Velor
Der Tag begann genauso wie jeder dieses Wagenlaufs begonnen hatte. Bohes ging davon aus, dass er auch so enden würde, wie ein jeder zuvor.er ging seinem Tagewerk nach, dem Zubereiten von feinen Speisen. Er war alleine und er dachte sein Lebtag alleine sein zu müssen.die Männer der Nachbarschaft waren alle viel glücklicher, so sagte er sich, denn sie hatten nicht nur Haus und Hof, Arbeit und auskommen, sondern auch eine Frau an ihrer Seite. Und Kinder. So sehr neidete er es ihnen, obwohl er wusste , dass dies Unrecht war. Er hatte schon sooft den Weg gesucht, um eine Frau zu finden.Er war nicht anspruchsvoll, doch gelingen wollte es ihm einfach nicht. So war er einsam und für sich, verfiel seinen Launen in Missmut und wurde zornig und ungestüm. Doch tief in seinem Herzen wollte er doch nur Heim und Glück. Der Tag war zur Hälfte fortgeschritten, als ein Reiter auf
weißen Wehen daher kam.Er lud Bohes ein, mit ihm zu kommen. Der Herr der Ewigkeit wäre in der Nähe und habe von den feinen Speisen Bohes gekostet. Nun wolle er ihn persönlich kennen lernen. So folgte Bohes dem Reiter bis zu der prachtvollen Stätte an des Herren der Ewigkeit. Er lief die Treppe empor und stand
dann vor einer großen Schale, groß genug für einen Menschen, aus goldglänzendem Metall. „Tue etwas hinein,was dir wichtig ist!“, sprach der Reiter zu ihm.Und Bohes tat wie ihm geheißen und legte ein Stück seines besten Käse in die Schale, welche er eigentlich als Geschenk mitgebracht hatte. Viele andere Gegenstände und Opfergaben befanden sich darin, denen er wenig Beachtung schenkte. Dann trat er durch die Tür neben ihm.Der Raum dahinter war leer und einer Halle gleich. Seine Tritte waren dort dumpf und widerhallend.am anderen Ende des Raumes sah er den Herrn, gekleidet in prächtige Gewänder von goldenem Glanz, schillernd in allen Farben der Schöpfung. „Du bist ein guter Mann, Bohes. Das erkennt man auf den ersten Blick. Du bist fleißig und ehrlich, zeigst Nächsten und Fremden Respekt, du hast einen Sinn für Schönes und hast neue Ideen. Leidenschaftlich probierst du aus aber greifst auch auf alte Lehren zurück. Du bist ein guter Mann. Ich möchte dir etwas zurückgeben was dein Leben schöner macht und dich glücklicher. Denn ich sehe, dass du es nicht bist. Was also begehrst du?“ Bohes war gerührt und bedankte sich vielfach. Nur auf Drängen gestand er seinen Wunsch schließlich ein. „Oh Herr, nichts wünsche ich mir sehnlicher als eine wundervolle Frau an meiner Seite!“, sagte er dann. „Das sollst du haben!“, antwortete der Herr der Ewigkeit.“Komm wieder zu mir, nachdem du dich gewaschen und gestärkt hast.“ Bohes tat wie ihm geheißen, reinigte sich und zog frische Kleidung an.Dann ging er zurück. Er bestieg die Treppen, lief an der Schale vorbei, ohne hinein zu sehen und betrat die nun wohlig duftende Halle. Ein Duft, die sinne betörend, warm und weich. Der Herr der Ewigkeit trat auf ihn zu, erneut inglänzendem Schein. „Alles was man gibt, wird einem zurückgegeben. Du gabst mir dein Werk, legtest es in die Schale am Eingang, die Kronschale. Nun gehe dorthin zurück, schließe die Augen und fasse mit beiden Händen hinein. Das erste was du ih Händen halten wirst sollst du nehmen. Es wird sein, was du dir gewünscht hast. Das wonach dein Herz sich innerlich sehnt. Es soll dein Glück sein.“ Bohes dankte ihm erneut, verabschiedete sich und ging zurück zur Schale. Noch bevor er angekommen war, schloss er beide Augen. Vorsichtig tastete er sich heran, umfasste mit beiden Händen die metallene Umrandung.Dann holte er einmal Luft und fühlte dann hinein. Ein Stück Stoff streifte seine Finger. Es war das erste was er berührte. Es war warm,weich und gewebt. Er zog daran, doch es schien fest zu hängen. Er
betastete es, immer noch mit geschlossenen Augen. Dann merkte es, dass der Stoff noch etwas anderes umgab. Etwas Großes,Schweres. Er umfasste es vorsichtig um es nicht kaputt zu machen. Dann öffnete er die Augen. In seinen großen Händen lag ein Säugling. Schnell nahm er das Kind richtig in den Arm, betrachtete es mit offenem Mund. Es dauerte einen Moment bis er schließlich begriff. Dann lief er
zurück in den Saal. „Herr, Herr, bitte..... das ist ein Kind. Ein kleines Mädchen. Wie kann ein Kind ein Geschenk sein? Ich wünsche mir doch eine Frau, aber dies hier ist keine. Wie soll sie mich glücklich machen? Ich werde doch nur Leid über ihr Leben bringen.“ „Sie ist alleine, genau wie du es bist!“, war das einzige, was der Herr sagte und dann ging. Bohes blieb also kaum etwas anderes übrig. Er nahm das Kind, drückte es an sich und kehrte zu seinem Hof zurück. Er baute etwas um das Mädchen weich zu betten und er suchte eine Amme für sie. Die erste Zeit war schwierig. Doch als das erste Lächeln auf ihrem Gesicht strahlte, da lachte auch er. Und es war das erste Mal seit langer Zeit. Das Kind wuchs auf und wenn auch nicht sorglos oder ohne Fehler ihres Ziehvaters so doch geliebt. Sie half dem Vater bei der Arbeit als sie größer wurde. Sie war ein liebes Mädchen, das fröhlich mit ihrem goldglänzenden Haar, dem feinen Gesicht und den grünen Augen die Welt des Mannes belebte, der sich doch eigentlich so sehr eine Frau gewünscht hatte. Als Bohes ein alter Mann war, da stand sie vor ihm, in all ihrer Pracht und Schönheit. Sie war zur Frau gereift, wunderschön und anmutig, von edlem Gemüt ohne je von Adel gewesen zu sein. Da hellte sich sein Gesicht auf, als er erkannte, was schon vor so langer Zeit offenbar gewesen war: „Velor, mein Kind, du bist nun eine Frau. Ich habe dich reifen sehen. Ich war ein griesgrämiger Mann ohne Freunde. Doch du hast wieder Frohsinn in mein Leben gebracht. Nun sterbe ich als ein glücklicher Mann, der das liebste und teuerste hatte, was man sich wünschen kann.
Du Krone meines Lebens, ich danke dir. Du hast mich unendlich reich gemacht. Und nun erkenne ich: Das was man sich wünscht, ist nicht immer das, was man braucht. Ich brauchte dich, so wie du einst mich brauchtest. Möge dein strahlender Schein über anderer Glück wachen.“ Und dann starb er. Glücklich in den letzten Momenten seines
Lebens. Und Velors strahlende Schönheit kann man immer noch am Firmament sehen.
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