Der Tempel der Ewigen Eintracht
Es erfüllt mich der Aufgang des Strahlens mit innerer Wärme – einige Geschöpfe sind nach langer Zeit, die sie mir, der ihrer sich als Vater ob als Mutter fühlt, doch Trauer bereitet haben, die ich vor ihnen nicht in weltliche Worte fassen hätte können, ans Herz gewachsen, so ich mich im Verborgenen halte und mich ihnen nicht zeigen möchte, um sie nicht durch Ehre und der Ehrerbietung abzulenken von den Aufgaben, die ihnen zugedacht sind. Ich sehne mich danach, in ihre Augen zu sehen und ihnen meine Liebe zu zeigen, aber ich wollte sie nicht beeinflussen und ihren Willen trüben ob verändern. Sie sollten klaren Verstandes sein und offen für die Vereinigung, sollten sie sich selbst dafür entscheiden. Ihr freier Wille sollte sie ohne Beeinträchtigung leiten, so wie ich es meinem Sohn Timson von Anbeginn gewünscht hatte, um ein Leben zu führen, das nicht im Kleinen noch im Großen beeinflusst, sondern vollkommen ihr eigenes ist.
Die Esdalphia oder Edalphi, deren Namen sie selbst gewählt haben, waren in aller Augen die schönen und zarten Geschöpfe und ich bekam ihretwegen viel Anerkennung, so mir doch die Schöpfung der Linesti immer als wunderbares Beispiel der Schönheit vorgehalten wurde. Ebenso schön, doch verborgen durch die Trennung der Ebenen, sind die Eliondari, für meine Augen ebenso wunderbar und für sich und ihre Umgebung ebenso grazil gelungen. Es war eine wunderbare und obgleich nicht vorhersehbare Wunderlichkeit, dass alles so kam, wie ich es nie hätte planen können. So erfüllte sich wohl doch der Wunsch der Selbstbestimmung ihrer, indem sie nicht den von mir vermuteten Weg durchs Leben wählten. Obwohl ich, wenn ich sie jetzt von hier betrachte, doch auch ihre Wege verstehen kann, so stimmte es mich doch über alle Maßen traurig, dass sie nach so langer Zeit in Frieden und voll solcher Freude und Neugier für ihre Umwelt und die anderen Völker doch auch ihre dunklen Seiten mit solcher Härte entdecken und entwickeln mussten.
Aber ich sehe es als etwas, das wohl auch in unserem Wesen liegt, in ihnen wieder, so sie sich doch in fünf Gruppen teilten, die jede für sich doch anders war. Es ist wohl auch in ihrem Sinne gewesen, sich verschiedene Orte unserer Welt auszusuchen, um sich eben nicht weiter bekämpfen zu müssen. Warum nur die Esdalphia die fünf Strömungen widerspiegelten und nicht ihre Brüder und Schwestern der Ebene ist mir aufgrund ihrer Beschaffenheit klar geworden. Sie mussten sich früher oder später etwas aneignen, das sich in ihre Körper, zusätzlich zu ihrer eigenen Seele, gesellt. Vielleicht hätten sie, wenn sie vorher aufeinander getroffen wären, doch einiges verhindern können, aber ich bin meinem Vorsatz treu geblieben, sie nicht zu beeinflussen. Sie kämpften und mein Leiden war unbeschreiblich, sie starben durch die Hände ihres eigenen Volkes, andere zwar aus anderen Landstrichen, aber doch aus ihrem eigenen Volk. Ich kann und konnte es nicht ertragen, mir dies für immer anzusehen. Das Licht der Energie brachte mich zu ihnen zurück und was ich sah, wäre mein Untergang gewesen. Ihr Blut war überall, ihre Werkzeuge, die Kraft, die ich ihnen in die Wiege gelegt hatte, und sie wendeten sich gegen sich selbst. Der Quin'Heeneth, wie sie ihn nennen, war und ist ein Wort, das nicht der Brutalität und Zerstörung gerecht wird, welche er beschreibt. Tiefster Gram und Selbstzweifel trieben mich. Hatte ich das verursacht, war ich in letzter Instanz der mordende Vater, der ihr Schicksal nicht hatte vorhersagen können und darum sich den tausenden von Toten schuldig gemacht hatte? Wären nicht in ihrem, durch alle Sphären getragenen, Leid, welches sich in einem, durch ihren wütenden Krieg hervorgerufenen, fürchterlich strahlenden Lichterstrahlen über alle Ebenen ausdrückte, eben die Kinder meiner Schöpfung auf der Ebene ihrer Brüder und Schwestern aufmerksam geworden und hätte dies mich nicht aus der Trauer gerissen, wie eine feste Hand, so wäre ich vermutlich an Gram gestorben.
Die Neugier darüber, ob die Eliondari zu Hilfe kommen würden oder wie sich ihre Aufmerksamkeit auf die sich bekriegenden,Esdalphia auswirken würde, war meine Rettung. Und das Wunder war perfekt und ich erlöst, als das Unglaubliche geschah und sich die Eliondari aus freien Stücken zur Vereinigung und zur Rettung des ihnen völlig fremden Volkes entschieden. Unbeschreiblich meine Freude und tiefempfundene Zuneigung zu meinen Geschöpfen, die nach so langer Zeit des Krieges und der Pein und so nahe ihrer eigenen Vernichtung doch so tapfer stand hielten und sich gegenseitig vor dem Untergang bewahrten. So traurig ich vorher gewesen war, so stolz war ich nun. Es war eine Wonne, ihnen bei der gemeinsamen Entwicklung danach zuzusehen und sie zu belauschen. Die fünf Esdalphia-Gruppen kamen zusammen und ihre Anführer entschieden, den Tag des Zusammenkommens als Tag der Ewigen Eintracht zu benennen. Sie machten diesen zu ihrem Feiertag und so wurde es auch meiner, den ich jeden Tag zu ihrer Ehre feiere, wenn ich auf sie herabblickte. Die Esdaphia – Palan, Iphael, Toria, Lod und Shiam – stellvertretend an der Führung ihrer Strömungen – entschieden einen Tempel zu bauen, den sie Tempel der Ewigen Eintracht nannten, und ich konnte meine Tränen der Freude nicht zurückhalten. Es war auch mein Tempel, obwohl ich mich dessen nicht würdig fühlte, denn letztendlich hatte nicht ich sie bewahrt, sondern ihr freier Wille. Nie wieder sollte es Krieg unter ihnen geben, nie wieder die Hand erhoben werden unter ihresgleichen.
Ich kniete nieder und berührte den Tempel in der Dunkelheit mit meinem Finger und gab ihm meinen Segen, ohne dass sie davon wussten.
Von diesem Tag an nannte ich sie nicht mehr bei dem Namen, den ich ihnen gegeben hatte, sondern bei dem, den sie selbst gewählt hatten. Edalphi.
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