Direkt zum Hauptinhalt

Über das neutrale Banner und die Hüter des Ausgleichs

Es herrschte Krieg zwischen der ersten und der zweiten Schöpfung.Es war ein gerechter Krieg, ein notwendiger Krieg. Solange, bis er nicht mehr auf weit entfernten Schlachtfeldern geführt wurde, sondern direkt unter uns. Solange, bis jene, die dem Land und dem Volk zu Diensten verpflichtet waren beschlossen, zu herrschen. Solange, bis wir unsere Felder brennen sahen, in den Ruinen unserer Heime nach dem wenigen suchten, das uns noch blieb. Solange, bis unsere Väter und Söhne in den Dienst an der Waffe gezwungen wurden, bis sie in einem Krieg starben, den sie nicht wollten. Solange, bis nicht unsere Feinde Tod und Verderben über uns brachten, sondern jene, in deren Schutz wir uns gestellt hatten.

In diesem Krieg der zwei Seiten erhob sich ein drittes Banner, eines der einzigen, alles umfassenden Schöpfung. Es war das Banner Mitrasperas, ein Banner unter dem sich alle versammelten, die sich noch immer dem Land verpflichtet fühlten und beschlossen, sich gegen die Herrschaft der einstigen Diener Mitrasperas zu erheben. Es war das Heer der Freien. Ein Heer der Neutralität. Aber auch ein Heer von Bauern und Schmieden, von Handwerkern und Deserteuren. Es war frei von jeglicher Unterstützung und frei von jedweder Hoffnung, gegen die großen Mächte bestehen zu können. Aber es war auch ein Heer von Verzweifelten, von denen, die nichts mehr zu verlieren hatten außer einer Zukunft, die nichts wert war. Und daher kämpften sie erbittert und mit allem, das sie hatten. Und in ihrer Verzweiflung suchten sie nach Wegen, ihren Feinden gegenüber einen Vorteil zu haben. Einige von ihnen führten Rituale durch und schworen Eide, wie es die Nyamen und Archonten des Landes taten. Doch statt ihres Geistes und ihrer Seele, banden sie sich mit ihrem Blut an das Land. Sie schufen ein Band, das mächtiger war als jedes vorherige. Sie wurden eins mit dem Land und schöpften aus seiner Kraft, im Austausch dafür, dass sie mit jedem Atemzug für das Land kämpfen und, wenn es denn sein musste, auch für das Land sterben würden.

Fortan war ihr Ziel nicht mehr der Kampf gegen die zwei Schöpfungen, deren Streit die Leben so vieler Unschuldiger forderte, sondern der Kampf gegen alles, was drohte Mitraspera zu verletzen und zu vernichten. Und das war der Krieg an sich. Sie strebten nach Frieden, sei es mit Wort, Schild oder Schwert.

Oft zogen sie unter dem Banner der Neutralität in die Schlacht, manchmal aber auch unter dem Banner einer Schöpfung, eines Herrschers oder einfach unter ihrem eigenen. Und noch öfter zogen sie unter keinem Banner, kämpften auf keinem Schlachtfeld sondern agierten ungesehen und außerhalb der Gesetze. Sie sind die Hüter des Ausgleichs.

Isambard Sibelius von Karthun

Bannerträger der Freien und Hüter des Ausgleichs