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Ser Giovanni der ins Rufhorn blies

Es begab sich, dass ein reisender Krieger in ein Dorf kam. Das Dorf war klein und ich schon längst in Vergessenheit geraten, aber seine Heldentaten leben weiter!
Sein Name war Ser Giovanni, de “Eiserne”. Es war schon spät am Nachmittag und er trat vor eine Hütte und klopfte an.
“Hee! Ich bin ein Reisender und suche Unterkunft.”
Niemand antwortete auf sein Klopfen und Rufen, egal wie viele Türen Ser Giovanni ablief.
So betrat der Krieger den Dorfplatz und was er dort vorfand, was geisterhaft! Vor ihm war das gesamte Dorf versammelt und alle starrten auf ein Podest. Dort saß ein wunderschöner Mann in einer dunklen Robe, dem alle huldigten.
Als Ser Giovanni auf sich aufmerksam machte, wurde es still. Der Mann mit dem schönen Gesicht stand auf und bedeutete der Menge zu schweigen.
“Ruhe, meine Kinder.” sein Blick wandte sich zu Ser Giovanni: “Du, bist du gekommen, um mir zu huldigen und meine Schönheit zu preisen?”
Ser Giovanni hatte viel gesehen und noch viel mehr erlebt. Drachen hatte er erschlagen und Riesenspinnen gejagt, aber das, ja nun das war eine Farce! Es musste hier mit Magie zugehen, dem gefährlichsten Übel dieser Welt!
Der schwer gerüstete Eiserne zeigte mit einem Plattenhandschuh auf den Zauberer und rief: “Ich war gekommen um zu rasten, doch jetzt sehe ich, dass ich nicht rasten kann, wenn finstere Magie ohne Grenzen gewirkt wird! Ich werde dich bezwingen, garstiger, böser Magier!”
Der Magier kicherte erst und fing dann an hämisch zu lachen: “HAHAHAHAHAH Du und welche Armee? Willst du all diese Unschuldigen erschlagen mit deinem mächtigen Schwert? Ich denke nicht … PACK IHN!”
Sogleich setzten sich die Massen in Bewegung um Ser Giovanni zu packen. Ser Giovanni nahm seinen Helm ab und schwang seine blonde Mähne erst von rechts nach links und dann von links nach rechts. Der Krieger musste bemerken, dass der Magier Recht hatte: Wie könnte er nur Unschuldige niederstrecken?! Also ließ er sein mächtiges Schwert in der Scheide ruhen, und sodann ergriff er sein Rufhorn und blies einmal, zweimal, dreimal, sodass es durch den umliegenden Wald tönte. Hoffentlich würde die Inquisition kommen und ihn und das Dorf retten!
Die Massen stürzten sich nun auf ihn. Hände packten, wo sie nur zu greifen vermochten. Der Giovanni, ein großer Held, stark wie kein Zweiter, vermochte sich für kurze Zeit mit seinen Fäusten zu erwehren. Einem Mann gab er einen deftigen Klaps auf den Hinterkopf mit seiner Linken, zwei weitere Männer schleuderte er beiseite mit seiner Rechten, drei Frauen stieß er von sich mit seinem linken Fuß… Doch am Ende waren es doch zu viele für den großen Helden.
Über ihm wurde es dunkel, auch die Sonne ging schon unter. Sollte das sein Ende sein?!
Ser Giovanni dachte ein letztes Mal an seine Geliebte Esmeralda und wollte mit seinem Leben abschließen… ja und dann ertönte ein noch viel dumpferes Horn als das seine! Und jetzt hörte er auch noch Hufe!
Die Inquisition! Sie waren gekommen!
Oder doch nicht? Die kontrollierten Bauern und Bürger wichen plötzlich zurück, gaben den Weg frei mit kalten toten Augen. Ser Giovanni wischte sich Blut aus dem Gesicht und wollte aufstehen, da sah er, was sich näherte. Das Vieh, alle Tiere des Dorfes und auch die Pferde waren gekommen. Auch sie hatten leere, kalte, tote Augen. Die Pferde, die gewohnt waren, schwere Baumstämme zu ziehen und den rauen Acker zu pflügen, mehrere hundert Kilo schwer und mit dicken Hufen. Die Schafe, viele an der Zahl mit keinen spitzen Hufen. Die Schweine, gewohnt Essensreste zu zerreißen und alles zu fressen, was man ihnen vorwarf. Und sie kamen näher. Unaufhaltsam. Und während Ser Giovanni noch versuchte sich aufzurappeln, da traten schon die ersten Hufe zu. Der am Boden liegende schrie. Und er schrie immer noch, als die Schweine ihn erreichten. Und dann hörte man nur noch schmatzende und nasse Geräusche.
Als die Inquisition schließlich kam um zu sehen, wer das Horn geblasen hatte, was das Dorf leer und nur eine große Blutlache inmitten von matschigen Fußabdrücken von Mensch und Tier war auf dem Dorfplatz zu sehen. Was mit dem Magier und den Bewohnern geschah, weiß niemand.