Zitadelle des Lebens
Meine treuste Freundin,
ich schreibe dir so bald schon wieder, weil ich die Erinnerung an kürzlich Erlebtes mir dir teilen will. Zutiefst bedaure ich, dass du nicht hier warst als wir die Zitadelle des Lebens erreichten. Wie zuvor wurde ich von so viel Ehrfurcht erfüllt. Alleine die Präsenz des Ortes überstrahlt alles, was ich je kennengelernt habe. So viel Vitalität, so viel Kraft, die dieses Gebilde in mir weckt. Alt, beinahe vom Anbeginn der Welt, sind die Steine, sind die vier Kelche, die in den Schalen stehen und Geheimnisse hüten, die ich kaum ermessen kann. Die Zitadelle erfüllt mich mit einem ungekannten Frieden und dem Bedürfnis, mich den Tugenden der Herren der Tiefe völlig hinzugeben und mein künftiges Leben nach ihnen auszurichten. Der Hüter der Zitadelle ist inspirierend und macht mich staunen wie ein kleines Kind, wenn er davon berichtet, was die Herren der Gezeiten mit der Macht der Zitadelle zu bewirken vermögen. Ich wage es kaum, meinen Blick auf sie zu lenken; zu groß und erhaben erscheinen mir das Amt und die Last, die sie auf ihren Schultern tragen. Vielleicht ist es mir in den nächsten Tagen vergönnt, mit einem von ihnen ein paar Worte zu wechseln. Sie scheinen mir stets so beschäftigt und vertieft in ihrem Tun, wenn sie den Bittstellern aus den Kelchen zu trinken geben oder sie mit dem Wasser aus der Zitadelle waschen. Zu unserer gemeinsamen Jagd werde ich es nicht rechtzeitig schaffen. Ich bleibe noch einige Zeit hier.
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