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Greifen im Wind

Träume, immer wieder diese Träume.

Leere dunkle Gänge, mit hohen Bögen und Kratzspuren im Marmorboden, Kammern zu jeder Seite. Sie öffnen sich und ich gehe in einer großen Halle auf die einzige Lichtquelle zu. Ein fernes, dumpfes Tageslicht, am Ende des nächsten Durchgangs. Meine Schritte hallen wieder und ich höre das Echo wie ein lautes Rascheln von Blättern im Wind. Dann, am Ende des Durchgangs, ein Abgrund, Fels der steil in die Tiefe abfällt… statt zu fallen wache ich auf.

Sand, Hitze, ewige Weite. Der Durst quält, die Schläuche sind längst aufgebraucht. Nur nicht im Kreis laufen, den Verfolgern in die Arme, nicht in die Sonne blicken und ihrer Macht erliegen. Flucht, nur dieser Gedanke zählt. Die Schultern schmerzen, die Schritte werden fahrig. Mein Fuß bleibt im losen Sand hängen, ich strauchle, doch noch falle ich nicht. Weiter, der nächste Schritt, kein Blick zurück. Der Stein, dröhnt es in meinem Kopf, denk an den Stein. Langsam, findet die Hand zur Tasche, nestelt, sucht. Der runde, flache Stein, kaum einen Daumen groß. Mein Finger berührt ihn, doch nur der Wille bekommt ihn zu fassen. Dann endlich, die Hand aus der Tasche ziehen, nicht stehen bleiben, weiter immer weiter. Die Hand geht zum Mund, der sich zäh öffnet, aus irgendeinem seltsamen Grund klappern die Zähne. Der Stein schmeckt trocken und sandig wie die Luft, nicht ausspucken jetzt, Wille und weitergehen nicht stehen bleiben. Den Hustenreflex kann ich nicht zurückhalten, doch der Stein bleibt im Mund. Doch dann scheint der letzte Speichel sich um ihn zu legen, ein wohliges Gefühl der Feuchte breitet sich im Mund aus, als Spende der Stein selbst Wasser. Doch weiter, immer weiter! So geht es, Schritt für Schritt, meiner Freiheit entgegen. Wieder ein Stolpern, doch diesmal kann ich mich nicht abfangen, ich sehe den Sand auf mich zustürzen. Den Boden berühre ich nicht, zwei Klauen greifen um meine Schultern, ein schwarzer Schatten umfängt mich. Ein Windstoss ist das letzte was ich fühle… dann wache ich auf.

Alarmschreie dringen an mein Ohr, die Zeltbahn wiegt leicht im Morgenwind. Waffen klirren, ich springe auf, wie in einem eingespielten Tanz, nach den Schwertern, dem Helm und dem Gürtel greifen, die Rüstung trage ich seit Tagen schon. Schlachtenlärm übertönt fast die Befehle, der Feind stürmt heran. Die ersten Blicke verschwimmen im Gegenlicht der roten Sonne. Doch meine Schritte gehorchen dem Befehl. Der Rahk hebt sein Schwert, links, sehe ich ihn aus der Sonne treten, es zischt herunter, doch dann entweicht seinen Zügen die Glätte, am Hals bildet sich eine Wölbung und die Spitze eines Pfeils bricht durch. Der Hieb war mächtig genug mich zu töten, doch die Klinge schlägt, ziellos geworden, gegen meine Schulterplatte und gleitet daran ab. Wer den Pfeil abgeschossen hatte, konnte ich nicht erkennen. Im wilden Durcheinander zwischen den Zelten kämpfen Naldar und Rahks, ein Verfehmter fällt durch meine Schwerter, als er sich nach seinem Heerführer umblickt. Langsam scheint sich Ordnung einzustellen, der Schwarm formiert sich außerhalb des Zeltlagers neu, es ist nicht vorbei. Der Windreiter ruft die Tural da Sien, auch meine Hadschin Marien Mitstreiter sammeln sich beim Banner des Sturmreiters.