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Brief über die Banner der Tugend

Liebe F, 


Ich sende dir hiermit die Banner unserer Tugend, auf dass du sie gut verwahrst. Du weißt, sie schmerzen mich zu sehr, denn sie erinnern mich an den Krieg, den wir verloren haben. Vielleicht kannst du sie dort, wo das mächtige Konstrukt steht, als Mahnmal errichten, auf dass unsere Tugenden nie vergessen werden. 


Vielleicht kannst du ihnen Schreine errichten, damit könnte man sie sogar wieder mit Energie beladen, falls kein Knotenpunkt von Kraftadern vorhanden ist. Du weißt ja, dass Dinge, die den Tugenden entsprechen, bei solchen Schreinen Energie erzeugen, die direkt in das magisch gewebte Banner ziehen! 


Aber lass es nicht in die falschen Hände geraten! Einige von ihnen sind während der Schlachten an den Feind geraten, der es mit seiner verfluchten Magie erfüllt hat, wie eine Perversion unserer Tugenden! Aber all jene, die bei dir ankommen, sollten gereinigt sein, solange sie also einen Schrein besitzen, an dem sie stehen können, sollten sie von der Energie der Tugend erfüllt bleiben!


Ich hoffe, unsere Nachfahren werden diese Banner ehren, denn viel Blut wurde unter ihnen vergossen, für die Freiheit der Gedanken und der Magie! Suchen sie nicht gerade nach Aufgaben, die diejenigen erfüllen sollen, die dereinst in den Süden zurückkehren wollen und dafür das Konstrukt nutzen? Wenn wir jemals zurück nach Sarkan gehen, dann unter diesen Bannern! Denn wer unsere Tugend nicht ehrt, der sollte das Konstrukt niemals kontrollieren können!


Ach F. Verzeih mir. Ich verliere mich in Wut und Trauer… 


Es verbleibt, 

Dein E.


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“Ich versuche mir vorzustellen, wie unsere Nachfahren einst vor diesem Konstrukt stehen. Werden sie verstehen, was es gekostet hat, es zu bauen? Werden sie verstehen, warum wir bereit waren, alles zu geben, um einen Durchgang in den Süden freizuhalten? Ich kann nur hoffen, dass wir ihnen unseren Hass vererben, damit sie eines Tages die Banner erneut erheben werden, um nach Sarkan, dem Ort unserer Schande, zurückzukehren, stärker als jemals zuvor!

Das ist der Grund, warum wir es versiegelt haben, das Konstrukt. Wir wissen nicht, wann es geöffnet werden wird. In einem Jahrzehnt? In einem Jahrhundert? Werden wir tausend Jahre auf diesem Kontinent verweilen, ehe wir die Kraft gesammelt haben, unsere Rache zu nehmen? Werden wir es sein, unsterblich, zu Göttern erhoben durch die Macht der Elemente, die diesen Kontinent so potent durchströmen? Oder werden es unsere Kinder und Kindeskinder sein, denen wir unseren Hass mit ins Blut gegeben haben?

Wer auch immer in der Zukunft hier stehen wird, um zurückzukehren, muss sich den Prüfungen stellen. Nur wer sie bestehen kann, wird unsere Rache in die Welt tragen können! Ich bete, dass wir nicht verweichlichen, nicht fett und zufrieden werden, sondern niemals aufhören, die Magie in all ihren Facetten zu nutzen, neue Grausamkeiten zu entwickeln, neue Arten der Folter und der Vernichtung, die wir als Rache hinaus in die Welt tragen werden!

Noch pulsiert die Energie in diesem Konstrukt, wie ein Herzschlag, wie etwas wahrlich Lebendiges, wie es der Kontinent ist, an den wir es geknüpft haben. Aber dereinst, wenn die Aufgaben erfüllt sind, wird endlich Stille über diesen Landstrich einkehren, wenn das Konstrukt seinen Dienst erfüllt hat. Man sagt, die Barriere, die es weiter im Süden aufrechterhält, die Passage in den Süden, wird vier Jahreszeiten brauchen, ehe sie gänzlich gefallen ist. 

Einen Zyklus Zeit also haben wir, um uns nach dem Fall der Barriere vorzubereiten. Ein Jahr, um alles drauf vorzubereiten, über Sarkan und dann die Welt herzufallen. Ich bete zu den Elementen, dass ich diesen Tag miterleben darf. Ich will meine Hand in das Land senken und jedes letzte bisschen Macht aus ihm herausziehen. Ich will die Wälder verwelken und die Sterne erlöschen sehen. Ich will, dass die Flüsse rot vor Blut werden, ehe sie jämmerlich versiegen. Und zuletzt, wenn Sarkan, dieser elendige Kontinent der Gezügelten verreckt ist, will ich die letzten Maßvollen bis an die Grenzen Mitrasperas zerren und ich will ihnen zeigen, welche Macht sie verschenkt haben, will ihnen einmal den Blick in das pulsierende Herz dieses Kontinents gewähren, damit sie weinen und flehen und betteln, ein Teil von ihm zu werden, ehe ich sie zurück in ihr totes Land werde, wo sie elendig verenden sollen.

Das Konstrukt pulsiert, ruhig und besonnen. Ich kann warten. Ich bin geduldig. Der Tag wird kommen.”