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Frau Lottchen, die sich die Zunge nicht verbieten ließ

Frau Lottchen war ihr Name und das ist ihre Geschichte! Hört gut zu, denn sie hat Gutes getan!
Vor langer Zeit, da lebte eine schon längst sehr alt gewordene Frau in einem kleinen Haus in einer kleinen Stadt an einem kleinen Wald.
Frau Lottchen war in jeder Hinsicht eine alte Frau wie man sie kennt. Streng aber fair, hart arbeitend und immer ein Stück Apfelkuchen für die Nachbarskinder oder scharfe Suppe für die Arbeiter der Stadt übrighabend. Sie hatte keine Nachkommen und etwas Geld zurückgelegt, womit sie nichts anzufangen wusste. Ihren Lebtag versuchte sie anderen mit Essen eine Freude zu bereiten.
Aber der entscheidende Unterschied zu allen anderen alten Frauen dieser und jener Welt war Frau Lottchens treues Herz, welche ihr bedeutete im richtigen Moment das Richtige zu tun!
Es war ein Tag, an dem es wieder frischen Apfelkuchen für die Kinder gab und die Wäsche schon aufgehangen war. Die Dämmerung setzte bereits ein, als Reiter in die Stadt kamen! In Purpur und Gold ritten sie ein! Es waren die Helden der Inquisition, die jene welche vor dem Missbrauch der Magie schützen! Gerne waren sie gesehen, wenn sie mal wieder einkehrten. Frau Lottchen bereute es schon fast, dass sie den Apfelkuchen in Gänze an die Kinder verteilt hatte.. dann dachte sie, dass sicherlich genügend gute Bürger die Gelegenheit ergreifen würden, der Inquisition etwas Gutes zu tun!
Also kehrte Frau Lottchen zurück in ihr bescheidenes Haus, lächelnd und summend wie eh und je, und machte sich daran, ein Süppchen zu kochen. Mit viel Pfeffer! Frau Lottchen mochte ihr Essen gern scharf, ja das weiß man heute noch. Auch wenn die Suppen der Frau Lottchen eine ganz andere Geschichte sind!
Die war gerade dabei die geschälten Kartoffeln zu schneiden, als es an der Türe klopfte. “He, lass mich rein, ich bin doch bloß ein armer Lump und haben Hunger!” rief es durch die geschlossene Tür. Frau Lottchen dachte sich dabei nichts. Schließlich kamen jeden Tag arme Lumpen um etwas Essen. Sie kochte gerne und geben tat sie sowieso immer was sie übrighatte. Also öffnete sie die Türe, doch was sie dort erwartete, war gar kein armer Lump! im Gegenteil!
Es sprang sie ein bewaffneter Mann an, mit langem Bart, in dem viele Perlen verwoben waren, in einer schwarzen Kutte. Sein Gesicht war bösartig und vernarbt, das konnte man erkennen, ein Schuft!
Der Fremde legte seine schartige, verzierte Klinge an den Hals der Frau Lottchen und er zischte: “Du gibst keinen Mucks von dir! Verstanden! Sonst schneide ich dir die Kehle auf und lass dich ausbluten wie ein Schwein, du alte Fettel!”
Frau Lottchen schluckte und nickte.
Der Mann nahm das Messer von ihrer Kehle und schaute zum Suppentopf. “Was kochst du da für einen Mist? Egal, ich habe Hunger, ich werde machen, dass es mir schmeckt, HAHA!” lachte der Mann hämisch.
Dabei schwang er sein Messer und wie durch Magie erhoben sich die Zutaten und das Kochgeschirr in die Luft. Auf einmal bereitete sich das Essen selbst zu und die Luft knisterte nur so!
Viel interessanter war jedoch, was in der Frau Lottchen passiert sein muss und das werden wir niemals herausfinden, wir können es nur erahnen.
Ob nun der Beleidigung gegenüber ihrer Kochkünste wegen, dem unerlaubten Gebrauch ihrer Küche, oder gar wegen des Hexens in ihrem Haus, wir werden nicht wissen, was dazu geführt hatte, dass Frau Lottchen dieses, womöglich ihr letztes, Wort in die Nacht hinausschrie: “Inquisiiiiiiitiiiiiiiiiohohohohohon!”
Da verstummte ihr Schrei abrupt, als die Klinge des Mannes ihr die Kehle aufriss und sie blutend zu Boden warf.
“Du blöde Fuchtel! Was hast du getan?! Ich habe doch gesagt, du sollst das Maul halten! Jetzt hast du die Inquisition auf mich aufmerksam gemacht und sollst dafür verbluten!” schrie der wütende Unhold sie an.
Doch es kam anders, denn Frau Lottchen sollte an diesem Abend nicht verbluten.
Nur ein paar Augenblicke der Ruhe verstrichen, in denen Frau Lottchen keuchend am Boden lag und der Mann unentschlossen hin und her blickte und Formeln in sich hinein murmelte. Kreise und Formen aus magischer Energie begannen sich auf dem Boden abzuzeichnen. “Abra Kazenga, Zululu Bum Bernd!” formulierte der Magier vor sich hin, so muss es gewesen sein! Damit wollte der Magier sich bestimmt gegen die Inquisition wehren, und das hätte vielleicht auch funktioniert, wäre er nicht unterbrochen worden, als die Tür aus den Angeln getreten wurde und ihm entgegenfiel!
Im Rahmen standen sie! Die Helden! Die Inquisition!
“Ergreift diesen Rüpel, der sich an alten Frauen vergeht! Rettet Lottchen!” rief der vorderste Inquisitor. Seine Mitstreiter strömten in den Raum und schlugen den Unhold mit kalt geschmiedeten Runen nieder, während Frau Lottchen mit einem Zauber geheilt wurde, der alle Kerzen im Raum erlöschen ließ.
Als die Kerzen wieder angezündet wurden und der Tumult sich beruhigt hatte, lag Frau Lottchen auf ihrem kleinen Bettchen. Der Großinquisitor beugte sich über sie und gab ihr fürsorglich einen Schluck zu trinken.
Der Inquisitor sprach, als Frau Lottchen ihn fragend anschaute und keinen Ton aus ihrem Mund bekommen wollte: “Frau Lottchen, wir haben unser Bestes getan dich zu heilen mit unserer Zauberei, aber wir konnten nur dein Leben retten.. Deine Stimme wirst du für immer verloren haben, denn die Klinge des Wichts schnitt zu tief. Der Magier verliert heute seine Magie, seinen Hexer Hände werden wir entfernen mit kalt geschmiedetem Stahl und die Stümpfe mit dem Salz veröden. Er wird Buße tun um Kloster. Magie gilt es zu kontrollieren und dafür sind wir da. Frau Lottchen. Wir danken dir, dass du uns riefst, wie du es tatest. Du hast einem gefährlichen, bösen Magier das Handwerk gelegt!
Die Magie ist in Maßen zu verwenden, verantwortungsvoll. So soll es sein.”
Frau Lottchen erholte sich von ihrem Kehlschnitt, dank der behutsamen Zauberei in Inquisition. Bis zu ihrem Ableben kochte sie ihre feurige Suppe und backte ihren Apfelkuchen. Auch wenn jetzt der Andrang an Menschen, der sie besuchen wollte, umso größer war! Schließlich wollte jeder die berühmte Köchin und Heldin gesehen haben, die der Inquisition half einem mächtigen bösen Magier das Handwerk zu legen!