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Über die Herkunft des Kessels

“Lange ist es her, dass ich eine solche Freude verspürt habe. Nein, Freude ist kaum das richtige Wort, es ist vielmehr ein Gefühl der absoluten Macht! Ja, ich fühle mich mächtiger als je zuvor!

Ich habe es gefunden, das “Herzstück”, das Artefakt der Legenden. Der Kessel, er steht vor mir, und vibriert förmlich vor Magie. Seine Kraft ist blendend, selbst für mich, so viel Potential steckt in ihm!

Er sieht so harmlos aus, mundan fast, aber wenn es ist, wie die Legenden sagen, dann musste das “Herzstück” in eine mundane Form gepresst werden, um seine Macht zu kontrollieren. 

Aber ich muss mich zügeln! Viel Arbeit ist diesem Erfolg vorausgegangen, aber viel Arbeit wird noch folgen. Jetzt gilt es, die wahren Fähigkeiten dieses Artefakts zu erforschen und sie dann meinem Willen, meinen Zwecken zu unterwerfen!
Wenn ich zurückdenke an jene Ereignisse, die mich hierhin geführt haben, könnte man fast denken, das Schicksal höchstselbst wollte mir diesen Sieg verschaffen! Das erste Glück, das ich damals noch nicht zu schätzen wusste, war die zufällige Begegnung mit dem Verfasser des Tagebuchs auf dem Geisterfelsen, damals, als ich noch versuchte, die Unsterblichkeit zu erlangen. Als ich es seinen toten Fingern entriss und einem meiner Freunde, die für meine Forschungen ihr Leben ließen, mit ins Grab gab, ahnte ich noch nicht die Rolle, die dieses Buch meinen Plan, den Süden zu erobern, spielen würde!

Als ich einem der Flottenfürsten gegenüber meine Bedenken äußerte, dass das Erheben der Untoten außerhalb Mitrasperas nicht ohne weiteres gelingen würde, erwähnte er die Legende der drei Schwestern und die Existenz eines mächtigen Artefakts das mit dieser Legende verbunden sei, und ich wurde hellhörig. 

Ich erinnerte mich mit einem Mal, dass ich darüber in diesem Buch gelesen hatte, damals auf dem Geisterfelsen! Der Verfasser des Tagebuchs hatte sein Leben der Suche nach dem Artefakt gewidmet. Da wurde mir klar, ich musste zum Geisterfelsen zurückkehren, nach all den Jahren, nicht nur um das Versprechen gegenüber meinen alten Freunden zu erfüllen, sondern auch, um jenes Tagebuch wieder zu erhalten, das ich einst dem Verfasser entriss und mit meinen Freunden begrub. 

Und auch, wenn die verfluchten Siedler es schaffen, gemeinsam mit den Atteronern die Sturmwache zu halten, so erledigen sie doch letztlich die Aufgabe, die ich meinen Untoten gegeben hatte, selbst, indem sie das Buch aus seinem magischen Versteck bargen und so für meine Schemen sichtbar machten. Danach war es ein Leichtes, es zu mir bringen zu lassen!

Dann wandelte ich auf den Spuren des Verfassers, dieses elenden Pechvogels, der auf dem Geisterfelsen eine Zuflucht suchte und nichts als den Tod durch meine Hand fand. Mit dem Wissen aus dem Buch begann ich, uralte Texte der Skargen zu durchforsten und Berichte abzugleichen, und letztlich gelang es mir, das Schicksal des Kessels zu erschließen. 

Er hatte sich lange in verschiedenen Händen Rhînlands befunden, wanderte von Anführer zu Anführer als Geschenk oder Trophäe oder Kriegsbeute. Als dann jedoch der große Krieg der Magier über die Welt hereinbrach, wurde eine schwerwiegende Entscheidung getroffen - um zu verhindern, dass ein solch mächtiges Artefakt jemals in die falschen Hände geriete, versenkte man den Kessel samt Schiff und Crew im Meer. 

Es war ein Leichtes, die geschmackvolle Mischung aus Leid und Terror der ertrunkenen Crew zu finden, war sie doch unübersehbar mit der blendenden Kraft des Artefakts vermischt. Danach war es an den Skargen, dieses mächtige Instrument zu bergen und zu mir zu bringen. Wahrlich, die Allianz mit diesen auf den ersten Blick ungezügelten Wilden, entpuppt sich mehr und mehr als Bündnis für die Ewigkeit!

Und nun steht er hier, der Kessel, der uns unbesiegbar machen wird! Ha! Und welch köstliche Ironie, dass man einst versuchte, ihn vor denen zu verbergen, die sie später Alte Herrscher nannten, nur damit er nun, nach all dieser Zeit, in den Händen ihrer Kinder landet.”