As'Shan vor langer Zeit
Das zweite Zeitalter ist lange vorüber. Wir kennen nur die Geschichten von damals, kaum einer der jetzt noch ist hat diese Tage gesehen. Die meisten Geschichten, die wir heute kennen, drehen sich um Krieg und Tod. Doch Krieg und Verderben ist das Ende, nicht der Anfang. Wie der Anfang war, davon weiß man nahezu nichts, außer ein paar Mythen, die so weit entfernt sind und so vage, dass man sie auch weglassen kann. Doch bekannt sind Geschichten aus der Blütezeit des zweiten Zeitalters. Es gab eine Zeit vor dem Pakt der Neun, vor der Ratio und vor all dem was geschrieben steht, oder worum sich die Heldengeschichten Mitrasperas drehen. Mitraspera ist ein großes Land, das heute wie damals voller Geheimnisse ist. Das Land ist durchzogen von Flüssen.
Nicht nur solche die Wasser führen sondern auch solche die man nicht mit bloßen Augen sieht. Vielleicht kann man sie mit der Magie des Landes beschreiben, aber Flüsse und Ströme trifft es besser. Diese Flüsse gibt es immer noch. Wobei unbekannt ist, ob sie sich im Laufe der Zeit einmal verändert haben. Der Lauf dieser Flüsse überschneidet sich manchmal. Genau dort ist die Welt besonders stark, die Schöpfung schöner und reichhaltiger. Die Ernte des Jahres besser, die Möglichkeiten große Dinge zu tun auch. Es gibt nicht nur einen solcher Orte, sondern viele. An einigen davon stehen auch heute noch Siedlungen. Oder besser gesagt: Sie stehen wieder dort. Im zweiten Zeitalter aber waren das die Stellen, an denen große Städte errichtet wurden. Auf die Ahnen der heutigen Elementarvölker wirkten diese Städte wie Wunder.
Wohl am bemerkenswertesten war die schiere Höhe der Gebäude. Sie reichten bis in die Wolken, so hoch das man die Dächer nicht erkennen konnte. Die breiten Gassen waren erfüllt von geschäftigem Treiben. Die Wände der Gebäude waren spiegelglatt und schimmerten im Licht des Goldenen Wagens, dass man sich geblendet gefühlt haben muss. Die Pracht dieser Tage lässt sich wohl wirklich nicht recht beschreiben. Leid und Krieg waren soweit fort, dass man es sich nicht vorstellen konnte. Zumindest in den Städten nicht. Eine dieser Städte waren auch A'Shan. Bewusst wird hier dieser Namen, denn er ist wie Terra Ankor oder Viria der Name, den die Stadt einst bei ihrer Gründung erhalten hatte. Noch bevor hier eine Stadt entstanden war, hab es bereits den Goldenen Wagen, die Schreine der Elemente folgten. Der Tempel der ewigen Eintracht und die Bibliothek der Ouai sind wohl auch zu dieser Zeit entstanden, vielleicht auch davor. Aber diese paar Gebäude sind nicht der Einzige gewesen. Es gab Tempel für die Elemente, große Marktplätze und Orte an denen gelehrt wurde. Die Besucher aus ganz Mitraspera strömten her um sich auszutauschen. Sowohl mit Waren wie Wissen. Die Einwohner die hier lebten müssen unheimlich stolz auf ihre Leistung gewesen sein. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass As'Shan wohl eine freie Stadt gewesen sein muss.
Bis zu einem gewissen Zeitpunkt zumindest. Dann kam eine unruhige Zeit. Heute wissen wir davon, doch die Ouai dieser Zeit hatten keine Ahnung, was mit ihnen geschehen würde. Nicht nur in As'Shan wurde der Ton rauer, sondern allerorts wo sich viele Menschen tummelten. Es formierten sich die Gruppierungen, die wir heute Eisern und Zweifler nennen. Erst diskutierten sie nur, doch als sie merkten, dass sie sich eher weiter voneinander entfernten in ihren Ansichten, als näherten, begannen sie Handgreiflich zu werden. Sie schickten ihren Diener im Kampf gegeneinander. Das Blut der jungen Völker wurde vergossen, auf Befehl ihrer Herrscher. Dann, nach einer langen Zeit des Krieges wurde der Pakt der Neun geschlossen. As'Shan war schon kaum mehr wieder zu erkennen. Nicht nur hier war die Verwüstung groß, das ganze Land hatte gelitten. Dann kamen einige weise Herrscher und gründeten gemeinsam die Stätten von Shan-Meng'Ray und Shan-Meng'Feyn. Sie wählten dafür auch, wie vor ihnen so viele andere, Orte an denen die Kräfte des Landes besonders gut flossen. So lässt sich erklären warum ein Ort so viele Attraktionen auf einem bereit hält. Sie sorgten dafür, dass die Waffenmeister eingesetzt wurden, um den Frieden zu bewahren der mit dem Pakt der Neun geschlossen worden war. Frieden herzustellen war auch ihnen damals nicht möglich, so wie es auch heute nicht gelingen konnte. Es gab aber doch eine Zeit, in der es keine Handgreiflichkeiten mehr gab. Aber auch die Bewahrung des Friedens war am Ende nicht möglich und scheiterte. So versank Mitraspera unter einer Schicht von Kälte, Schnee und Eis. Es wurde beschrieben als der Moment, in dem das Herz des Landes aufhörte zu schlagen, indem Furcht die Herzen jedes Einzelnen verkühlte. Aeris zeigte in dieser Zeit ihre Stärke und schaffte es das Herz neu zu beleben. Die Zeit, in der Niemand frieren oder hungern musste war damit trotzdem vorbei. Nicht nur weil jetzt Jahreszeiten das Antlitz der Welt bestimmten, wo vorher immer Sommer gewesen war, sondern auch weil der Krieg erneut Einzug nach Mitraspera gehalten hatte. Dass dieser Krieg mit dem Weltenbrand endete ist bekannt. Doch er verbannte nicht nur die Alten Herrscher unter Siegel, oder in ferne Welten. Er vernichtete ganze Landstriche, versenkte Orte im Meer, begrub sie unter Schutt, Asche und Gestein, legte sie in tiefes Eis oder wirbelte die größten Gesteine durch die Luft, ehe sie wieder herunter fielen und am Boden zerschellten. Der Weltenbrand zwang ein jedes Elementarvolk an wenige Orte auf der Welt die vor der Urgewalt der Quihen'Assil geschützt waren. Doch nicht alle Völker überlebten. Es sind nur so wenige über. Der Weltenbrand bezeichnet für die meisten wahrscheinlich einen Moment. Er markiert den Beginn des dritten Zeitalters. Er steht jedoch nicht für das Ende der Urgewalten. Viele der heute lebenden Ouai sind in dieser Zeit geboren. Sie kennen Mitraspera wilde Gewalt, die Machte die die Quihen'Assil nach ihrem Erscheinen noch eintausend Generationen über das Land fegen ließen. Die Völker träumten über weite Wiesen zu streifen, Berge zu besteigen und in kühlen Seen zu schwimmen. Doch in Wirklichkeit verbrachte man nahezu das ganze Leben in einem engen Tal, einer Berghöhle. Jederzeit konnte die Erde unter den Füßen aufbrechen, ein Berg aufplatzen und rot-glühendes Gestein um sich werden. Vielleicht kam ein Sturm, der einem die Füße vom Boden riss, einen dann wieder fallen ließ. Egal aus welcher Höhe, bis die Knochen beim Aufprall zerbarsten. Oder es regnete so viel, dass man auf flachem Land plötzlich in einem nie enden wollenden See schwimmen musste, der sich immer mehr ausweitete und man zu ertrinken drohte. Nur schwer konnte man in dieser Welt überleben, nur schwer etwas Nahrung finden, oder gar geborgene Sicherheit. Nahezu niemand ging durch das Land und reiste, denn es war mehr als gefährlich. So sieht man As'Shan heute nur noch als Trümmerhaufen, einen Scharren seiner einstigen Pracht. Die Natur hat sich schnell erholt, so sieht es aus als würden wir auf unbeflecktem Land stehen. Doch seine Geschichte verrät etwas anderes. Die Völker bemerkten, dass sich etwas änderte und die Prophezeiung sich erfüllen würde, noch bevor ein einziger Sieder Mitraspera betreten hatte. Erstmals in 1000 Generationen war es möglich, dass man sich ohne Todesängste zu haben, trauen konnte Mitraspera zu bereisen, Äcker zu bestellen oder etwas sorgenfreier zu sein. Es gab diese ganz kurze Zeit.
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