um uns davor zu bewahren, die gleichen Fehler wie unsere Ahnen zu machen… Doch schon schließen sich erste den Verfemtenm an, Files Strongbow, heute bekannt als „Argus“ wagte es vor einigen Jahren ein Siegel zu errichten, mit dem Terras Avatar abermals gebannt wurde. Auch wenn dieser bald durch aufrichtige Siedler befreit werden konnte, bleibt doch die Sorge was uns allen blühen mag, falls wir in den Augen der Quihen Assil scheitern sollten…
„…und wehe dem der mir in 7 Tagen nicht unaufgefordert das Protokoll überreicht! Und ich will niemanden sehen der mir mit bunter Tinte schreibt. Das ist nur etwas für das Magiergeschmeiß…„
-Der berüchtigte Schulmeister Lampelos zu seinen Zöglingen, Ardor, neuzeitlich
(Dieser Text ist eine Abschrift aus der ursprünglichen Wanderbibliothek der Ouai)
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