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Das Ritual von Tuan'Kor

Dies ist die Beschreibung des Rituals von Tuan’Kor, welches durchgeführt werden soll, im Gedenken an Archon Abarchas und um seinen letzten Willen zu erfüllen.

 

Die Vorbereitung

Das Ritual bedarf sehr guter Vorbereitung, die fängt bei der Auswahl des Symbionten und der zu vereinigten an und hört bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts auf.

Schon im allerersten Lebensstadium eines Boro’Madar entscheidet sich, ob er sich zu einem Symbionten, Arbeiter oder Jäger weiterentwickeln wird. Teils wird es durch die Umweltbedingungen bestimmt, teils von den Brutpflegern.

Wird für einem Boro’Madar in einer ersten Lebensform entschieden, dass er ein Symbiont wird, so wird er von allen anderen Boro’Madar abgesondert und zusammen mit den anderen Symbionten-Anwärtern in eine spezielle Brutkammer gegeben. Dort leben und entwickeln sie sich in speziellen Nährlösungen zu Symbionten. Symbionten sind ein kompliziertes Nervengeflecht mit der Fähigkeit, sich in einen Wirt humanoider Form einzunisten und sich mit dessen Nervensystem zu verbinden. Bei diesem Vorgang durchläuft der Wirt psychische also auch physische Metamorphosen, die unterschiedlich stark ausfallen können. Physisch reichen sie von einer Hautverfärbung bis zu Auswüchsen aus Chitin, psychisch sind die Veränderungen drastischer, die Persönlichkeit des Wirtes und des Symbionten verschmelzen komplett, eine neue Persönlichkeit entsteht. Im besten Falle behält die neue Persönlichkeit die Erinnerungen beider Individuen, im schlimmsten Falle hat die neue Persönlichkeit gar keine Erinnerungen mehr an ihr vorangegangenes Leben. Erlangt der Symbiont eine bestimmte Reife, wird für ihn ein Wirt gesucht. In vergangenen Zeiten stellten immer die Narech Tuloch die Wirte, aber generell ist wohl jede humanoide Rasse dafür geeignet. Absolute Voraussetzung ist die Freiwilligkeit und körperliche und geistige Gesundheit. Der Wirt muss beschwören, dass er aus freien Stücken gewillt ist, sich mit einem Symbionten der Boro’Madar zu vereinigen.

Bevor er sich vereinigt, wird ihm ein Mentor zur Seite gestellt, Der ihm vor der Entscheidung und bis nach der Vereinigung helfend und beratend zur Seite steht. Der Mentor, meist ein Vereinigter, in Ausnahmefällen aber auch ein Boro’Madar, klärt den Anwärter über alle Folgen der Vereinigung auf. Hat sich der Anwärter entschieden, wird er über die Prozedur der eigentlichen Vereinigung unterrichtet.

Nachdem der Anwärter seine Freiwilligkeit ausdrücklich erklärt hat und er von seinem Mentor über die Prozedur der Vereinigung aufgeklärt wurde, wird er einen Tag und eine Nacht sich selbst überlassen. In Meditation soll er sich nochmal sein Leben, seine Persönlichkeit, sein jetziges Ich sich in sein Bewusstsein rufen: Er nimmt Abschied.

Ritualhelfer und Zeremonienmeister bereiten unterdessen die Höhle der Vereinigung vor. Steht dafür keine Höhle zur Verfügung, wird der Zeitpunkt der Vereinigung auf den Moment festgelegt, wo Licht und Dunkelheit zugleich auf der Erde weilen (Sonnenuntergang).

Licht und Schatten in friedlicher Eintracht, so friedlich sollen Symbiont und Wirt verschmelzen.

Ein Altar wird bereitgestellt, auf der die Schale mit der Nährlösung und dem Symbionten stehen wird. Der Boden wird gereinigt und ein Teppich wird ausgelegt. Fackeln leuchten den Platz aus und rundherum sind Trommeln verteilt.

Zuschauer versammeln sich rechts und links hinter den Trommlern/Ritualhelfern, die den Weg zum Altar säumen. Hinter dem Altar wartet der Zeremonienmeister.

Der Mentor und drei weitere Boro’Madar geleiten den Anwärter bis in die Mitte des Platzes, dann reihen sie sich bei den Trommlern und Ritualhelfern ein.

Die Trommeln schlagen bis dahin wild, arhythmisch und unkoordiniert, doch so langsam einigen sich die Trommler auf einen bestimmten Rhythmus. Es hört sich an wie ein Herzschlag, das hörbare Symbol des Lebens.

Bei seinem Namen wird der Anwärter vom Zeremonienmeister gefragt: „Ich frage Dich im Schoße der Erde, Terra geweiht, bist Du aus freiem Willen hier, um den Symbionten der Boro’Madar zu empfangen und Dein Leben in den ewigen Kreislauf des Seins und Nichtseins einzufügen?“

Dann folgt die zweite Frage: „Du hast Deine Freiwilligkeit bekundet. Bist Du nun bereit, den Symbionten zu empfangen?“

Die Antwort lautet: „Ja.“

Diese Fragen wurden natürlich schon vorher geklärt, aber sie gehören zu dem alten Ritual, wie auch die Trommeln.

Nun bietet der Anwärter die Stelle dar, die als Eintrittsstelle des Symbionten am geeignetsten ist. Meistens ist es der Nacken, aber manchmal kann es auch an anderer Stelle des Körpers sein.

Der Zeremonienmeister tritt an den knieenden Anwärter heran und zwei Ritualhelfer bringen die Schale mit dem Symbionten.

Der Zeremonienmeister streicht ein duftendes Öl auf die Stelle, wo der Symbiont in den Körper eintreten wird. Mit blanker Hand greift er dann in die Schüssel, holt den Symbionten heraus und setzt ihn an.

Da der Eintritt des Symbionten in den Körper des Anwärters sehr sehr schmerzhaft ist, wird der Anwärter von kräftigen Händen festgehalten, damit er sich sein vor Schmerz windender Körper nicht verletzt.

Die Tuan’Kor ist vollzogen. Der neue Vereinigte Boro’Madar wird in wein Gemach gebracht, wo er sich erholen kann. Sein Mentor steht ihm während der Phase der Neufindung zur Seite.

Erwacht der neue Vereinigte Boro’Madar das erste Mal nach seiner Vereinigung, verkündet er seinen neuen Namen.

Schreiberling Naitan
im Dienste von Archon Gerowian

(Dieser Text ist eine Abschrift aus der Raetische Volksbibliothek)