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Yersenias Tagebuch

Heute wurde ein unglaublich interessanter Mann von der Nyame zum Sh’Yquay ernannt. Ich habe schon von Ihnen gehört, doch bisher ist mir keiner von ihnen begegnet. Das wird sich aber anscheinend nun ändern. Er hat einen Aquatempel errichten lassen und das direkt im Garten seines Hauses. Der Tempel ist für alle offen. Ich bin sehr gespannt, wie es dort aussieht. Morgen werde ich einmal zu dem Tempel begeben.

Es war wundervoll. Ein überdachter Ort und überall fließt Wasser, stürzt in Kaskaden über Steine. Flüstert, murmelt, rauscht und grollt und all das zusammen ergibt eine Symphonie. Ich könnte ewig dort ausharren, zumal Aeris dort frei tanzen kann, so dass nichts das Lied auf ihren Schwingen stört. Ich habe fast den gesamten Tag im Tempel verbracht. Nie hätte ich geglaubt, dass ein anderes Element so in mir würde Singen können wie Aeris. Und er ist mehrfach ebenfalls am Tempel gewesen. Stets umgeben von einer Traube von Menschen.

Im letzten Zyklus des Silbernen Wagens war ich insgesamt 10 mal in dem Aquatempel. Ich scheine ihm aufgefallen zu sein. Und er hat sich offenbar die Mühe gemacht, heraus zu finden, wer ich bin. Er begrüßte mich heute persönlich und er hat mir eine Jir’Firuh geschenkt. Vielleicht bin ich ja doch nicht so unscheinbar und unbedeutend für einen so großen Mann!

Die Nyame mit Ihren Hochämtern hat heute großen Schaden vom Reich abgewendet. Er wurde dabei verletzt. Und er hat nach mir, Yersinia, schicken lassen. Nach mir einer unbedeutenden kleinen Schreiberin in der Bibliothek der Nyame. Mein Herz platzt vor Stolz und Sorge, denn seine Wunden waren schrecklich. Auch hatte ich kaum Gelegenheit bei ihm zu sein. Seine Berater haben mich weg geschickt. Er bräuchte Ruhe! Ich kann Darles nicht ausstehen. Irgendetwas an dem Mann ist seltsam und ich werde das Gefühl nicht los, als würde er den Sh’Yquay ins Unglück stürzen wollen.

Er verbringt immer weniger Zeit mit mir und immer mehr Zeit mit Darles. Dabei lieben wir uns doch, das kann jeder in der ganzen Stadt sehen. Warum nur entgleitet er mir?

Heute hätte ihn eine seiner Entscheidungen fast das Leben gekostet und was noch schlimmer ist beinahe wären durch seine Schuld zwei Dutzend Kinder gestorben. Lediglich das Beherzte Eingreifen des Sanyean’To rettete die Kinder.

Er will mich nicht sehen. Er ließ mir durch Darles ausrichten ich würde ihn ablenken und das könne er jetzt nicht gebrauchen. Und ich sei Schuld an der Entscheidung des Sh’Yquay heute. Ich beginne Darles zu hassen. Er ist ein grausamer Mann und er genießt es diese Grausamkeiten zu verbreiten. Warum nur mag mein Liebster dies nicht wahrhaben oder sehen.

Ich sehe ihn immer seltener. Heute hat er mir sogar gesagt ich wäre unter seiner Würde und vor allem weit unterhalb des Standes mit dem er sich abgeben würde. Was nur hat ihn so verändert. Vorher schien er nichts gegen ein Aeris- Kind zu haben. Ich habe daraufhin ein langes Gespräch gehabt mit Darles. Erst dachte ich er würde hinter allem Stecken, doch er leidet genau so unter der Veränderung meines Geliebten wie ich. Er hat mir vorgeschlagen, dass ich versuchen solle selbstbewusster zu werden. So dass ich ihm wieder in die Augen schauen könne. Vielleicht könne mir ein Alter Mann da weiter helfen. Er hätte einen Freund in einer der benachbarten Städte, der sich hervorragend auf die Heilkunst und die Pflanzen verstünde. Vielleicht, wenn ich lernen würde seine Wunden zu versorgen, vielleicht kann er mich dann wieder mehr achten und auch lieben. Ich werde in den nächsten Tagen aufbrechen. In der Stadt halte ich es ohnehin nicht aus.

Meine Reise war erfolgreich. Der alte Mann war zwar etwas seltsam, doch er hat ein gutes Herz und er ist ein großer Heiler. Er hat mich unterrichtet in der Heilkunst und auch in der Kunst mit Pflanzen umzugehen. Der Respekt, mit der er mit den Kranken und ihren Krankheiten umgeht ist etwas seltsam, doch vermutlich ist es nur sein Alter. Andererseits hilft auch mir der Respekt, den er mir beigebracht hat. Ich bin nicht länger Schreiberin in der Bibliothek.

Ich wurde bei einigen Heilern in der Stadt aufgenommen, die mich weiter unterrichten. Heut habe ich ihn endlich wieder gesehen und es ist etwas besser geworden. Wir lieben uns noch immer und er behandelt mich nicht mehr ganz so schlecht. Vermutlich ist mein Status als Heilerin nun endlich ausreichend hoch um ihm doch eine würdige Gefährtin werden zu können. Einzig die Blicke, wie mein Volk ihn betrachtet machen mir Sorgen. Er ist so weit entfernt von meinem Volk, dass es schon schmerzt eigentlich sollte er doch ihr Vorbild und ihre Stütze sein!

Und auch die anderen, die seines Standes sind, betrachten ihn mit sehr kritischen Augen. So wie sie auch mich betrachten.Ich bin geflohen! Warum nur? Was genau ist geschehen? Ich habe mich zwischen meinen Liebsten gestellt und eine Lona, die er ohne wirklichen Grund strafen wollte. Was genau geschehen ist, ist wie in einem Nebel. Fast als wäre nicht ich es gewesen, die reagiert hat. Ich wollte doch nur meiner Liebe näher sein und einer Mutter helfen und nun bin ich es die vor ihrem Geliebten fliehen musste. Und was noch schlimmer ist ich kann meinen Hass auf ihn nicht länger bekämpfen, dabei sollte doch dort Liebe sein. Ich werde weiter gehen und Heilen, wie es mich der Alte Mann gelehrt hat. Die Frau und Ihrem Kind sind in Sicherheit bei Freunden des Alten.

Endlich weiß ich und endlich verstehe ich. Ja ich bin was ich bin und ich diene der Pestilenz. Ich Yersinia, eine aus dem Elementarvolk der Luft Es ist richtig so die Schwäche des Aquamagiers, des Sh’Yquay hat deutlich gezeigt, dass sie zu schwach sind. An uns sollte es sein über das Land und das Volk zu herrschen in Güte und dem Land die Heilung bringend. Er wird dafür bezahlen mich und das Volk so behandelt zu haben. Und seine Seele und die Erben seiner Seele werden noch für seinen Verrat an mir und dem Volk bezahlen! Der Pestilenz werde ich auf ewig folgen.