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Expeditionsbericht

Tag 1 der Expedition

Wir sind vor einigen Stunden an unserem Lagerplatz angekommen. Die Zelte sind aufgebaut und über dem Feuer hängt bereits ein gut gefüllter Kessel. Diese kleine Lichtung ist perfekt gelegen für unsere weiteren Vorstöße, nahe genug an dem Gebiet, welches wir erkunden wollen, aber doch noch auf bekanntem Boden. Der Führer, der uns bis hierhin geführt hat, ist schon wieder zurück zu den Seinen. Er schien sich unwohl zu fühlen unter den Bäumen. Das wurde deutlich, je weiter wir in den Wald vordringen. Die anderen Mitglieder dieser Expetition sind weit mehr der Erde verbunden. Pflanzenkundige, Gesteinskundler, Magier. Alle sind gespannt darauf, was es in den Tiefen des Waldes zu entdecken gibt. Morgen geht es los!


Tag 2 der Expedition

Wir sind aufgebrochen, sobald das Licht der Sonne den Waldboden erhellte. Es wird wohl einige Stunden vor Mittag gewesen sein. In diesem Bereich schafft es der Goldene Wagen immer noch, seine Strahlen durch das Blätterdach zu uns zu senden. Nach einigen Stunden Fußmarsch machten wir die erste Rast und ich hatte Zeit, mir die Pflanzen näher anzusehen. Auch wenn wir noch weit vom Herz des Waldes entfernt sind, sind die Bäume hier uralt. Ihre Stämme sind dick und die knorrigen Äste knarzen im Wind. Das leise Rascheln der Blätter klingt fast wie ein Flüstern. Weiter sind wir heute noch nicht vorgedrungen. Die nächsten Tage werden wir erstmal die nähere Umgebung erkunden und nach geeigneten Lagerplätzen Ausschau halten, bevor wir uns mehr als einen Tagesmarsch vom Hauptlager entfernen.


Tag 5 der Expedition

In den letzten Tagen ist nicht viel Berichtenswertes passiert. Wir haben uns langsam weiter in den Wald vorgewagt. Morgen werden wir uns in drei Gruppen aufteilen und noch tiefer vorstoßen. Wir werden zwei oder drei Nächte nicht im Hauptlager verbringen, sondern weiter im Wald und danach wieder zusammentreffen. Ich bin voller Vorfreude ob der Wunder, die mich erwarten. Meinen Kollegen geht es ebenso, bis auf einen der Gesteinskundler namens Tharsi. Ihn plagen böse Träume, seit wir den Wald betreten haben. Doch von seiner schlechten Stimmung lassen wir anderen uns nicht anstecken. 


Tag 7 der Expedition

Am gestrigen Tag sind wir gut vorangekommen und konnten ein gutes Stück in den Wald vordringen. Doch nun scheint sich das Glück gegen uns gewandt zu haben. Obwohl die Bäume viel des Tageslichtes vom Waldboden fernhalten, wird das Unterholz immer dichter. Immer wieder ist uns der Weg versperrt und wir müssen kehrt machen. Schließlich haben wir aufgegeben. Ich habe noch einige Zeichnungen zu Pflanzen angefertigt, die mir vertraut aber doch sonderbar vorkommen, dann machten wir uns auf, zurück zum Hauptlager. Morgen sollten wir es erreichen. Hoffentlich hatte eine der anderen Gruppen mehr Glück bei der Suche nach einem Weg in den Wald.


Tag 8 der Expedition

Wir haben das Lager erreicht. Von den anderen beiden Gruppen ist noch niemand zurückgekehrt. Ich wage zu hoffen, dass sie erfolgreicher waren als wir.


Tag 9 der Expedition

Die zweite Gruppe ist am heutigen Morgen zurückgekehrt. Sie scheinen die Nacht durch gewandert zu sein. Ihre Kleidung ist verschmutzt und zerrissen. Doch wenn wir sie fragen, was ihnen zugestoßen ist, schütteln sie nur die Köpfe. Offenbar sind meine Kollegen durch und durch Akademiker und das harte Leben einer wahrhaften Expedition in unbekanntes Gebiet nicht gewohnt. Wir werden ihnen eine stärkende Brühe kochen, um ihre Lebensgeister wieder zu wecken. 


Tag 10 der Expedition

In der Nacht wurden wir durch einen Schrei geweckt. Es war Tharsi, der wohl wieder aus einem seiner Träume hochschreckte. Doch diesmal war es schlimmer. Er schien wie von Sinnen, ließ sich durch nichts beruhigen und wich vor uns zurück. Er rannte schließlich davon. Ob aus dem Wald hinaus oder in den Wald hinein, konnten wir nicht sagen. Jetzt bei Tageslicht werden wir einen Trupp zusammenstellen und ihn suchen. Zum Glück ist Galbra, einer unserer Magier, in der Lage, seine Spur zu verfolgen. Ich habe mich dem Suchtrupp angeschlossen, immerhin ist Tharsi ein Mitglied derselben Akademie wie ich und ich fühle mich verpflichtet, ihm zu helfen. Wir folgten seiner Spur. Erst schien sie aus dem Wald hinaus zu führen, doch jetzt geht es immer weiter hinein.


Tag 11 und 12 der Expedition

-fehlt-


(gefunden am Herzbaum unter einem Schädel)

Fortsetzung von Teil 12

…Teil der Gruppe zum Hauptlager zurückkehren soll, um den Anderen zu berichten. Wir werden also morgen zu dritt die Suche nach Tharsi fortsetzen. Vielleicht erfahren wir dabei auch mehr über das Schicksal unserer dritten Gruppe.

 

Tag 13 der Expedition

Der Marsch wird immer mehr zu einem Kampf. Wir versuchen unseren Weg durch das Unterholz freizuhacken, aber es ist wie verhext. Mein Kopf fängt an, mir Streiche zu spielen. In der Stille des Waldes meine ich immer wieder Stimmen zu hören. Leises Flüstern. Zornig. Zischend. Doch es kann nur das Rascheln der Blätter gewesen sein. Auch wenn ich keinen Windhauch spüre, der sie zur Bewegung bringt. 

Die Luft ist stickig, leben keine Tiere hier? Seit dem Mittag höre ich keine Vögel mehr. Nur das Schnaufen des Magiers. Kostet es Galbra so viel Kraft, Tharsis Spur zu verfolgen?


Tag 15?

Ist es schon der 15. Tag oder noch nicht? Oder ist es schon länger her? Das Licht verhält sich komisch, dämmrig, ohne erkennbar dunkler oder heller zu werden. Ist es Tag, ist es Nacht? Ich weiß es nicht. Galbra hat Tharsis Spur verloren. Wir müssen zurück, auch wenn es mir schwer fällt, einen Kollegen der Gnade der Elemente zu überlassen. Uns wird bald das Wasser ausgehen. Wir können nicht weiter. Unsere Vorräte sind verschwunden. Galbra hätte Wache halten sollen. Doch hat ihn der Schlaf übermannt. Immerhin ist das Wasser uns noch geblieben.
Weiter, immer weiter. Ein Baum gleicht dem anderen. Unsere Kleider sind zerrissen und die Kratzer nicht mehr zu zählen. Was sehne ich mich nach der Behaglichkeit meiner Schreibstube. 


Wir haben Rima gefunden. Sie war in der dritten Gruppe. Ihr Körper lag halb unter einem Busch versteckt. Fast hätten wir sie übersehen. Was hat sie nur umgebracht? Hat sie giftige Beeren gegessen? Vor ihrem Mund ist Schaum. Ihre Augen weit aufgerissen und die Glieder krampfhaft verzogen. Ich kannte sie kaum. Ihr Spezialgebiet war, wie auch das Meine, Pflanzen. Wir müssen sie zurücklassen. Können ihr nichtmal ein Grab bereiten. 


Die letzten Tage der Expedition

….Diesmal habe ich es mir nicht eingebildet! Stimmen. Gelächter.
Galbra hat es auch gehört. War es Tharsi?

Gehen wir den richtigen Weg oder tiefer in den Wald hinein? Galbra kann kaum noch alleine gehen. Ist es seine Magie, die ihren Preis fordert, oder dieser Ort? Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus, aber ich kann keine natürliche Ursache für seine Schwäche erkennen. Ich werde diese Nacht alleine Wache halten müssen.

Ich weiß nicht, welcher Tag es ist und wie lange wir schon umherirren. Ich kann in der Nacht keine Wache mehr halten, ohne Schlaf fehlt mir die Kraft zu gehen. Heute früh haben wir das letzte Wasser getrunken. Meine Hoffnung, diesen Wald lebendig zu verlassen, schwindet. Aber vielleicht werden meine Aufzeichnungen gefunden und dienen Anderen als Warnung.

Galbra hat die Nacht nicht überstanden. Wieder muss ich einen Kameraden in diesem verfluchten Wald zurücklassen. Nun wandere ich alleine zwischen den Bäumen in dieser unnatürlichen Stille. Oder auch nicht allein. Ich spüre, wie ein Blick auf mir liegt, jedem meiner Schritte folgt. Auch wenn ich Haken schlage, renne, ich kann ihn nicht abschütteln. Ich fürchte mich vor der kommenden Nacht. Sie wird meine Letzte sein. 


Ein Wald so tief, so dunkel und stumm, die Wege schwer, die Pfade krumm.

Wer dort einmal geht hinein, wird für immer verloren sein

Die Bäume wollen den Weg Dir weisen, hörst Du sie flüstern mit Stimmen ganz leise?

Folge ihnen, vertrau auf Dein Glück, und Du kehrst nimmermehr zurück.