Brief an den Abt Margilanz
Lieber Margilanz, mein Funke
Ich schreibe dir, weil ich weiß, dass ich dich nimmer wieder sehen werde.
Deshalb habe ich diesen Brief in deine Robe eingenäht, die dir die Inquisition als Büßergewand gab. Hoffentlich wirst du ihn eines Tages finden, oder er wird herausfallen und jemand wird ihn dir geben, so wie es das Schicksal eben will. Ich möchte dass du an mich denkst und mich nimmer vergisst, jetzt wo du in die Abtei gehst. Und ich habe dir noch etwas zu sagen, mein liebster Margilanz, ich habe mich zu etwas Schwerem entschieden. Auch ich werde in Abstinenz verweilen und mir nimmer mehr Liebe suchen, denn du bist mein Einziger, mein Liebster, mein treuer Funken.
Ich tue das natürlich nur um zu schützen, denn sollte noch etwas mehr Liebe in mein Herz fahren, so denke ich liebster Funke, würde es platzen und ich würde versterben.
Kannst du dir mein süßes Kichern vorstellen wenn du das liest?
Das hast du immer so geliebt. Ich hoffe meine Tränen beschädigen das Papier nicht oder verwischen die Tinte.
Jetzt wo du gehst werde ich nimmer mehr lieben, nur dich für immer und ewig.
Ich will dass du zurückdenkst an die Zeit am Bach unter der Trauerweide. Wir saßen auf einer kleinen Schaffelldecke, die ich mitbrachte und aßen Weintrauben und weichen Käse. Der Mohn in der Ferne wehte im Wind und du gabst mir den ersten süßen Kuss.
Da hattest du schon das Schicksal besiegelt und ich dich in mein Herz geschlossen.
Es wurde kalt und du berührtest eine kleine Schale mit deinen schönen glatten Händen, hach waren wir jung, so jung… Aus der Schale, entsprang ein ruhiges kleines blaues Feuer. Erst erschrak ich, aber ich nahm dich wie du warst, mit allen deinen Ecken und Kanten. Du warst und bleibst mein Funke.
Erinner dich an diesen, unseren ersten Moment. Trage ihn in deinem Herzen und ich werde es auch tun.
Ich liebe dich auf immer.
Deine Mohnblume Marcella
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