Aufzeichnung 83
11. Rolle, 4. Fach, 3. Regal, 5. Gang, 6. Ebene, Scriptorium 2 der Feste Hassnord
Zu einer längst vergangenen Zeit.
Aufgezeichnet von Scriptor Vinicius Enotarius
Brüder, diese unglaubliche Ketzerei und diesen maßlosen Bruch mit der ewigen Flamme kann ich nicht unbeschrieben geschehen lassen. Von Unfassbarem und Frevelhaftem wird hier die Rede sein, auf dass es alle wissen mögen. Aber ich muss mich nun fassen und euch berichten, was sich kaum Vorstellbares tatsächlich nun zugetragen hat. Bereits vor längerer Zeit wurden, zur einfacheren Verwaltung aber auch zum Schutze vor möglichen Feinden, die Ländereien der Ignis auf dem Südenkontinent Mitrasperas durch dort direkt vor Ort befindliche Statthalter beaufsichtigt. Diese sind neben der Rechtsprechung und dem Verbreiten des einzig wahren Glaubens Ignis auch zum Führen der dort ansässigen Truppen der Legion verantwortlich.
Anduin vir Fortis, Statthalter und treuergebener Diener der Flamme, Bewahrer der Flamme des Südes berichtete bereits vor längerem, dass sich im Lande eines Terra-zugehörigen Flecken Erde, eine sonderbare Form von Bürgerkrieg entflammt sei. Er sei sich über die Sicherheit des ihm unterstellten Landes nicht sicher. Nach mehreren gemeldeten Übergriffen auf die Bauern und Gehöfte an den Grenzen der Ländereien, zog Anduin vir Fortis mit einer ausgewählten Truppe gegen den unbekannten Feind. Von den Bewohnern dieser Grenzlande waren keine Leichen zu finden. Den Worten eines tumben Alten kann jedoch keine Beachtung geschenkt werden. Er faselte etwas von eisigen Kriegern, in Schwärze gehüllt und kalten Klingen aus Stahl. Auch erzählte er von seinem Bruder, den er gesehen haben wollte, wobei jener bereits mehrere Monde verstorben war. Aber ich schweife ab.
Die letzten Zeilen, die uns von Anduin erreichten, sind missdeutig und geben kein klares Bild der Lage. Was nun eintrat, war die Übernahme der Provinzgeschäfte durch seine beiden Söhne: Gareth und Torius. Gareth vir Fortis, gläubiger Ignispriester und flammender Prediger des wahren Wortes, hatte nicht viel übrig für diese eher weltliche Aufgabe und übergab sie seinem Bruder. Torius vir Fortis, neuernannter Statthalter des Landstriches, meldet bereits vor geraumer Zeit die Reife seines einzigen Sohnes Gaius, welcher durch Ignis Gnaden in die Legion eingetreten war und Ihn im Kampfe gegen jene sonderbaren Kreaturen unterstützen solle. Sein Eheweib war bei der Geburt verstorben.
Als weitere Übergriffe von den Landstrichen der Grenze gemeldet wurden, war es an der Zeit, in den Kampfreihen der Legion diesem Feind entgegen zu treten. Hier beginnt es nun, dass die Aufzeichnungen von unseren Brüdern und Schwestern berichten, welche sich aus den Gräbern erhoben und angriffen. Dieser ignislästerliche Tatbestand lässt meine Seele erschaudern. Doch weiter. Torius, welcher sah, dass diese ignisfernen Gegner einer abnormen Struktur folgten, wie es bei den geführten Einheiten bekannt ist, wusste insgeheim, dass es nur die Möglichkeit gab, den feindlichen Anführer zur Strecke zu bringen, um wieder Frieden in der angrenzenden Region einkehren zu lassen. So zog er aus, mit seinen Waffenbrüdern und dem Ignispriester des Landes, diesen unbekannten Widersacher zur Strecke zu bringen.
Mehrere Scharmützel wurden geschlagen bis die Legion jenen Sir Shawn Osric, ein ehemals terraverbundener Adliger, in eine Enge gedrängt hatte. Ein Gebirgspass, welcher aufgrund des ewig heulenden Windes als Klagenpass in den Karten verzeichnet ist, sollte die entscheidende Möglichkeit bieten. Während die Legion auf der einen Seite des Passes, diese, weder lebendigen noch toten, Geschöpfe aufrieben, umging Torius, sein Sohn Gaius, Eracius sowie einige Legionäre die Klippen, um den Rückzug zu verhindern. Die Gebete des Ignispriesters hallten von den Wänden des Passes und die Gesänge der Legion waren weit zu hören, als der Anführer unvermindert vor Ihnen stand. Gaius, wild und ungestüm in seiner Jugend, griff mit einigen Legionären sofort an. Die Flamme brannte in ihm und er wollte diesen Feind, der soviel Leid über das Land seiner Väter gebracht hatte, vernichtet sehen. Die heiligen Worte seines Onkels in den Ohren und die gesprochenen Gebete der Legion vermischte sich mit dem Heulen und Klagen des Windes. Ignis, welche durch diese innigen Anrufungen selbst eingriff, sandte ihren heiligen Odem und verbrannte in einer Feuersäule die Stelle, auf welchem sich der Kontrahent befand. Die Macht Ignis ist groß und so wurden auch einige der Angreifer von den Flammen erfasst. Dieses mächtige Zeichen der Macht Ignis beendete somit diesen Kampf.
Doch man berichtet, dass Torius, der mit eigenen Augen sah, wie sein einziger Sohn in den Flammen Ignis sein Leben gab, als ein anderer von diesem Pass herabstieg. Sein Bruder beschwor ihn, diese Gnade Ignis, seinen Sohn höchstselbst geholt und ihn an die ewigen Feuer gleitet zu haben, zu preisen. Die Briefe von Gareth an einen befreundeten Priester aus Weihezeiten zufolge, wurde Gaius nicht verbrannt, wie es eigentlich üblich war. Er wurde beerdigt, in einer Gruft, wie es von den terragläubigen praktiziert wird. Auch Torius zog sich in den Mauern der Burg zurück. Nächtens sah man ihn oft bei der Gruft und erst im Morgengrauen kehrte er in seine Gemächer zurück. Den Tag schlief er und die einzige Gesellschaft, die er zu sich ließ, war Antonius Ogmore, ein wohlhabender Händler, welcher Einfluss innerhalb der Ländereien hatte. Dessen Sohn ließ bei einem Angriff auf die Wagen seines Vaters sein Leben. Dieser Schmerz des Verlustes, den beide miteinander verbanden, trieb jedoch Torius fort von seinem Bruder und dem Glauben an Ignis. Die wahrlich schlimmste Tat war der Verrat, den er dann an uns begangen hat. Wenige Monde nach dem letzten Besuch kehrte Antonius zurück. Mit ihm gemeinsam umrundete eine Schar von Untoten das Gemäuer. Als Torius in die Eingangshalle trat um sich der Gefahr zu stellen, traute er seinen Augen nicht. Gaius stand vor ihm, den Zweihänder in der Hand blickte er ihn ausdruckslos an. Doch, anstelle der Tilgung dieser unheiligen Existenz des Sohnes durch die Klinge des Vaters, ließ jener die Waffen fallen. Und was nicht geschehen sollte, geschah. Der Sohn stieß die Klinge in den Leib Torius und beendete somit das Leben des eigenen Vaters. Gareth, welcher im Tempel von Gaius aufgesucht wurde, erkannte den Weg, der ihm bestimmt war. Das Feuer Ignis, durch die Gunst der ewigen Flamme, entzündete in den heiligen Hallen den Leib Gareths und zerstörte so neben Gaius auch einen Großteil des Herrschaftssitzes.
Die ignislästerliche Tat endet jedoch nicht an dieser Stelle. Torius, dieser unglaubliche Frevler an Ignis, kehrte von den ewigen Feuern zurück und soll sein Knie vor einem Laird gebeugt haben. Wenig ist ab hier überliefert worden, doch die letze Nachricht aus seiner eigenen Feder, wie das Siegel beweist, bezeugt sein Entsagen von Ignis und der, seinen Worten nach, törichten Schöpfung. Dieser Narr. Er nennt sich nun Sir Turion of Blackcoast. Brüder, wenn Ihr jenem Verblendeten begegnet, zeigt ihm die Macht Ignis und sendet ihn in die Schwärze der Nacht.
Für Ignis, die uns die Wärme des Lebens und den Funke der Erkenntnis schenkt.
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