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Vom Ratiokrieg und den großen Personen, die ihn fochten

Wertes Kollegium, Gasthörer und Studiosi,

unser besonderer Dank gilt der Nyame a.D. Tiara Lea aus dem Hause Storn für die Stiftung des Bildunsgwesen des Ostreiches, ohne welches die nun folgende Vorstellung der wichtigsten Akteure des ersten Ratiokrieges (bereits so genannt in fester Erwartung eines zweiten, kommenden combativen Ereignisses mit besagtem Feinde) unmöglich gewesen wäre. Hier ebenfalls noch einmal unser Dank an die Nyame Felicia, welche das Projekt so unverdrossen fortsetzt.

Die handelnden Akteure des Ratiokrieges zu erfassen mutet wesentlich schwieriger an, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, da diese historische Auseinandersetzung nicht etwa nur auf der militärischen Ebene erfolgte, sondern ebenfall auf einer persönlichen und amoröse Verwicklungen, Treue und Verrat als Basis des sterblichen Handelns ebenso wie taktische Überlegungen die Taten der historischen Figuren prägten. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir hier mit den Texten des Ordens der Tivar Kharr´assil arbeiten, Historienfälschung also nicht ausgeschlossen werden, da die Sichtweise des Ordens nun ja doch eine sehr eingeschränkte auf das Wirken ihrer Feinde ist.

Beginnen wir mit dem Hauptakteur, Orphaliot, dem Kind der Elemente.
Von der historischen Figur des Orphaliot wissen wir soviel:
Er war männlich und entstammte drei Blutlinien. Von den Kindern des goldenen Traumes (vermutet jenem Quihen Assil, der heute Quin Kal und Qinteluk darstellt) stammte er ab, ebenso wie von den alten Herren des Feuers, deren Volksbezeichnung nunmehr untergegangen ist. Zuletzt mischte sich in jene Blutlinie das Erbe der Sokata. Eines Dienervolkes, welches alten Aufzeichnungen nach als eines derletzten Dienervölker geschaffen wurde und eine Mischung aus Lona und Akata darstellte, gewissermassen eine temporäre Krönung der Schöpfung der alten Herrscher des Feuers, bis jene fortschritten im Versuch nocheinmal erfolgreicher mit dem schwarzen Eise zu sein… (Zwichenrufe).
Ja, ich schweife ab, verzeihung.
Jene Kombination der drei Blutlinen aus Element selbst, altem Herrscher und Elementarvolk soll es gewesen sein, welches Orphaliot seine Macht und Stärke verlieh. Bis heute können wir einhellig davon ausgehen, dass seit dem Exil der Quihen Assil nie wieder eine machtvollere Seele auf Mitraspera wandelte und dies läßt sich an den Berichten aus dem Ratiokriege belegen.
Orphaliot galt als Liebling der Elemente und ihr Sprachrohr in einer Zeit, als die Avatare noch nicht entsandt waren (Interessanterweise wurden diese erst nach dem Schlaf der Tivar Kharr´assil entsandt, als Orphaloit als Sprachrohr nicht mehr zur Verfügung stand).

In jene Zeit des Friedens, als die Ratio noch nicht erdacht war entfiel auch eine Liebe und Ehe mit Camiira, welche später Nyame des westlichen Siegels werden sollte und wohl aus dem Volke der Ca´ar stammt, doch dazu später mehr.
Camiira schenkte Orphaliot vier Söhne mit den Namen Athariot, Elariot und Malachandran, sowie einen weiteren Sohn, dessen Name vergessen scheint. Jene vier Söhne erzogen die beiden jeweils im Glauben an ein Element. Der berühmteste und auch am kritischsten betrachtete jener vier Söhne sollte Athariot sein, den er als Erstgeborenen im Sinne der Ignis erziehen ließ.
In jener Zweit wurde Orphaliot offenkundig allseits geachtet und galt als Krone der Zivilisation seiner Zeit, doch war dies auch die Zeit, in welcher die alten Herrscher hochmütig wurden und erste von ihnen begannen offen das Werk der Elemente anzuzweifeln.

Orphaliot erkannte die Gefahr des Ratiogedankens der Legende nach als Erster und trat am goldenen Wagen vor die Elemente und erflehte ihre Gunst und ihren Spruch um Richter über jene werden zu können, welche die Schöpfung offen anzweifelten. Heute gibt es kaum Aufzeichnungen, in welcher Form er erhört wurde, doch als Orphaliot den goldenen Wagen verließ trug er einen Stab der Macht bei sich, jene Axt, die ihn zum Almahandir machte- zum Richter.
Am goldenen Wagen schließlich gründete Orphaliot sowohl As´Shan, wie auch den Orden der ewigen Schwerter aus einem Kern an Personen, zu welchem sowohl seine Söhne gehörten, wie auch Jevahis Abendstern und Orathon, welche zu seinen engsten Freunden zählten.

Der Orden sollte zu Beginn nur ein Werkzeug des Glaubens sein. Die Tivar Kharr´assil waren Schlichter und Richter zwischen jenem Konstrukt, welches sich in der Zeit der Umwälzung nach dem Erscheinen der anderen Stäbe und Reifen der Macht herauskristallisierte. Die Fünf großen Siegelgebiete entstanden und Archonten und Nyamen wurden gekürt. Der Orden der ewigen Schwerter erreichte zu dieser Zeit mit seinem Zentrum in As´Shan seine größte Ausdehnung und zählte etliche der großen alten Herrscher, aber auch einige wenige ausgesuchte Dienervölkangehörige zu seinen Mitgliedern.

In jener Zeit wurde Camiira die Nyame des Westens und ernannte Orphaliots besten Freund, Jevahis Abendstern zu ihrem Neches´re. Doch obgleich die Elemente die Stäbe und Reifen der Macht gesandt hatten und Orphaliot ihre Gunst bewiesen hatten nährte sich aus jener Tat auch der Gedanke der Ratio zunehmend, da die Tivar Kharr´assil von jenen, die Freiheit im Geiste forderten als Unterdrückung wahrgenommen wurden. Als jener kleinen Gruppe an Zweiflern der Durchbruch gelang und die Ratio zum ersten verfemten Element in der Welt wurde begann damit unweigerlich der Abstieg der Tivar Kharr´assil.

Heute vermag niemand mehr zu sagen, wie lange der Ratiokrieg währte, doch muss davon ausgegangen werden, dass es Orphaliot war, der zuerst zum Mittel der Gewalt griff um das verfemte Element offen zu bekämpfen. Die Tivar Kharr´assil, davor Hüter von Kultur und Gerechtigkeit wurden in jenen tagen durch den Befehl des Almahandir und mit Hilfe des Abendsterns zu einer Armee. As´Shan wurde von einer friedlichen Stätte des Glaubens zu einer Festung deer Eisernen und von dort aus führte Orphaliot den Kampf gegen die Ratio.

Ebenfalls entfällt in jene Zeit das Anlegen jenes geheimen Ortes, welchen man nur als die Festung hinter den Toren kennt. Ein Ort, an welchen die ewigen Schwerter ihre Kinder und Angehörigen brachten, ebenso wie etliche Flüchtlinge des Ratiokrieges und welcher bald zu einer Legende wurde. Doch der Krieg gegen die Ratio verlief schlecht für die ewigen Schwerter, welche durch ihre unnachgiebige Haltung und ihren zunehmenden Fanatismus immer häufiger bittere Niederlagen hinnemen mussten. Auf dem Höhepunkt des Ratiokrieges ging sogar As´Shan an den Feind verloren, als Malachndran, der Aeriserzogene Sohn des Richters eine Allianz im den Herren des schwarzen Eises, Sephistikos ausschlug und lieber gegen zwei Armeen focht, als ein verfemtes Element seinen Fuss auf den goldenen Wagen setzen zu lassen.

Wäre nicht der Sieg des Paktes der Neun gewesen und Mariens Opfer, so hätte dem Orden der ewigen Schwerter wohl die vollständige Niederlage nach dem Verlust von As´Shan gedroht, denn auch das politische Klima hatte sich, Berichten zur Folge gegen den Orden gewandt und die Forderungen des Almahandir zu kämpfen fielen auf zunehmend unfruchtbaren Boden.
Doch der Pakt der Neun siegte überraschend, und siegelte die Ratio und rettet somit wohl die ewigen Schwerter vor der Vernichtung.

Als der Almahndir nunmehr aber geschlagen zu seiner Frau zurückkehrte, welche sich all die Zeit als Stütze erwiesen hatte, musste er feststellen, dass sie ein Opfer der Verlockung der zweiten Schöpfung geworden war. Camiira hatte erkannt, dass zwar ihre Söhne und ihr Gatte durch das Blut der Elemente unsterblich waren, sie aber zu altern begann. So war sie eine der ersten, die sich den Forschungen aus Ankor Mortis ergab und mit Hilfe des Nechaton ihre Umwandlung vollzog.

Diese Episode ist eines der bestdokumentierten Ereignisse der Mitrasperanischen Frühgeschichte. Den Aufzeichnungen zur Folge raste Orphaliot, als er sich von seiner Frau verraten wähnte und attackierte sie, obgleich von den Wunden des Ratiokrieges geschwächt. Diese stellte den Almahandir und griff auf die Macht des Landes zurück und erwiderte Ophaliots Zorn mit der Enttäuschung verschmähter Liebe.
Der bereits schwer verwundete Orphaliot hatte der neu entdeckten Macht des Nechaton wenig entgegenzusetzen und fiel vor der Macht seiner Gattin. Doch Camiiras Triumph sollte nur wenige Momente währen, denn Jevahis Abendstern erhob sein Schwert gegen sie und tötete die Nyame hinterrücks um ihren Verrat an den Elementen zu strafen und verriet so die Frau, der er die Treue geschworen hatte.

Orphaliot aber war tot. Die Legende berichtete, dass Jevahis Abendstern die Elemente anflehte, in jener schwärzesten Stunde ein Einsehen zu haben und den Almahandir zu erretten, doch war der Leib des Orphaliot vergangen. Die Elemente erhörten Jevahis Flehen auf ihre Art und gewährten ihm seine Bitte, wenn auch auf eine Art und Weise, welche nur verständlich wird, wenn man den Dualismus Mitrasperas zu durchblicken vermag. Die Seele Orphaliots war Jahrhunderte lang gereift und gewachsen und so mochte sie nicht mehr in einen einzelnen Körper passen, was die Elemente dazu veranlasste, sie in zwei Teile zu schlagen und für Orphaliots Hass, Zorn und Kriegslust, für seine Gandenlosigkeit und Wut einen männlichen Körper zu erschaffen. Für seine Weitsicht, seine Magie und seine Sanftmut aber erschufen sie einen weiblichen Körper und so erhoben sich aus der Tragödie Almahandra und Almahandir.

Nach diesem, doch recht ausführlichem Kapitel kommen wir nun zu einer Person, deren Leben und Wirken uns aufgrund ihrer Position und ihrer Natur schleierhaft bleiben muss und in welcher wir uns vieler Spekulationen ergehen müssen.
Camiira, die einstige Herrin des westlichen Siegels. Ihren Namen, wie auch ihre Natur sind uns einzig aus den Legenden und historischen Aufzeichnungen der Tivar Kharr´assil bekannt und so müssen etliche Dinge eher zusammengereimt werden, denn als wirkliches Wissen betrachtet. Mit der Natur ihres Amtes geht einher, dass sie wohl einst die selbe Krone trug, welche Marien, ebenfalls später Nyame des Westens auch trug und mit welcher der Weltenbrand ausgelöst wurde. Heute trägt die Herrin des Ostreiches, Felicia, diesen Reif der Macht.

Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass Camiira als Person voller Güte war und auch eine liebende Mutter wie auch Ehefrau. Nicht einmal die Texte der ewigen Schwerter leugnen, dass der Antreib Camiiras Unsterblichkeit zu erlangen ihre Liebe zu ihrer Familie war. Auch läßt sich selbst heute in ihrem Verhalten eine gewisse Mutterliebe feststellen, wenngleich sie diese auf die Ankorianer des Untoten Fleisches ausgeweitet zu haben scheint.

Als Neches´re ihres Amtes erwählte sie Jevahis Abendstern, welcher bis heute als edelster und angesehenster Neches´re Mitrasperas gilt und als ein Liebling der Elemente. Eine derart starke Person zu ihrem Kelch erwählt zu haben sagt wiederum viel über die Persönlichkeit der Nyame aus, welche offenbar keine Sorge hatte mit zwei derart starken männlichen Personen konkurrieren zu müssen, wie es ihr Gatte und ihr Kelch waren. Camiiras Schritt in die Verdamnis wurde über ihre Vertraute Rancalla eingeleitet, welche sie bat, einen Weg zu finden, ihren Söhnen und ihrem Gatten an Alterslosigkeit gleich zu sein. Diese Rancalla stellte offenkundig den Kontakt zu König Gawan her, welcher in einer frühen Episode der Nechatonforschung war und Camiira nur zu gerne an seinen Forschungen teilhaben ließ. Das Gawan zu jener Zeit auch Mitglied des Paktes der Neun war, war Camiira selbst vermutlich nicht bewusst.

Sie bediente sich Gawans Forschungsstandes und vollzog an sich selbst die Riten des ewigen Unlebens und erhoffte sich so wohl eine Ewigkeit in Glückseligkeit mit ihrer Familie. Was folgte wurde obig bereits ausführlich dargelegt und Camiira fand ihr vorläufiges Ende unter der Hand Jevahis Abendsterns. Doch wurde Camiiras Geist wohl nach der Öffnung des vierten Siegels als einer der ersten wieder erweckt und sie nahm ihren Platz in der Sozialstruktur des Untoten Fleisches als Epis Corpa, einer sehr hohen klerikalen Dienerin der Knochenkönigin ein. Das Camiira als Mächtige unter den alten Herrschern ernsthaft jener Pseudoreligion anhängt darf hier aber nicht geglaubt werden. Vielmehr müssen wir davon ausgehen, dass Camiira irgendeine Art von Handel mit Gawan oder der Knochenkönigin schloss und heute wie damals eher eigene Interessen verfolgt, als jene des Untoten Fleisches als Ganzes.
Ein Beweis für diese Schlussfolgerung erscheint mir der Zusammenschluss mit Argus, welcher zusammen mit Quinto Selaros und eben Camiira durch das Portal zum Ratiosiegel schritt.

Über den heutigen Charakter der als Geißlerin bekannten Camiira muss wohl zusätzlich gesagt werden, dass man ihr einen ausgeprägten Hass gegen Männer, wie auch gegen tumbe und Unüberlegte Gewalt und auch die Tivar Kharr´assil als Gruppeirung nachsagt. (Zwischenrufe) Wie? Oh, ja… natürlich… Vergebung. Wie mein Kollege völlig zu Recht einwirft soll diese Vorlesung auf den Ratiokrieg beschränkt sein… Verzeihung. Etwaige Spekulationen bitte ich zu ignorieren.

(Dieser Text ist eine Abschrift aus der ursprünglichen Wanderbibliothek der Ouai)