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Isambard Sibelius von Karthun

Viele haben sich bereits bei mir oder meinen Brüdern und Schwestern über Isambard erkundigt. Mache interessierten sich für ihn als Relikt aus einer alten vergessenen Zeit, andere für ihn als den ersten Hüter einer neuen Ära. Wenige interessierten sich für ihn als den einfachen Soldaten und Gelehrten, den Mann, der er einst war und irgendwie immer noch ist.

Seine Geschichte ist, wie viele Geschichten eine, die es wert ist erzählt zu werden. Dennoch bin ich es müde, sie ständig zu wiederholen, denn es hält mich von meiner wertvollen Arbeit ab. Daher habe ich beschlossen, sie niederzuschreiben und mit ihr alles Wissen, dass ich über Isambard Sibelius von Karthun zusammen getragen habe, seien es seine eigenen Worte oder die anderer.

Geboren wurde er als einziges Kind einer wohlhabenden, jedoch nicht sonderlich einflussreichen Familie, welche seit Generationen in einem Gebiet um den Berg Karthun lebte. Daher auch der Name.Zu jener Zeit herrschte bereits Krieg zwischen den zwei Schöpfungen. Wie die meisten seiner Freunde brannte auch er darauf, sich zu verpflichten, für Ruhm und Ehre zu kämpfen und den Verfemten Elementen den Garaus zu machen. Es war jedoch der Wunsch seiner Eltern, die großen Lehrstätten Mitrasperas zu besuchen um die Geschichte, Politik und Religion des Landes zu studieren. Sie glaubten nicht daran, dass der Krieg allzu lange andauern würde und erhofften sich für ihn, dass er eine große Zukunft in den Diensten der Archonten und Nyamen haben werde. Zudem waren sie liebevolle und besorgte Eltern, die sich immer wieder ausmalten, wie ihr Sohn auf einem Schlachtfeld Isambard teilte die Meinung seiner Eltern nicht, so wie viele junge Männer glauben, es besser zu wissen. Doch er beugte sich ihrem Willen und mehrte sein Wissen. Er war ein gelehriger Schüler, doch ohne Fokus. Daher erregte er niemals die besondere Aufmerksamkeit Schlimmer wurde es, als er Ilyena traf. „Sie hatte braunes Haar, mit dem Duft von Rosenblättern, und Augen ebenso braun und so tief, dass ich in ihnen ertrank ohne Aussicht auf Rettung.“

Jeder Mann weiß, welche Macht die Frauen über uns haben. Und Isambard war keine Ausnahme. Er schwänzte Lehrstunden und vernachlässigte seine Studien. Stattdessen verbrachte er die Zeit mit ihr. In ihrer Gegenwart war nichts wichtig außer das Hier und Jetzt, lediglich bestehend aus den beiden. Das erfreuliche dabei ist, dass sie seine Gefühle im gleichen Maße. Doch viel Zeit blieb den beiden nicht. Schon bald rückte ein Heer des schwarzen Eises durch das Gebiet. Die Truppen, welche die Schwärme abfangen sollten wurden vernichtend geschlagen. Entweder sandten die Elemente zu wenige Soldaten oder das Eis zu Ilyena gehörte zu denen, die nicht entkommen konnten. Dies war der Tag, an dem Isambard das Buch niederlegte und das Schwert ergriff. Er verpflichtete sich für die Armeen der Elemente um gegen den Feind zu kämpfen. Seine Eltern waren nicht glücklichmit seiner Entscheidung, doch sie fanden keine Worte, die ihn davon abbringen konnten.

Schnell stellte sich heraus, dass Isambard kein guter Soldat war. Seine Ausbildung hatte ihn gelehrt, selbstständig zu denken und zu hinterfragen. Seine Kraft reichte nicht aus um schwere Rüstungen

über lange Zeit zu tragen und sein Umgang mit dem Schwert war vor allem für jene gefährlich, die an seiner Seite standen. Und dennoch überlebte er seinen ersten Einsatz. Er war Teil eines kleinen Trupps, ausgesandt um eine Gruppe von Verrätern zu töten. Dabei kamen sie durch eine vollständig niedergebrannte Siedlung der Naldar. Er erfuhr, dass einige Tage zuvor die Truppen der Lona Akata durch das Dorf marschierten und die Bewohner in den Waffendienst zwangen. Jeder der sich weigerte wurde als Verräter hingerichtet. Das Dorf brannten sie nieder, damit es nicht in die Hände des Feindes fallen würde. „Wir standen in den schwarzen abgebrannten Ruinen von Ruhalla. Die Verräter ketteten sie an Pfähle und übergaben sie ebenfalls den Flammen. Ihre verkohlten Leichen konnten wir sehen, gekrümmt von Schmerz und bei lebendigem Leib vom Feuer verzehrt ……. unser Kommandant forderte uns auf, weiter zu gehen. Wir verweigerten den Befehl, begruben sie und erwiesen ihnen die letzte Ehre.“ Geschichten wie diese hörte er noch weitere Male und ihm wurde klar, dass die Streiter der Elemente in ihrem Kriegswahn mit derselben Brutalität und Skrupellosigkeit vorgingen, wie die von ihnen bekämpften Verfemten Soldaten.

„Von diesem Moment an verweigerte ich mich dem Dienst an den Elementen, denn auch an ihren Händen klebte schwarzes Blut! Sie kämpften auf dieselbe Weise wie die Verfemten und für die selben Dinge. Nicht für den Frieden, sondern für Macht und die Herrschaft über alles, was da ist.“ Er schloss sich dem neutralen Banner an, einem Zusammenschluss jener, die nicht für die Elemente oder die Verfemten stritten, sondern für das Land selbst. Jene, deren Stimmen so leise waren, dass sie im Schlachtenlärm untergingen, doch deren Stimmen so zahlreich waren, dass ihr gemeinsamer Ruf die Feinde des Landes erzittern Isambard's Platz im Heer war beim Banner. Er trug es dorthin, wo die Streiter der Neutralität gebraucht wurden. Seine Aufgabe war es, standhaft zu bleiben und niemals nachzugeben. Durch seinen Mut, seine Bereitschaft sich für die Sache hinzugeben und sein Wissen wurden die Hüter des Ausgleichs auf ihn aufmerksam. Sie machten ihn zu einem der ihren und vertrauten ihm den Schild des Ausgleichs an, ein mächtiges Artefakt, welches ihm helfen sollte, das Banner und seine Kameraden zu schützen.

Eines Tages führte er das Banner gegen die Ölige Pestilenz auf das Schlachtfeld. Der Kampf war schwierig und der Gegner gefährlich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist einen solchen Feind zu bekämpfen. Dies war seine letzte Schlacht.„Ein Auserwählter der Pestilenz stellte sich uns entgegen und er trug eine Waffe bei sich, die wir noch nie zuvor gesehen hatten. Ich erinnere mich nur noch an einen feinen Nebel und unglaubliche Schmerzen. Danach verlor ich das Bewusstsein und, wie ich jetzt weiß, auch mein Leben. Lange Zeit schwebte ich in Dunkelheit, fähig zu denken doch nicht zu handeln. Ich war mir sicher, dies sei die Strafe für mein Versagen. Ich fiel in der Schlacht, mit mir das Banner und mit dem Banner das Heer. Ich hatte versagt. Dann, nach einer Zeit, die mir endlos vorkam, flüsterte mir eine Stimme zu, dass es an der Zeit sei, meine Pflicht erneut zu erfüllen. Sie half mir in die Träume der Lebenden einzutreten. So konnte ich ihnen zeigen, dass es mich gab und was zu tun war, um mich wieder zurück zu holen.“

Während des fünften Sommerfeldzuges führten einige Siedler ein Ritual durch, welches Isambard aus der Dunkelheit riss und ihn in die Welt der Lebenden brachte. Doch er selbst lebte nicht und er war nicht mehr der selbe. „Nach meiner Wiedergeburt war ich verwirrt, lediglich ein Geist, ein schemenhaftes Abbild meines früheren Selbst und alles war anders. Ich spürte den Puls der Welt um mich herum, doch die Luft roch nicht wie ich es kannte. Noch immer lag der Gestank von Blut und Tod in meiner Nase, aber die Luft war reiner, frischer. Etwas hatte sich verändert, und ich wusste nicht was. Zudem war ich gebrochen, mein Körper, meine Seele. Ich hatte jegliches Selbstbewusstsein verloren denn die Schande meines Versagens lastete schwer auf mir.

Eine Gruppe von tapferen Streitern, die Krieger der Gläsernen Klinge, kümmerte sich um mich. Sie hatten mich gerufen und wollten wissen wer ich bin, warum ich bin. Ich konnte es ihnen nicht sagen, jegliche Worte entzogen sich mir. Um mich herum sah ich nur Streit. Ich sah ein neutrales Banner. Es sah anders aus, doch es hatte dieselbe Bedeutung. Aber ich sah nur wenige, die sich darunter sammelten und sie waren sich nicht eins. Sie waren schwach und ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit bis sie ausgelöscht würden.In den Tagen nach meiner Erweckung erkannte ich, dass sie eigentlich gar nicht schwach waren. In den Herzen einiger brannte ein Feuer der Überzeugung das überwältigend war. Es mangelte ihnen lediglich an Wissen, denn seit meinem Tod waren viele tausend Jahre vergangen und durch den Weltenbrand war das Wissen aus den alten Zeiten verloren gegangen.Die wenigen, die sich meiner annahmen erklärten mir was geschehen war. Sie öffneten mir ihre Herzen und zeigten mir was ich nicht sah. Sie weckten Erinnerungen in mir, die mir lieb und teuer sind. Und sie machten mir bewusst: Ich hatte nicht versagt. Ich wurde nicht bestraft.Mein Schwur als Hüter war sehr stark, mein Blut vergoss ich für das Land. Dadurch wurde ein Band geschaffen durch das mein Geist und meine Seele eins mit Mitraspera wurden. Ich war nicht in einer Leere gefangen, sondern wurde im Herzen der Welt bewahrt. Bis zu jenem Tag, an dem ich gebraucht werden würde. Und dieser Tag war gekommen.Ich besitze Wissen aus alten Zeiten, Wissen das als verloren galt. Wissen das benötigt wird um diese Welt zu verstehen.

Ich bin der letzte Hüter, der letzte jener, die erkennen, dass es egal ist, wer diesen Krieg gewinnen wird, denn welche Rolle spielt es, wer über eine tote Welt herrscht?Meine Aufgabe ist es seit dem Tag meiner Rückkehr, die Hüter erneut in diese Welt zu rufen und auf ihrem Weg zu begleiten, auf dass sie die Wahrheit erkennen und einen Weg finden Mitraspera den lang ersehnten Frieden zu bringen.

Die Gemeinschaft der Hüter existiert wieder. Sie ist klein doch sie wächst. Wir werden unsere Aufgabe vollbringen, Mitraspera wird nicht noch einmal brennen.“

Hüter des Ausgleichs

Quellen: Isambard Sibelius von Karthun, Kire Schattenhaar, Bruder Valentin, Akamiel