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Die Geschichte der Edalphi - Tempel der ewigen Eintracht

Mein Name ist Tahatan, Meister der Ouai

Ich schreibe nieder die Geschichte der Edalphi und Eliondhar bis zu jenem tragischen Monden, in denen ich gemeinsam mit meinen Brüdern und Schwestern gezwungen sah die Überreste des prächtigen Tempels der „Ewigen Eintracht“ abzutragen und in Sicherheit zu bringen.

Um zu verstehen warum dieser Schritt unumgänglich für die mögliche Rettung des Volkes war, werde ich weit in die Geschichte des Volkes zurück gehen. Nur dadurch kann jeder Bestandteil der tragischen Geschichte eines Volkes erklärt werden, die gescheiterte Hoffnung nach dem freien Willen zurück in den Zyklus der mitrasperanischen Welt brachte. Beginnen werde ich mit Aphraim, der mehr tun wollte als nur Vater zu sein.

Aphraim war vom Volk der Ca-Jar, das ein Volk der Magie war. Aphraim fand erst in hohem Alter eine Frau, mit der er sich vereinigen wollte. Sie zeugten gemeinsam ein Kind, welches Aphraims einziges bleiben sollte. Er nannte den jungen Timson. Was mit der Mutter danach geschah ist ungewiss. Timson und Aphraim führten ein vertrautes Verhältnis miteinander, doch Timson war ein schwieriges Kind voller Eigenheiten. Er sprach wenig, auch wenn Kinder des gleichen Alters schon Geschichten erzählten. Er spielte nicht wie andere Kinder und er nahm seine Umgebung anders wahr. Wo Aphraim eine grüne Wiese sah bekam er von Timson die Vielfältigkeit der einzelnen Floristika gezeigt.

Aphraim, der ein Freund von Gedankenspiele und tiefsinnigen Gesprächen war bemerkte rasch, dass sein Sohn ihn in diesen Belangen nicht nacheifern würde. Wenn Aphraim seinen Sohn vom ewigen Wechsel der Gezeiten erzählte sah Timson nur hunderttausende Bläschen aus Meerschaum. Auch seine Begeisterung für die Naturgewalten konnte Aphraim nicht mit seinem Sohn teilen. Wollte er Timson das Meer aus der Nähe zeigen begann Timson sofort sehr unruhig zu werden, je näher sie an die tosenden Wellen herantraten, daher musste Aphraim auch dergleichen Unternehmungen mit dem Jungen unterlassen. Timson blieb stets in bekannter Umgebung. Aphraim liebte seinen Sohn ohne Einschränkung, gab ihm was er brauchte und suchte ihm Aufgaben die für seine Fähigkeiten geeignet waren.

Doch gerade weil Aphraim seinen Sohn so sehr umsorgte trauerte er darum, Vater eines Kindes zu sein welches nicht selbstständig entscheiden konnte. Aphraim musste zu Timsons wohl seinen Willen über den Willen Timsons stellen. Aphraim dachte sehr viel darüber nach ob und wenn ja, wie er seinen Traum eigenständiges Leben in die Welt setzen gerecht werden konnte. Am Ende seiner Überlegung standen zwei Elementarvölker Edalphi und Eliondar. Er gab beiden einen freien Willen, die Möglichkeit zum selbstbestimmten Leben und Freiheit von gesellschaftlichen Normen.

Er behandelte sie wie seine Kinder voller Zuspruch und Ermutigung und setzte ihnen nur wenige Grenzen in ihrer Entfaltung. Er lies die beiden Völker nichts von einander Wissen, damit sie sich unabhängig von einander entwickeln konnten. Was die geisterhaften und körperlosen Eliondar in der Zeit nach ihrer Erschaffung erlebten ist uns unklar. Wohl wissen wir von den Edalphi zu erzählen.

Nach ihrer Erschaffung lebten die Edalphi eine weile sehr friedlich vor sich hin, zuvor hatte es in dem langjährigem Volk keinerlei Reibungs- und Konfliktpunkte gegeben. Ein jeder und eine jede ging seiner bzw. ihrer Berufung nach. Das Volk vermehrte sich blieb aber von seiner Entwicklung auf dem Stand der Erschaffung. So lebten sie für die ersten paar Generationen, bis die ersten anfingen neue Wege auszuprobieren, inspiriert von dem Kontakt zu den anderen Völker. Man merkte sehr schnell das sich durch die neuen Ideen und Inspirationen gesellschaftlicher Fortschritt ergab. Daraus entwickelten sich kleinere Konflikte und Streitigkeiten, weswegen sich verschiedene Gruppierungen innerhalb der Edalphi heraus bildeten.

Warum geschah was nun folgte vermochten auch die weisesten unserer Bruderschaft nicht zu verstehen. Zunächst waren die Edalphi so unbeholfen der neuen Konfliktsituation ausgesetzt, dass sie sofort begannen rohe Gewalt gegeneinander anzuwenden. Eine Gewaltorgie folgte der anderen und es kam zum berühmten Quin´Heeneth dem Sternenkrieg, wessen Brutalität und Ausmaß an Vernichtung wir niemals vergessen werden können. Die Wucht der Gewaltanwendung der Edalphi gegeneinander war so brachial und ursprünglich in ihrer Art, dass dabei bislang ungesehene Mengen an Energie freigesetzt wurden, welche die Vernichtung wiederum vervielfachte.

Einer meiner Pa-Jolan glaubte wahrgenommen zu haben, dass während dieser furchtbaren Zeit seien Millionen Sterne auf Mitraspera niedergefallen sind und dort zerbarsten. Doch dies konnte nicht sein.

Die unbeschreiblichen Energie-Mengen dienten schließlich nicht nur der Vernichtung, sondern führten auch dazu, dass das Schwestervolk der Edalphi, die Eliondar, in diesem Moment den Ernst der Lage und ihre Bestimmung begriff.

Als sie durch den Quin´Heeneth der Not der Edalphi gewahr wurden, vereinten sich die Eliondar umgehend mit den fünf verfeindeten Parteien und ließen den Ausgleich in die Seelen der Edalphi zurückkehren.

Der Tag, an dem die fünf Edalphi zusammentraten, die zuvor die jeweiligen Truppen angeführt hatten, um über die Zukunft der beiden Völker zu beraten, nannten sie den Tag der ewigen Eintracht. Der Tag der ewigen Eintracht wurde noch Jahrhunderte nach dem Ende des Quin´Heeneth bei den Edalphi als heiliger Tag gefeiert. Und auch wir nahmen immer wieder sehr gerne an diesem Friedensfest teil. Auf diesem Treffen wurde besiegelt, dass die zerstrittenen Parteien sich zunächst bereit erklären mussten, einen Rat für gemeinsame Angelegenheiten zu bilden. Letztendlich schworen sie sich bis in alle Ewigkeit, niemals wieder untereinander Krieg zu führen oder auch nur ein Duell auszutragen.

Dieser Schwur wurde mit dem Bau des Tempels der ewigen Eintracht besiegelt, an dem von jeder Gruppierung Edalphi teilnahmen. Am Tag der Fertigstellung des prächtigen Tempels wurde ein prächtiges Fest gefeiert, wo zur Überraschung aller ein Gast erschien, den niemand bisher gekannt hat. Timson, Aphraims Sohn, war gekommen um den Edalphi mitzuteilen, dass es für die Zukunft seine Aufgabe sei, an diesem Tempel bis an sein Daseinsende über das Wohl des Volkes zu wachen.

Was die Edalphi zu diesem Zeitpunkt nicht wussten und auch zu keinem späteren Zeitpunkt hatten in Erfahrung bringen können war, dass Timson im Namen seines Vaters ein Geheimnis hütete welches die Edalphi in einer möglichen Stunde größter Not hätte retten können. Aphraim jedoch hatte dafür Sorge getragen, dass Timson nichts schlimmes widerfahren würde, in seiner Abwesenheit.

Lange Zeit nach dem Tod Timsons entstand eine gesellschaftliche Bewegung im Volk der Edalphi, die sich der Ratio hingezogen fühlte. Diese wuchs stetig, vor allem da der Stamm der Toria besonders leidenschaftlich für diesen Weg warb und sich von Anfang an als treibende Kraft an die Spitze dieser Bewegung stellte, weil sie es als große Chance für das Volk begriff. Allerdings war den Anhängern der Ratio bewusst, welche Macht selbst nach dem Tod Timson immer noch vom Tempel der ewigen Eintracht ausging. Deshalb versprach man dem Stamm Toria besondere Macht, wenn die Edalphi annahmen. Mit der Zerstörung des Tempels war Timsons Geist der Zugang zur größter Not Unterstützung zu erhalten. Denn eben dies war es gewesen, was Timson stets als einziges versprochen hatte.

So kam ich dazu, just in dem Moment, denn der hohe Rat sandte nach Tahatan. Alles was ich vorfand waren Ruinen, Schutt, Asche und eine Geschichte, die von Tragik hätte kaum überboten werden können. Die Entscheidung, die Überreste des Tempels zu retten und zu bewahren war Alternativlos.

So nehmen wir die fünf zentralen Spitzen des Tempels sowie fünf Antlitze des Volkes. Wir verwoben alles mit den unsrigen Halle, so dass niemand außer den Wissenden Zugriff darauf habe. Niemand wird allein in der Lage sein zu lösen, was wir verborgen haben, denn so kann niemand allein Nutzen oder Zerstörung mit seiner Kraft tun.

Wer den Ouai, die allen folgen, beweist, dass gute Taten folgen werden, der wird in der Lage sein den Willen Aphraims folgen zu lassen…

übersetz aus dem Alt-Mitrasperani von Mejhana´Thaea, Meisterin der Ouai

(Dieser Text wurde während eines Feldzuges im Jahre 10 n.d.E (2012) gefunden)