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Vom Schwarzen Eis

getreuliche Mitschrift eines Vorlesungsvortrages im Fach „Allgemeine Mitrasperologie“

…also gut. Dann nochmal für alle die hier noch Lücken haben: Das Schwarze Eis ist eine Schöpfung der der Alten Herrscher, die heute als eines der „Verfemten“ bekannt ist. Also ist die erste, wichtige Erkenntnis, dass das Schwarze Eis kein natürliches Element ist. Geschaffen wurde es vor vielen Jahrtausenden durch einen mächtigen Herrscher des Feuers und dessen Wissenschaftler. Wer kann mir den Namen sagen? Ja, dort drüben, bitte! (Zwischenruf) Genau. „Sephistikos“, der Beherrscher und Erbauer der legendären Stadt „Viria“, die heute die Hauptstadt, wenn man so will, des Schwarzen Eises darstellt, gelegen am nördlichen Rand der verbrannten Ebene… (Zwischenruf) Ja, bitte? (Zwischenruf) Auch wenn das hier eigentlich nicht Thema ist: generell ist festzuhalten, das sich die Herrschervölker zu jener Zeit uneins waren wie es mit ihrer Kultur, den Elementen und allem was dazu gehört weitergehen sollte. Viele wollten sich Neuem zuwenden, andere hingegen am Altbewährten festhalten… (Zwischenruf) …„Zweifler“ und „Eiserne“, genau. Viria galt generell als Zentrum der Freigeistigkeit… (Zwischenruf) Jaja. Da waren sicher viele Ratioanhänger, die auch Ideengeber waren… (Zwischenruf) Ich darf um etwas mehr Ruhe bitten! Zurück zum Thema. Das Schwarze Eis ist nach allem was wir wissen von Anfang an als Waffe gedacht gewesen, bzw. als dem Dienervolk der „Lona“ gegenüber verbesserte Armee. Bei der Herstellung wurden in einem grausigen Prozess riesige Anzahlen von Lona getötet und deren Blut in einem paradoxen Verfahren umgewandelt. Die schwarze Essenz entstand und die Alten Herrscher lernten diese zu formen und zu kontrollieren, jedoch nicht für lange. Eines Tages, übrigens erst nach der Versiegelung Ratios und der Zeit der Waffenmeister, die dieser folgte, verlor Sephistikos die Kontrolle und wurde durch seine Schöpfung verschlungen. Damit war das schwarze Eis eine freie und selbstständige Kraft in der Welt, mit einem eigenen Willen. Dies war übrigens der Anlass für die Quihen Assil die Avatare zu entsenden, um die Herrscher wieder etwas mehr… aber das ist ja garnicht das Thema. Als der Krieg der ersten gegen die zweite Schöpfung, den die Eisernen bekanntlich verloren haben, im Weltenbrand endete, wurde das Schwarze Eis von den tobenden Weltenkindern unter ein Siegel gesperrt… (Zwischenruf) …nämlich unter das im Ostreich, genau, und mit der Kraft des Landes verschlossen. So. das war die Historie in Kurzform.

Nun zur Praxis: Das Schwarze Eis ist in seiner heutigen Erscheinungsform eine Armee von seelenlosen Humunculi, also alchemistischen Golems, die direkt aus der schwarzen Essenz geformt sind. Und die sich teilweise auch gegenseitig formen können. Wenn man sie durch physische oder magische Gewalt zerschlägt, verlieren sie ihre Form, schmelzen also quasi. Die Essenz versickert im Boden. Generell ist zu beachten, das Essenz im reinen Zustand extrem kalt und ätzend ist und sich selbst durch Stein und Metall frisst… (Zwischenruf) Wie bitte? Ja, es stimmt das es gewisse Legierungen geben soll, die der Essenz trotzen können.
Die „Soldaten“ des schwarzen Eises, wenn man sie so nennen will, nennen sich „Rakh“. Sie treten in Gruppen auf die man „Faust“ nennt, größere Zusammenschlüsse werden als „Schwarm“ bezeichnet.
Innerhalb solcher Gruppen gibt es etliche Spezialeinheiten, verschiedene Ränge und Anführer. Die Sharune zum Beispiel sind hochrangige Anführer denen wohl nur ein Archon gewachsen ist. Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten Khor'Ottare ein, die die Ritualisten des Schwarzen Eises, und insofern besonders gefährlich sind. Sie erheben neue Einheiten, teilweise in verblüffender Schnelligkeit auf dem Schlachtfeld, errichten Barrieren und Ritualkreise in denen sie die der Essenz innewohnende Kraft zu bösartigen Zwecken zu bündeln verstehen… (Zwischenruf) Ja, auch die Khor'ottar sind ganz aus Essenz und ohne Seele.
Die Schwarze Essenz hat wie gesagt, zwar keine Seele, aber tatsächlich ein gemeinschftliches Bewusstsein in dem sich auf diffuse Weise unvorstellbares Wissen und der Wille von Millionen Unglücklicher bündeln, die das Schicksal traf, in die schwarze Essenz einzugehen. (Unruhe im Saal) Gleich mehr dazu! Die höchste Ausprägung der Essenz ist nach allem was wir wissen ein Wesen von apokalyptischer Macht, ursprünglich „Imperator“ genannt das Abbild Sephistikos', des Erschaffers der Essenz, aber nach dessen Vernichtung als „Amon Karr“ was „Wille der Essenz“ bedeutet, neu entstanden. Stärker denn je.
Generell ist das Schwarze Eis nicht erfindungsreich, aber in der Lage fast alles nachzuahmen. Nicht klug, aber gelehrig, nicht schön, aber effektiv. Während ein Rakh kaum der Sprache mächtig ist, so sind Khor'Ottare und Sharune teilweise durchaus wortgewandt. Jede Ausprägung der Essenz verfügt nur über die zu ihrem Zweck notwendigen Fähigkeiten.
Das Schwarze Eis ist bestrebt sich ständig zu verbessern. Hier sollte nun der Begriff der „Perfektion“ kurz erwähnt werden… (Zwischenruf) Ruhe bitte! Ja, es stimmt, dass das Schwarze Eis natürlich nicht perfekt ist. Perfektion bedeutet also nach unserem Verständnis nicht Zustand sondern Ziel. Der Schlachtruf „Für die Perfektion“ kann in diesem Kontext als durchaus Preisung des Endziels der Essen interpretiert werden, wobei diese hypotetische Perfektion eine Einverleibung der gesammten Welt in die Essenz beinhaltete, denn dies ist das, was im Falle des letztgültigen Sieges des Schwarzen Eises, die Elemente mögen uns bewahren, geschehen würde. Frieden durch vollkommenen Vereinnahmung.

An dieser Stelle müssen wir noch kurz ein sehr unerfreuliches Thema ansprechen; dies ist die Assimilation. Schwarze Essenz im menschlichen Körper sorgt für einen vollständigen Willens- und Kontroollversust des Betroffenen. Die Wahrnehmungen die die Opfer einer Assimilation empfinden wird im Allgemeinen als ein traumartiger Zustand beschrieben, in dem man das Gefühl hat, allein in einem gewaltigen schwarzen Meer zu treiben, frei von allen Gefühlen, Affekten, Ängsten und Schmerzen. Dieser Zustand wird von vielen als höchst angenehm beschrieben… (Zwischenruf) …und dies führt dazu das der Wille zur geistigen Gegenwehr erlahmt. Mit fortschreitender Zeit vernimmt man sodann zuerst, nur als Flüstern, später sehr deutlich die Stimmen unzähliger Anderer, die vor einem in die Essenz eingingen. Dies sind die Anzeichen, dass der eigene Geist beginnt sich selbst in der Essenz aufzulösen und Teil des Kollektivs zu werden, da zunehmend die Gedanken der Essenz mit den eigenen vermischt werden. Daher ist Eile geboten, wenn jemand der Assimilation unterworfen wurde, diesen zu retten und die Essenz wieder aus seinem Körper zu treiben. Auch die stärksten Heiler, Magier und Nyamen können, wenn die Auflösung der Seele vollständig geschehen ist, diese nicht rückgängig mache. Dieser Prozess vollzieht sich im Allgemeinen im Zeitraum eines Tages und einer Nacht. Häufig reicht es schon einen Betroffenen kampfunfähig und bewusstlos zu schlagen um die Essenz aus ihm zu treiben, im fortgeschrittenen Stadium ist jedoch die reinigende Kraft Aquas erforderlich um die Essenz auszutreiben. Keineswegs sollte Ignis angesetzt werden, da aufgrund der Herkunft der Essenz dies wenig förderlich wäre.

So. Ich denke damit sind die Grundlagen erklärt. Zieht für Eure weiteren Studien bitte meine Lesempfehlungen zu Rate. Beginnen wir nun mit dem genauen sphärometrischen Formalismus zur Bestimmung….

(Hier endet die Mitschrift)

(Dieser Text ist eine Abschrift aus der ursprünglichen Wanderbibliothek der Ouai)