Viria und As'Shan
Sephistikos Abaddon al Quatalkotl war mein Freund und Weggefährte über lange Jahre, und er hat Großes vollbracht, das nicht in Vergessenheit geraten sollte. Basierend auf seinen eigenen Aufzeichnungen und ergänzt durch meine Erinnerungen möchte ich berichten, was damals geschah.
Kapitel I:1: Die Geschichte von Viria und As’Shan
Mein Wille, gegeben durch Ignis, ließ mich nie lange an einem Ort ruhen, und so machte ich mich auf, Mitraspera auf eine neue Art und Weise zu entdecken. Als ich eines Tages über diesen Ort schritt erfuhr ich eine neue Idee, in mir loderte eine neue Leidenschaft auf. Ich hielt einen Moment inne und schaute gen Himmel. Dort erblickte ich die Sonne und an diesem Tag wusste ich, dieser Ort verbindet die Welten. Dieser Ort erfüllte mich mit etwas, was ich bisher nicht kannte.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich begann mit meinen Händen vor mir schon die Umrisse zu bestimmen, die eine Stadt an diesem Ort einnehmen würde. Sie würde zu einem Juwel werden, zu einem Ort des Wissens. In dieser Stadt sollte ein Jeder Eintritt haben, der sich der Freiheit verbunden fühlte. Ich machte einige Schritte in jede Himmelsrichtung, und stellte mir vor, wie die weiten Gassen genug Platz boten um Güter aus ganz Mitraspera hierher zu bringen. Wie jedes Volk hierher kommen könnte um sich an seiner Schönheit zu ergötzen.
Doch ich atmete kurz ein und wandte mich ab. Ich musste als erstes Leute finden, die mich unterstützen. Alle, die Mitraspera bevölkern, sollten an diesem Ort teilhaben. In einer kleinen Stadt im östlichen Reich Mitrasperas verweilte ich eine längere Zeit. Ich versuchte, einige Steinmetze davon zu überzeugen, denn mit ihren Gaben Terras würde sich schon bald diese neue Stadt erheben. Während ich ihnen immer mehr beschrieb, wie die Türme der Stadt sich erhoben, die weiten Gassen Platz für vieles boten und Bäume sich dazwischen erheben würden, wie ein großer Marktplatz entstehen könnte, zeichnete sich die Stadt deutlich ab. Mein Eifer muss deinen Blick gelenkt haben, oder war es Ignis selbst, dein Blick fiel auf mich und so erkanntest du in mir, was ich nicht sah. Als ich obgleich meiner ausschweifenden Ausführungen langsam von einer Stadt sprach, die Ignis selbst zu Neid verleiten würde, ergriffst du das Wort. Dein starker Wille beeindruckte mich schon immer, du fielst mir einfach ins Wort und überzeugtest die Steinmetze, mit mir zu reisen. Als mein Blick in deinen Augen versank wusste ich, dass du eines Tages meine Frau werden würdest. Nachdem die Verhandlungen beendet waren, versanken wir in langen Gesprächen über Ignis und über diesen Ort. Ich verzehrte mich nach jeder Silbe, die aus deinem Munde kam, und dir erging es nicht anders. Meine Leidenschaft heizte die Leute weiter an, und mit jedem neuen Tag der Planungen übertrafen wir uns. Die Stadt wuchs in unseren Plänen immer weiter, ehe wir überhaupt begonnen hatten, den ersten Stein zu legen. Doch wir waren Feuer und Flamme für diese Stadt. Ein großer freier Platz inmitten der Stadt, auf diesem hätte ein kleines Dorf Platz gehabt. Dazu musste es auch einen großen Brunnen geben, größer als es jemals zuvor einen gab. Wir befürchteten schon, dass man ihn für einen kleinen See halten würde. Verzierungen und Statuen der Elemente sollten an den weiten Gassen thronen. Die weiten Gassen sollten jedem beim Durchschreiten der Stadt das Gefühl von Freiheit geben. Die Straßen sollten noch weit aus der Stadt hinausreichen und jeden willkommen heißen. Sie sollten sich aus dem Boden erheben und jeden in die Stadt tragen, der sich zu ihr begeben wollte. Der Name der Stadt änderte sich unzählige Male, denn keiner schien gut genug, um diesen Ort zu
beschreiben. Doch der Name konnte warten, denn da es nun die ersten Pläne gab, begann der Bau der Stadt. Wir begannen damit, die Berge abzutragen, denn nur der beste und härteste Marmor erschien uns gut genug. Das erste was entstand war der Versammlungsort, denn von ihm aus sollten sich die breiten Gassen und Alleen durch die Stadt winden, hinaus durch die mächtigen Tore. Mir fiel keine Armee ein, die durch dieses Tor schreiten sollte, doch wir wollten etwas Großes und Mächtiges erbauen.
Diese Stadt sollte den Eifer wiederspiegeln, den mir Ignis gab. Die Leidenschaft, die uns alle antrieb, unser Bestes zu geben. Schon bald erhoben sich die ersten Mauern der Häuser um den Platz herum. Es sollten prächtige Häuser sein, und reich an Verzierungen. Zusätzlich musste es Tempel für die Elemente geben, besonders für Ignis, der mich zu diesem Ort führte. Wir versahen jede Mauer im Tempel mit den Zeichen des Elements und schlugen Verzierungen, die die Geschichte und Verbundenheit zu ihnen widerspiegelten, in die Wände. Ein riesiges Relief prangte außen an den Tempeln in der jeweiligen Farbe des Elements. Es dauerte einige Tage ehe wir den passenden Marmor fanden, um jedem Element die passende Erscheinung zu geben. Als letztes erhoben sich die dicken Mauern um die Stadt herum mit ihren weiten Toren. Wir bauten riesige Tore in die mächtigen Mauern. Wir brauchten diese riesigen Mauern nicht, und auch die massiven Tore waren überflüssig. Doch wir waren getrieben von dem Eifer Ignis, der Leidenschaft, etwas nie Dagewesenes zu erschaffen, und zu solch einer Stadt gehörten nun einmal auch Schutzmauern, die so wunderschön im Sonnenlicht leuchteten, dass es an Kristall erinnerte.
Als wir das letzte Tor errichtet hatten, öffneten wir alle Tore, die in die Stadt führten, und wir begaben uns zum Versammlungsort. Mein Herz war erfüllt von Freude und Liebe, so etwas geschaffen zu haben an diesem Ort, mit all diesen Leuten, und das Einzige, was ich vor ihnen herausbrachte, war ein nur eins: „Dies ist Viria, die Stadt des Friedens“.
Diese Stadt sollte uns beiden, Varenia Derddeka al Quatalkotl und mir, ein Zuhause schenken. Ein Ort, an dem wir unsere Leidenschaft ausleben konnten, ein Ort zum Studieren und Forschen. Ein Ort, um sich zu vereinen und Kinder in die Welt zu entlassen. Ein wahrer Ort des Friedens, und doch erfüllt vom lodernden Feuer Ignis.
Unsere Stadt erfüllte sich mit Leben und sie begann zu pulsieren. Die Alleen füllten sich mit dem Lachen von Kindern, die Sonne strahlte auf den Marmor und ließ die Verzierungen mit Schatten lebendig werden. Doch wurden sie unterbrochen von den Schatten der Leute, die sich durch die Alleen hindurch bewegten. Ihre Schritte vermischten sich in ihrer Vielzahl zu einem Rauschen, das ich nur aus dem Meer kannte. Wie ein Fluss bewegten sich die Menschen durch die Stadt. Die Häuser waren erfüllt von der Leidenschaft und Liebe, die selbst Ignis nicht schöner schaffen konnte.
Wir erhielten viel Anerkennung für diese Stadt aus ganz Mitraspera, und viele Leute besuchten unsere Stadt, nur um sie zu erblicken. Wir begrüßten jeden neuen Besucher und zeigten ihm mit Freude die Stadt, die mit unserer Leidenschaft und unserem Eifer an diesem Ort erbaut worden war. Sie war nahe As’Shan gelegen, und so konnte man leicht zwei der schönsten und größten Städte Mitrasperas aufsuchen. Ein reger Austausch zwischen As’Shan und Viria entstand. Da wir in Viria etwas anderes geschaffen hatten als die Strukturen und Zeichen in As’Shan diskutierte man oft über die Gestaltung, von den Straßen bis hin zu den Geschichten in den Tempeln. Tagelang führte ich Diskussionen darüber, warum wir ein neues Zeichen für Ignis entworfen hatten, und welches denn nun leidenschaftlicher aussah. Man konnte sich in Viria an Kleinigkeiten oft Stunden aufhalten, denn alles schien anders und doch fühlte man sich mit diesem Ort vertraut. Wir hatten das Wissen aus As’Shan in eine neue Form gebracht. Beim Bau fielen uns neue Sachen ein, und so erfasst vom Eifer ließen wir das Bekannte zu etwas Neuem zusammenschmelzen. Auch nach der Verkündung des Namens und der eigentlichen Fertigstellung nahmen wir uns nicht zurück, und veränderten die Stadt weiter. Mir war das Ruhen nicht gegeben, immer wieder fielen mir neue Sachen ein, neue Wege und neue Bauten. Wir entschlossen uns dazu, auch unter der Erde einige Gänge anzulegen. Wir wollten neue Räume schaffen, in denen man zusammen weiter diskutieren konnte, wo man Waren lagern, und wo
man ruhen konnte. Auch in den Nächten sah man helles Licht in den Alleen der Stadt und Leute durchschritten sie. In den Gassen spielte sich das Leben ab und an vielen Ecken sah man die Bewohner sich unterhalten. Man wurde in jedes Haus mit Freude eingeladen und konnte den neuesten Geschichten aus Mitraspera lauschen, oder den neuesten Familienangelegenheiten. Ein jeder schien offen auf den anderen zu zugehen, und so begrüßte man auch mit offenen Armen jeden Fremden. Die Tore standen weit offen und niemals schlief Viria. Die Nächte waren nur daran zu erkennen, dass die Kinder sich zur Ruhe gebettet hatten. Diese Stadt war zu einem Ort geworden, an dem das Feuer nie erlosch, immer brannte das Feuer Ignis in der Stadt hell und deutlich und zog alle Bewohner in seinen Bann. As’Shan war mehr als nur eine andere Stadt, sie war eine der größten Mitrasperas, und so erfuhren wir immer neuen Eifer. Wir begannen damit uns auszutauschen und zu handeln. Wir trafen uns, um uns in Wettstreiten zu messen. Wir erbauten Arenen, um das Spiel der Alten zu praktizieren. Dieser Wettkampf verband uns, und wir spielten es mit viel Hingabe. Doch nicht nur bei Wettkämpfen versuchte man sich zu übertreffen. Wenn sich in As’Shan die Versorgung mit frischen Wasser verbesserte, so versuchten auch wir von ihrer Weisheit zu lernen und sie zu übertreffen. Als wir eine neue Möglichkeit erkannten, wie man aus den Bergen Metall gewinnen konnte, waren wir stolz diese Erkenntnis zu teilen. Doch dabei gab es niemals einen Kampf oder gar Hass. Das Feuer in den Herzen beider Städte und ihrer Bewohner veranlasste uns nur zu neuen großen Taten. Die neuesten Werke der Forschung waren schnell aus den Bibliotheken vergriffen, denn nicht nur die Bewohner wollten über die neuesten Entwicklungen beider Städte lesen, sondern auch viele Besucher aus ganz Mitraspera. Ich fühlte mich zufrieden und erfüllt von der Wärme Ignis. Wir konnten unsere Leidenschaften ausleben und das Leben genießen. Wenn ich zurückdenke an Generationen vor uns, wir waren wilder und bei weitem nicht so friedlich. Doch nun hatten wir Wettstreite, die keinen Krieg oder den Tod bedeuteten. Zwar gab es noch immer Verletze, und unsere Bemühungen Krankheiten zu heilen waren noch immer im Gange. Doch dank As’Shan konnten wir unsere Leidenschaft und unsere Kampflust gezielter ausleben und ganz Mitraspera etwas geben. Man konnte nur hoffen, dass Viria diese Eigenschaft niemals verlor.
In dieser Zeit und in dieser Stadt war ich erfüllt von Liebe und Leidenschaft. In dieser Stadt sollten die größten Geschenke meines Lebens aufwachsen und gemeinsam mit mir und Varenia daran arbeiten, Mitraspera zum Frieden zu führen. Mein Sohn Rehdatus und meine Tochter Myrania würden einst diese Stadt mit ihren Kindern bevölkern und so den Geist des Friedens auf ewig erhalten. Als ich erwachte erfuhr ich, dass in As’Shan ein neuer Orden gegründet wurde. Dieser Orden stehe wohl für die Elemente ein und den Glauben an diese. Doch das Erschreckende war, dass dieser Orden begann jeden zu jagen und zu richten, der an den Elementen zweifelte. Schon seit einigen Monaten beschäftige man sich mit einer neuen Philosophie, die über das Bekannte hinausging. Wir hatten gelernt, die Elemente zu nutzen, und sogar neues Leben in diese Welt zu geben. Doch nun wurde die Frage nach dem laut, was dahinter liegt. Schon vor einigen hundert Jahren stellte man die Elemente in Frage und ob das, was man in ihrem Namen tat, das Richtige sei. Doch bisher waren es nur wenige gewesen und sie waren keine Bedrohung. Bisher war es viel eher so, dass man durch diese kritische und freie Betrachtung viele neue Entdeckungen machen konnte. Doch nun schien es As’Shan zu viel zu werden mit diesen kritischen Gedanken. Ich fragte mich, ob sie wirklich damit begannen andere ihres Schlages zu töten, um ihre Interessen durchzusetzen. Wir begannen damit, Flüchtlinge aus As’Shan bei uns aufzunehmen. Unter ihnen waren einige Gelehrte und Weise, von ihnen erfuhren wir, dass sie die ganze Schöpfung hinterfragten. Doch bisher hatte man diese ganzen Theorien nicht beweisen können, oder in dieser Richtung etwas erschaffen können. Der Orden der Tivar Khar´Assil in As’Shan jedoch wollte nicht warten und die Beleidigung an den Elementen hinnehmen. Unter Orphaliot formierte sich dieser fanatische Orden, der im Namen der Elemente alles zu richten begann, was nicht auf dem Weg der Elemente war.
Wir hingegen öffneten unseren Geist für die neuen Ideen. Schon bald begannen wir nach neuen Wegen zu suchen um unsere Leidenschaft auszuleben. Dabei führten unsere neuen Ideen in eine andere Richtung als die Elemente es für uns erdacht hatten, doch dieses Unbekannte begeisterte uns. Denn was wäre, wenn wir unsere Körper und Geister trennen könnten, um das Element in einer anderen Art
zu erfahren? Vielleicht könnte man Magie auf eine neue Art nutzen. Man könnte ein Spiel aus Teilen entwickeln, das auch ohne Magie sich bewegen und agieren könnte…
Doch unsere Liebe zur Freiheit wurde schon bald zur Anklage. Die neuen Ideen verbreiteten sich und ganz Mitraspera wurde von ihnen erfasst. Jedoch waren nicht alle von dem Neuen und Unbekannten
so begeistert, wie wir in Viria. As’Shan versuchte weiterhin, mit dem Glauben der Elemente alles zu verstehen, und ihre Entwicklung ging in diese Richtung weiter. Wir wandten uns jedoch eher dem Unbekannten zu. Ich verstand nicht wie man ängstlich sein konnte, denn Ignis musste erkennen, dass unser Mut sich dem Neuen zu stellen bewundernswert war. Wir stellten uns unserer innersten Angst, der Angst vor dem Unbekannten. Man verspottete uns und einige Bewohner verschwanden aus Viria. Man nannte uns die Zweifler, weil wir hinterfragten um zu verstehen und nicht blind glauben wollten.
Wir wollten nicht geführt werden von einem Herrscher wie Orphaliot. Wir wollten niemanden ausschließen, nur weil er es wagte zu fragen. Seit wir Viria erbaut hatten, war die Suche nach der Weisheit und der neuen Erkenntnis unser Antrieb, wer waren wir denn, dieses Wissen abzulehnen. Als Zeichen wahrer Stärke und ihres eisernen Willens nannten die Verblendeten sich Eiserne. Eisern waren sie ganz sicher, denn wer würde schon töten um seine eigenen Interessen durchzubringen. Sie waren starr und blind für das, was möglich war. Wir begannen damit, neue Räume für die Forschungen zu erbauen, und verbanden die Elemente zu neuen Dingen. Uns war es sogar gelungen einige Gedanken zu fassen, die außerhalb des Bekannten waren. Der Weg den wir in Viria beschritten war einzigartig, doch überall in Mitraspera entwickelten sich diese neuen Ideen. Doch auch die Eisernen konnten ihre Zahl vergrößern, schon bald entstand ein Wettstreit auf ganz Mitraspera. Die einen versuchten die anderen zu beeinflussen und zu beeindrucken. Man wollte die anderen davon überzeugen, auf dem Irrweg zu wandeln. Dabei drang jeder auf seine eigene Art zu neuen Abgründen vor. Viria konnte die Welten zwischen Mitraspera entdecken, während in As’Shan die Kräfte der Elemente eine Verstärkung erfuhren.
Doch eigentlich war es mir gleich geworden, was As’Shan erschuf. Ich wusste, dass wir sie übertreffen würden, und so forschten wir immer weiter. Diese neue Idee, diese komplette Freiheit, nannten einige Erleuchtung und die anderen Weiterentwicklung. Die stärksten Vertreter auf diesem neuen Weg wandten sich der Ratio zu. Ich jedoch glaubte, das zu weites entfernen in diese Gedanken einen seines eigenen Willens berauben würde.
Kapitel II:2: Die Erschaffung des schwarzen Eises und sein Einsatz
Ich war erstaunt als ich erfuhr, dass die Tivar Khar´Assil zum mächtigsten Orden Mitrasperas aufgestiegen waren. Dies war zumindest auf der Seite der konservativen Elementgläubigen der Fall.
Noch immer war As’Shan die Hochburg ihrer schwachen Philosophie der Elemente, ein stilles Monument der Begrenztheit. Ihre Elementtempel lockten viele Gläubige in ihre Stadt, doch ein Jeder, der Virias Tempel erblickte, vergaß As’Shan wieder. Noch immer versuchten sie uns zu übertreffen, doch wir hatten damit begonnen, neue Wege zu suchen. Ich hatte die Fähigsten des neuen Weges zu mir gerufen und ihnen alle Mittel zur Verfügung gestellt, um etwas Neues zu erschaffen. Mein Bruder und ich waren uns sicher, dass wir etwas schaffen konnten, was es niemals zuvor gab. Wir brauchten ein neues Volk, das ganz anders war als die Vorherigen, und allen von ihnen überlegen. Die bisherigen Völker starben zu leicht und zu schnell. Wir konnten es nicht mit ansehen wie unsere Geschöpfe, das Leben, das wir in diese Welt brachten, so dahin schied. Wir versuchten uns auf immer
neuen Gebieten der Weisheiten. Doch unsere Versuche blieben ohne Erfolg, und immer wieder verbrannten wir im Feuer Ignis das neu erdachte Leben. Es gab kein zweites Volk, das an die Lona Akata heranreichte. Dieses Volk war so sehr erfüllt vom Geist des Feuers, das wir selbst mit den neuen Wegen nichts fanden, was sie überflügelte. Jede neue Kombination des Feuers war instabil oder zu schwach um es mit den Kriegern oder Weisen der Lona Akata aufzunehmen. Während wir uns mit dem Erhalt und Schaffen neuen Lebens beschäftigten, wuchs der Kampf zwischen den Eisernen und Zweiflern.
Uns dachte man den Namen „Zweifler“ zu, weil wir nach etwas Neuem und Stärkerem strebten, etwas, was allen auf Mitraspera zu Gute kommen würde. Unser Geist war freier, wir glaubten nicht nur blind!
Wir wollten selbst erleben und selbst die Welt formen, in der wir lebten. Wir wollten nicht den Launen anderer ausgeliefert sein, die bisher das Leben nahmen und gaben, wie es ihnen beliebte. Doch nun wurde der Kampf immer stärker und ein Jeder, der sich nicht auf eine Seite schlug, war in Gefahr. Orphaliot, dieser Narr, begann damit jedes Leben zu richten, das er nicht zurück auf den Weg der Elemente bringen konnte. As’Shan war nicht nur die Hochburg der alten Regeln, der alten Ehre und der Elemente, sondern es war zu einem Schlachthof der neuen Ideen geworden. Jeder freie Geist sollte im Namen der Elemente durch die Tivar Khar´Assil ausgelöscht werden.
Doch bisher wurde Viria geduldet, denn wir versuchten auf allen Wegen, selbst auf den alten Wegen der Elemente, neue Gedanken zu finden. Doch jedes Mal scheiterten wir an den gegeben Mitteln, an diesen uns selbst auferlegten Fesseln der Welt. Immer mehr Gelehrte des neuen Weges strömten nach Viria, und ich versuchte sie alle für unser neues Volk zu begeistern. Denn ich sah darin die Lösung desKampfes, eine Verbindung zwischen den alten Wegen und denen des neuen Wissens. Ich teilte unser gesamtes Wissen mit Fremden, die weise genug erschienen um unsere Bemühungen zu verstehen. Es musste einfach eine Steigerung des Möglichen geben. Wir machten diese Forschung nach etwas Neuem zu einem Wettstreit des Wissens unter uns. Wir entdeckten dabei die Welt der seelenfreien Forschung, des Abwegigen und des scheinbar Unmöglichen. Doch je mehr wir uns auf diesen Weg begaben, umso mehr begannen wir zu zweifeln an den Lehren der Elemente, die man uns diktierte wie es ihnen beliebte. Wir wurden tatsächlich langsam zu Zweiflern an unserem Dasein. Ich verstand, warum die Eisernen diesen Namen für uns erfunden hatten.
Wir begannen von vorne und trieben mit Eifer und Leidenschaft die verfemte Forschung voran. Mit dem Hinterfragen aller bekannten Theorien war es uns möglich geworden, weiter zu denken. Kein neues Volk sollte es mehr werden, wir wollten etwas ganz neues, etwas fern von allem Bekannten, wir wollten ein neues Element erschaffen. Etwas, das selbst Ignis übertreffen würde. Wir gaben uns nicht mehr mit dem Begreifbaren zufrieden, ich wollte ein Element, welches das Feuer überflügelte und es bezwang. Es musste den Zorn und den Hass überwinden können, damit der Kampf in Frieden enden könnte. Wir begannen, uns wie Mitraspera selbst immer mehr dem Neuen zuzuwenden. Wir waren bei weitem nicht diejenigen, welche wahrhaft frevelten, doch schimpfte man uns Zweifler und Ratio-Diener. Die Gedanken und Ideen der wahren Ratio-Diener jedoch brachten mehr Kriege als zuvor und so konnte ich beobachten, wie die Ouai als Einzige noch versuchten, zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln.
Und so trafen auch einige in Viria ein. Noch immer predigten sie den Frieden, und dass die bekannten Elemente die Einzigen seien, die man brauchte. Doch auch in ihren Reihen schienen sich verschiedene
Gedanken aufzutun. Der Zweifel und die Erkenntnis, dass Mitraspera mehr für uns bereithielt, schien einigen Ouai keine Angst zu machen. Ich wandte mich den Ouai des Feuers zu, denn diese würden verstehen, warum ich nach dem Neuen verlangte, das Ignis überträfe. Ich weckte in ihnen den Eifer nach dem Neuen. Ich formte sie mit unseren Lehren und benutzte ihre Leidenschaft des Feuers, damit sie sich unserer Sache ganz hingaben. Während der Einfluss der Tivar Khar´Assil wuchs, versuchte ich unseren Hunger nach neuen Materialien zu stillen. Ich wusste, es war Zeit an den Toren von Viria die Wachen zu verstärken um uns zu schützen. Wir verstärkten unsere Forschungen, denn wir brauchten etwas, um die Stadt zu schützen. Der Kampf würde nur noch schlimmer werden, dies musste ich verhindern, egal mit welchen Mitteln. Wir durften es nicht geschehen lassen, das Mitraspera zerstört wurde! Daher musste dieses neue Element formbar und lenkbar sein, damit ich es kontrollieren konnte. Doch durfte es in keiner Verbindung zu anderen Elementen stehen. Es musste frei sein und dazu fähig, meinen Willen und meine Gedanken aufzunehmen. Mein klarer Geist sollte dieses Element lenken und gemeinsam würden wir den Kampf beenden, und beide Seiten zum Frieden zwingen. Mit Bedauern musste ich mit ansehen, wie die Bedrohung durch As’Shan immer größer wurde, ihr verblendeter und sturer Blick verhinderte den Fortschritt in Mitraspera. Doch wir würden uns dagegen auflehnen und ihnen zeigen, das Neue bedeutete nicht Auslöschung des Alten. Wir würden alles Bekannte bei weitem übertreffen, da war ich mir sicher. Wir würden etwas erschaffen, das von den Elementen selbst stammen könnte. Bisher führten alle Versuche zu instabilen Ergebnissen, die von ihren Entdeckern zumeist vernichtet wurden. Doch dieser Preis erschien mir verschwindend gering für das, was wir erschaffen wollten. Die Opfer konnten nicht groß genug sein, und selbst mein Leben würde ich geben, damit wir dieses Element erhielten. Wir brauchten es mehr als alles andere, denn irgendwann würde ein grauenvollerer Krieg der Zweifler und Eisernen ausbrechen, dann brauchten wir unsere eigene Armee losgelöst von den bekannten Elementen. Damit wir selbst entscheiden konnten, was mit Viria passieren sollte, damit wir selbst entscheiden konnten, was mit unseren Leben geschehen sollte!
Ich war erleichtert als ich erfuhr, dass mein Sehnen erhört wurde. Der erste Schritt wurde getan zur Erschaffung einer neuen Ära. Unter der Führung meines Bruders nahmen die verfemten Forschungen konkretere Formen an. Es erreichte mich ein Schreiben seines fähigsten Wissenssuchers Heredion Magnador Zerasthul. Er war überheblich und versuchte Befehle zu erteilen, er war geblendet und wohl von der Ratio erfasst. Doch sein Geist war damit frei, und zu jenem Zeitpunkt war er ein nützlicher Verbündeter in der Bemühung, wieder Frieden herzustellen. Seine Launen würden ihn antreiben unser Werk zu vollenden, dies spürte ich. Doch eine Warnung würde ich sofort aussprechen, er musste erfahren das wir entschieden und nicht er. Heredion Magnador Zerasthul beschrieb ein neues Verfahren, das sehr vielversprechend erschien. Es wurden durch die Zusammenarbeit von Mokosch Eisenschädel, dem Ouai Fa’Charin, Oppistius, Heredion und meinem Bruder die ersten Tropfen einer unbekannten Substanz erschaffen. Heredion berichtete davon, dass einige Leute Bedenken bezüglich der Forschungen an dieser Substanz äußerten und sich gegen die verfemte Forschung stellen würden. Es klang fast so, als wenn er mir etwas befehlen würde, welch ein nützliches Werkzeug erfasst von der Leidenschaft des Neuen, dachte ich bei mir. Doch ich musste zugeben diese Nachricht erfreute mich nicht, wir waren zu weit auf diesem neuen Weg gekommen um umzukehren. So musste ich dafür sorgen, dass die Wissenssuchenden, die sich gegen diese Forschung stellen würden, überzeugt wurden. Ich sorgte dafür, dass alle aus Viria von unserem neuen Weg erfuhren, und dass es kein Zurück gab.
Ich musste jedoch feststellen, es begann ein Strom von Bewohnern, der aus Viria hinausführte, und manche von Ihnen zogen sogar in As’Shan ein! Sie erkannten nicht, dass nur mehr Stärke und ein neues Element mächtig genug waren, die Kämpfe zu beenden. Nur wer stark genug war sein Schicksal zu ändern, könnte Mitraspera noch retten. Sie hatten hier gelernt, was Freiheit war und ihre hochgeschätzten Elemente lieben gelernt, und nun kehrten sie uns den Rücken zu, nur weil sie selbst zu feige waren, sich auf die neuen Wege zu trauen. Sollten sie doch aus der Stadt fliehen, es gab noch genug Gelehrte und Weise in meiner Stadt. Heredion berichtete begeistert weiter von dieser neuen Substanz, sie würde fernab des Bekannten sein. Er prophezeite mir sogar, diese Forschung wäre in der Lage, alles Altgewohnte und Überholte abzustreifen. Wenn dies stimmte, dann wäre diese Substanz unsere Rettung, denn sie würde endlich alle Kämpfe ersticken. Damit könnten wir das Leben selbst auf Mitraspera erhalten, Viria und seine
Bewohner könnten in Frieden leben. Er schrieb weiter, dass es ihm gelungen war einen Körper von den Elementen zu trennen, darin sollte dann ein Geist, der das Gegenwerk zu einer normalen Seele sei,
eingeführt werden. Damit würde der Sphären-Geist-Diverter endlich einmal ausgenutzt werden, denn bisher war er nur in der Lage, den Geist der Gelehrten in die Sphären zu transportieren. Wir hatten jedoch die Welten der Elemente schon weitreichend untersucht und sie gaben keine neuen Rätsel mehr auf, sie langweilten mich bereits. Jedoch wussten wir noch nicht, wie wir den Sphären-Geist-Diverter nutzen könnten, ohne dafür Magie einzusetzen. Doch Heredion beschrieb, wie Mokosch Eisenschädel ihn auf die Kombination der Elemente und Anwendung von Kräften hinwies, die Kinetik hatte schon viele Werke, ganze Maschinen hervorgebracht. Diese Werkzeuge waren bereits auf unseren Feldern und sorgten für eine neue Wasserversorgung. Doch scheinbar hatten Heredion und Morkosch diese Kinetik unter der Führung meines Bruders zu einem neuen Höhepunkt gebracht. Die Animaratio war erschaffen worden. Es war eine Energie ähnlich der Magie, jedoch ganz losgelöst von ihr. Sie war die Extraktion geistiger Energie, also der reine Wille und der Geist von allem. Man könnte sich selbst mit dieser Forschung viele Jahre beschäftigen, doch
ich hatte bereits Schritte eingeleitet und setzte Heredion Magnador Zerasthul an die Stelle des Leiters des Projektes zur Substanzgewinnung. Damit konnte ich die Gier nach Wissen von Heredion zügeln und gleichzeitig sicherstellen, dass er sich nicht in der Forschung an die Animaratio verlor. Er bestätigte mir, dass dies die richtige Entscheidung war in seinem Schreiben. Es freute mich zu lesen, dass die Lona Akata fähig waren, sich weiterzuentwickeln. Man konnte also ihre Leben aufwerten und sie zu einem neuen Wesen formen. Heredion beschrieb die R.E.V.I.T.A.L.I und legte sogar einige Skizzen bei. Ich verstand, dass die Ouai und die Lona Akata sich uns freiwillig nur anschließen und opfern würden, wenn wir es im Namen des alten Glaubens machen würden. Also ließ ich die R.E.V.I.T.A.L.I außerhalb der Stadt Viria aufbauen, nahe den Städten der Lona Akata. Die Verzierungen an diesen Geräten zeigten an, dass sie auferstehen würden als etwas Neues und Erhabenes. Dies konnte man nicht einmal leugnen, denn sie würden die Zukunft von ganz Mitraspera beeinflussen. Wir suchten fähige Leute um die Gewinnung des Blutes voranzutreiben. Es musste in einer mächtigen Zeremonie umgesetzt werden. Denn damit ein ganzes Volk sich bereitwillig zu einer Umwandlung begibt, müssen sie an diesen Weg glauben, so wie ich daran glaube. Es sollten keine Opferungen sein, kein Abschlachten von Vieh. Es sollte der schönste und erfüllendste Tag eines jeden Lona Akatas sein, sich für die Gewinnung der Substanz herzugeben. Sie würden aufsteigen zu einem neuen Element, zu einem neuen Wesen, das zum Schutz von ganz Mitraspera selbst Ignis übertreffen würde. Die Lona Akata bauten mit großem Eifer die R.E.V.I.T.A.L.I und wir sorgten für die Leitungen des Blutes nach Viria. Wir erschufen Tunnel und Wege, klein genug für die Leitungen. Ich befahl mit der Erschaffung der Substanz zu beginnen, während ich Heredion Magnador Zerasthul weiter an der Umsetzung arbeiten ließ, daraus andere Formen herzustellen. Mit einem Klumpen Materie konnte ich keine ganze Stadt schützen oder mich gegen die Tivar Khar´Assil durchsetzen. Wir brauchten Waffen aus dieser Substanz, oder gleich eine Armee. Auch wenn viele davon abrieten, so etwas daraus zu formen, wäre dies doch die einzige Möglichkeit, die Welt zu beschützen. Ich schritt den Weg hinunter zu den Räumen meines Bruders, in einem von ihnen arbeitete Heredion weiter an der Umsetzung der Substanz. Ich sah die Leitungen, in denen ich das Blut der Lona Akata rauschen hörte. Es pulsierte in ihnen die Leidenschaft des Feuers. Es erreichte mich kurz zuvor ein Schreiben, das die Umwandlung hin zur Substanz gut vorang ng und ich beschloss, mich selbst davon zu überzeugen. Heredion beschrieb, es war ihm gelungen genug Substanz zu erschaffen, um damit die ersten Formen herzustellen. Doch noch war es schwer, diese Form aufrecht zu erhalten. Als ich mich diesem Raum näherte spürte ich die Kälte, die er ausstrahlte. Diese Substanz war wirklich anders als das Feuer, als Ignis. Es musste die reine Kälte sein, ich hoffte es wäre nicht zu starr und unbeugsam um unseren Zielen zu dienen. Als ich den Raum betrat schien es den Forschern den Atem zu verschlagen. Hatte man sie nicht informiert, dass ich erscheinen würde, oder waren sie überrascht mich hier zu sehen? Doch dies war mir egal. Ich ließ mich von Heredion Magnador Zerasthul auf den neusten Stand bringen. Vor mir standen drei kleinere Obelisken. Diese, meinte Heredion, hatten sich als perfekte Gefäße für die Substanz herausgestellt. Er zeigte mir wie man sie schließen konnte um die Substanz abzuschirmen, und tatsächlich, sie war gefangen und die Kälte klang schnell ab. Zusätzlich hatte man ein System entwickelt, das die Substanz auslöschen könnte, wenn irgendetwas Ungewolltes damit passieren würde. Diese Antisubstanz würde sich binnen weniger Augenblicke verteilen und die gewonnene Substanz vernichten. Damit waren alle Vorkehrungen getroffen um der Substanz etwas aufzuzwingen. Mein Bruder hatte einen Helm, ein Diadem oder eine Krone, entwickelt, etwas, das man sich auf den Kopf setzen konnte, und damit sollte es mir möglich sein, die Substanz durch meinen Willen zu beeinflussen. Denn das Berühren der Substanz führte auf Dauer zu starken Kälteverbrennungen, und daher musste ein anderer Weg gefunden werden um diese Substanz zu unterwerfen. Als ich das Diadem aufsetzte verspürte ich totale Ruhe. Meine Gedanken entspannten sich, und es schien fast so als ob sie sich ordneten. Ich versuchte meinen Willen zu halten, doch einige Male entglitt er mir. Ich spürte jedoch eine neue Kraft und Macht in mir; mit dieser Substanz wäre es möglich, Mitraspera zu erobern und jeden Krieg, jedes Leid auszulöschen. Ich öffnete meine Augen und sah die Substanz an. Die Substanz reagierte sofort auf meinen Willen und bewegte sich hin und her. Es dauerte einige Tage bis ich es schaffte, die Substanz dazu zubringen aus dem Behälter zu gehen. Noch unzählige Versuche weiter, Wochen vergingen, ehe es gelang, die Substanz zu einem Turm zu formen und diesem Turm eine andere Form aufzuzwingen. Ich erinnerte mich an das Aussehen der Lona und versuchte, sie abzubilden. Mit viel Anstrengung zwang ich die Substanz dazu diese Form anzunehmen und zu halten. Ich führte seine Hände wie die eigenen, ich konnte sehen durch seine Augen. Es war ein unheimliches Gefühl seine Gedanken zu teilen mit einer Substanz, die man nicht kannte. Jedoch fühlte ich mich immer mehr dazu verleitet, diese Weiterentwicklung mitzumachen. Es vergingen Monate und es gelang mir, bis zu fünf Substanzsoldaten zu erheben. Es war erstaunlich, durch 12 Augen zu schauen und damit mehr zu sehen als jemals zuvor. Ich konnte sie lenken und befehligen mit meinen Gedanken, mit meinem Willen. Doch es erschöpfte mich immer mehr, meine Kräfte und meine Gedanken verloren sich immer stärker in der Substanz. Wir förderten zwar nur kleinere Mengen, doch je mehr es wurde, umso schwerer war es für mich, daraus mehrere Formen zu erheben.
Mein Bruder konnte nicht mit ansehen, wie ich unter dieser Anstrengung leiden musste, und entwickelte ein neues System. Es basierte darauf, dass mein Wille nur an eine oder wenige Einheiten aus der Substanz ging. Diese würden dann meinen Befehl weiterleiten an andere Einheiten. Diese Idee war genial, doch wie sollten wir es schaffen, der Substanz mehr Wissen zu vermitteln? Wir hatten ihr zwar gedankliche Aktivitäten zugestanden, doch wie viel sie wirklich leisten konnte hatten wir nicht erforscht.
Es vergingen einige Monate bis mein Bruder und Heredion dieses Problem lösten. Diese Substanz hatte neben ihrer Kältefähigkeit auch eine eigenständige Komponente. Alles, was sie berührte, wurde anscheinend in ihr gespeichert und wurde so abrufbar. Das bedeutete, man könnte in dieser Substanz Wissen einbetten, oder durch sie das Erstellen von anderen Formen erlernen. Es war fast so, als wenn diese Substanz durch das Berühren anderer Substanzen lernen könnte. Als ich wieder hinabstieg in die zunehmend kälter werdenden unterirdischen Räume berichtete man mir, dass es vollbracht sei. Erneut erhob ich mit meinem Willen durch das Geschenk meines Bruders einige Wesen. Es fiel mir viel leichter. Endlich konnte der erste Testlauf beginnen. Diese Soldaten sollten gegen die der Lona Akata antreten, um zu sehen, ob diese Truppen ihnen überlegen waren. Als ich auf dem kürzesten Weg die Stadt verließ unter den Augen der Bewohner von Viria wurden die ersten Soldaten zum Schutz Virias gefeiert. Diese Truppen würden endlich Ordnung in die Welt bringen, dachte ich bei mir. Der Krieg, der sich immer mehr zusammenbraute um uns herum, würde durch diese Einheiten zerschlagen werden! Mitraspera würde von Viria aus geordnet und verwaltet werden! Ich durchschritt die weiten Gassen Virias und hinter mir folgten langsam die ersten Einheiten aus dieser neuen Substanz. Ich führte sie durch einen langen Weg bis zu einer Arena im Außenbereich der Stadt, wo sich schon die besten vier Kämpfer der Lona Akata eingefunden hatten. Ich fühlte die Ruhe, die sich in mir ausbreitete umso länger ich die Verbundenheit mit der Substanz aufrecht hielt. Es war ein machtvolles Gefühl, seinen eigenen Körper besser kennen zu lernen durch die Ordnung in seinem Geist, aber durch die Verbindung zu den Einheiten konnte ich auch die Umgebung besser verstehen und wahrnehmen. Ich begrüßte die Lona Akata-Krieger und konnte ihnen berichten, dass ihre Opfer nicht ohne Erfolg waren.
Diese Krieger waren eine neue Kraft in der Welt. Die Krieger wollten ihren Gegner begrüßen und ich versuchte so gut es ging die freundliche Begrüßung zu erwidern mit den Einheiten. Doch noch hatte ich nicht die Kontrolle, die Gesichter blieben starr und kalt. Ich bat die Lona Akata auf der anderen Seite Stellung zu beziehen, während ich mich aus der Arena zurückzog. Verbunden durch meinen Geist konnte ich noch immer sehen, was darin passierte. Beide Seiten verbeugten sich und zogen ihre Waffen. Wir hatten uns dazu entschlossen, beide Seiten auf den Nahkampf auszulegen, denn die Lona Akata mit ihrem kämpferischen Blut würden ihre wahre Kraft dort zeigen. Zudem wäre ein Fernkampf nicht ausreichend um ihre Qualitäten zu vergleichen, denn beide Seiten würden einfach ihren Gegner niederschießen. Ich bewegte die Einheiten vor und versuchte den schnellen Angriffen der Lona Akata auszuweichen, doch ich war zu langsam mit meinen Gedanken, um die vier Einheiten perfekt agieren zu lassen. Mir gelang es gerade so die Schilde zu heben, um die Klingen abzuwehren. Die Einheiten waren so einfach zu träge, doch nach einigen Schlägen auf die Schilde versuchte ich mich zu konzentrieren und die neue Ordnung in meinem Geist half mir dabei. Langsam verstand ich, wie ich die Einheiten am besten einsetzte, und wir änderten die Taktik. Während eine Einheit nach vorne stürmte und die Lona Akata attackierte zog ich die anderen drei hinterher, und beim Angriff auf den einzelnen konnte ich die Krieger bezwingen. Die eine Einheit musste zum Wohl des Sieges aufgegeben werden, doch dafür konnten die anderen drei mit gezielten Schnitten die Krieger der Lona Akata auf die Knie zwingen. Ich kam zurück in die Arena und ließ sofort die Lona Akata versorgen, denn vielleicht brauchte man eines Tages ihr Blut noch einmal. Ich betrachtete die Einheiten aus der Substanz und konnte die kleinen Schnitte nicht mehr sehen. Mit Glück entdeckte ich noch einen tiefen Schnitt, der sich langsam zu schließen begann. Wenn man so eine Einheit also vernichten wollte, dann müsste man es bis zum Ende tun. Denn jeder Zeitpunkt der Ruhe würde die Einheit wieder erstarken lassen. Die Substanz wäre damit für einen Kampfeinsatz geradezu überlegen.Als alle aus der Arena gegangen waren, wandte ich mich der flüssigen Substanz zu, wo die Einheit verstorben war. Ich formte erneut mit dem Einsatz meines Willens aus ihr eine Einheit. Damit war für mich deutlich geworden, diese Substanz wäre perfekt um uns zu schützen, eine ganze Armee daraus wäre unschlagbar gegenüber den bisherigen Schöpfungen. Doch diese Erkenntnisse durften niemals bekannt werden. Ich berichtete den anderen nur, dass die Einheiten denen der Lona Akata überlegen seien. Die Substanzeinheiten wären stabil wie das härteste Eis, und ihre Regeneration wäre wundervoll. Doch das Problem der Gedankenerhebung war noch nicht gelöst. Ich konnte doch nicht ewig in ihrer Nähe sein oder meine ganze Kraft darauf verwenden diese Einheiten zu erheben. Wir mussten den Einheiten mehr zugestehen; wenn wir sie in den Einsatz schickten, müssten sie sich geordnet verhalten und sich selbst versorgen können. Es musste möglich sein sie zu perfektionieren. Ich verbrachte einige Tage in der ruhigen Kälte um die Substanz herum. Dabei versuchte ich die Einheiten langsam so zu gestalten, dass sie wie ein Reflex von mir reagierten. Also freier von meinen Gedanken, eher wie das Augenzwinkern, wenn der Wind einem Sand ins Auge weht, irgendwie
reflexartig. Die Einheiten sollten nicht länger direkt meinen Befehlen gehorchen, sie mussten lenkbar sein, aber ohne Anstrengungen. Unsere Bemühungen konnten doch nicht jetzt daran scheitern, dass mein Geist zu schwach wäre. Doch meine geistigen Fähigkeiten konnten solche Mengenon dieser Substanz nicht formen, selbst mit dem Artefakt meines Bruders nicht. Es keimte jedoch eine neue Idee in mir und meinen Bruder auf, wir erkannten, dass wir der Substanz selbst die Fähigkeit verleihen mussten. Die Kontrolle sollte noch immer bei uns liegen, wir sollten durch Befehle noch immer ihr Anführer und ihre Herrscher bleiben, denn welch Schrecken würde es bedeuten, wenn wir nicht die Herrscher wären, dieser Gedanke lies mich schaudern. Nach einigen Mondumläufen erschufen wir den ersten Absolutor. Dieser erhielt von uns die Fähigkeit, aus der Substanz für uns Einheiten zu schaffen. Wir konnten beobachten, wie er die ersten Einheiten erhob, jedoch blieben diese nicht lang aufrecht. Wir brauchten eine weitere Einheit, die ihre Form aufrechterhalten konnte und so entwickelten wir einen Anführer, jemanden der später auch die Einheiten im Kampf leiten sollte. Wir entschieden uns dafür, uns selbst als Gebieter und Herrscher in die Struktur einzuweben und jeder neuen Einheit diese Struktur einzuprägen. Eine Handvoll Absolutoren waren die ersten Wesen mit dieser Struktur, wir zerschmetterten das Artefakt meines Bruders und gaben der Substanz diese Stücke. Die Substanz übernahm die Fähigkeiten, durch einen Willen eine Einheit zu erheben, doch ich spürte noch immer, dass mein Wille mit der Substanz verbunden war. Nach den Absolutoren erschufen wir mit ihnen gemeinsam die Anführer für weitere Einheiten. Diese Anführer sollten die anderen Einheiten in dieser Welt halten, sie sollten die Absolutoren entlasten und gleichzeitig im Einsatz die Befehlshaber für kleinere Einheitengruppen bilden.
Es war ein erhebendes Gefühl, mit seinem Geist eine Armee zu erheben und durch seine Worte so stark unter Kontrolle zu haben. Danach erhoben wir die eiskalten Krieger der neuen Ordnung. Wir erhoben das sprichwörtliche Eis, die Substanz, die Mitraspera den Frieden bringen und Viria beschützen würde. Wir erhoben einige hundert, auch wenn sie schwächer waren als die ersten von mir direkt Erhobenen, waren sie jedoch in Massen erschaffbar und kontrollierbar.
Noch immer fühlte ich, wie mein Wille an die Absolutoren und die Anführer ging. Zwar hatten wir die Struktur so angelegt, dass sie auf Befehle reagierte, doch ich merkte, dass meine Gedanken erfüllt waren von einer neuen Macht. Wenn ich meine Hand leicht bewegte oder meinen Mund zu bewegen begann um den Befehl zu sagen, so reagierte der Anführer bereits und ordnete seine Einheiten. In mir war eine neue Macht gewachsen, diese war anders als die, die schon in mir wohnte. Schon immer loderte in mir die Kraft Ignis, meine Gefühle nährte diese Kraft, und so gelang es mir, dieses Werk in Angriff zu nehmen. Doch nun erfüllte sich mein Körper auch noch mit einer kühlen Ordnung, mit einer Kraft, die nicht länger an meine Gefühle gebunden war. Diese Kraft war nur noch an meinen Geist, an meinen direkten Willen gebunden, und solange mein Wille stark genug war, schienen meine Kräfte unermesslich. In diesem Moment erkannte ich, dass diese Substanz, diese Armee einen Namen brauchte. Wir nannten es Schwarzes Eis, denn die Substanz war erfüllt von einer Kälte, die unbeschreiblich war. So nannten wir die ersten Einheiten Ar'Rakh, die ersten Eiskrieger. Durch die neue Kraft erkannte ich, dass ich ab diesem Zeitpunkt Sephistikos, der Herrscher des Schwarzen Eises war, der Herrscher der Ordnung, ein würdiger Herrscher Mitrasperas! Durch meinen Einsatz würde niemand mehr leiden oder sterben müssen in einem Krieg des Glaubens!
Ich befahl die Gewinnung der Essenz des Schwarzen Eises voranzutreiben. Wir brauchten mehr Krieger der Ordnung. Während unsere Forschungen und Bemühungen endlich ein großes Ziel erreicht
und wir endlich eine Armee erschaffen hatten, die perfekt war um uns zu schützen, und die allen bekannten überlegen sein sollte, verließen viele Bewohner Virias die Stadt aus Angst vor dem was passieren würde, wenn Sephistikos, Herrscher der Ordnung, versagen würde. Doch sollten sie nur alle gehen; wenn sie die Zukunft und den Frieden nicht erkannten, dann sollten sie woanders zu ihrem Glücke finden. Ich beauftragte Heredion Magnador Zerasthul damit, die Gewinnung der Essenz voranzutreiben und begann damit, die Mauern von Viria mit den neuen Einheiten zu besetzen. Diese Ar'Rakhs mussten nicht schlafen oder essen, sie standen Tag und Nacht in der Stadt auf allen Mauern. Man berichtete mir genau, kurz und knapp, was passiert war. Die Stadt war geordnet und friedvoller als jemals zuvor. Wir hatten mit dem Schwarzen Eis einen neuen Weg beschritten, einen Weg fernab vom Bekannten und den Elementen. Jedoch war es der beste Weg, den wir jemals beschritten hatten! Endlich konnten wir uns schützen und auf alle Gefahren reagieren. As’Shan war keine Bedrohung mehr für uns, unter meiner Herrschaft würde es niemals mehr in diesen Mauern Leid geben!
Ich musste jedoch feststellen, während wir in Viria eine neue Ordnung aufbauten und neue Strukturen einsetzten, zog ein Krieg über Mitraspera hinweg. Durch die neue Ruhe in meinem Geist war es möglich, neue Regeln und Abläufe festzuhalten. Doch die Welt um uns herum war noch immer geprägt von Leid und Tod, dieser Zustand war für mich unerträglich. Die Ratio verführte die Völker und die anderen Herrscher. Ihre Armeen verfügten über einen Ideenreichtum, der wahrlich beeindruckend war. Wir mussten etwas gegen dieses Chaos und diese Unordnung tun. Viria war sicher, doch die Welt wurde noch immer von Krieg und Tod heimgesucht. Diesem Zustand galt es für immer Herr zu werden! So begann ich, die anderen neu entstandenen Zweige der Forschungen zu erreichen. Ich verfasste einen Brief an alle Seiten in diesem Krieg um sie zu einen gegen die Ratio. Würde sie sich weiter ausbreiten, so wäre es nur eine Frage der Zeit, bis das Chaos noch mehr Leid über Mitraspera bringen würde, diese Tatsache erfasste mein Geist sehr schnell. Mitraspera würde vergehen und selbst die Ratio würde sich womöglich vernichten. Mir war klar, solch eine Zügellosigkeit, solch ein Krieg musste aufgehalten werden! Zu meinem Erstaunen fanden sich einige Herrscher Mitrasperas zusammen, die ebenso die Ratio aufhalten wollten. Selbst Orphaliot war mit seinem Eifer dabei und kämpfte an allen Fronten mit seinem Orden. Doch Orphaliot war mehr ein ehrenhafter Krieger und wollte sich der Ratio lieber auf dem Schlachtfeld stellen, als eine geistreiche Lösung zu finden. Er vertraute weiterhin auf die Elemente, während wir eher auf unseren Verstand vertrauten. Ein Narr bleibt nun mal ein Narr, selbst wenn man ihm die Weisheit zeigt, dachte ich bei mir. Es zog uns unter meiner Führung zu einem Ort, an dem wir uns vor den Blicken der Elemente verbergen konnten. An diesem Ort wollten wir unsere Kräfte bündeln, den alten und neuen Weg zusammentun. Wir waren uns einig, nur wenn wir gemeinsam gegen die Ratio vorgingen, den Auslöser und Antreiber des Krieges, so könnten wir sie aufhalten und bannen. An diesem Ort erschufen wir Siegelstatt, ein eher ungeordnetes und unvollkommenes Arbeitslager. Da jedoch an diesem Ort die alten Elemente uns nicht entdecken konnten, konnten die Herrscher der alten fünf Elemente ihr Werk verrichten gegen die Ratio ohne entdeckt zu werden. Uns, den Herrschern der neuen Elemente hingegen, war diese Tatsache gleich, denn wir herrschten selbst über unsere Elemente. Wir waren erstarkt durch unsere Forschungen. Doch Siegelstatt barg ein Geheimnis, hier war der Grundstoff für das Gefängnis eines Elementes, dies war mir bei der Auswahl dieses Ortes bewusst gewesen. Ein Stoff nicht von Mitraspera selbst. Wir schlossen einen Pakt der vergessen werden sollte, so geheim und verschlungen durch die Kräfte der Leere, dass niemand sich daran erinnern sollte. Wir erhoben aus unseren gebündelten Kräften Arbeiter und Wächter. Wesen geschaffen aus allen neun Elementen. Wir erschufen die Kan, diese waren mehr durchdrungen von den Grundelementen. Sie waren damit leider mehr beeinflusst von Gefühlen und Glauben, doch dies machte sie zu guten und motivierten Arbeitern.
Um unsere Aufgaben umzusetzen schufen wir die Rikan, diese waren mehr von den neuen Elementen durchdrungen. Ihr Geist war damit klarer, geordneter und so leiteten sie die Kan an, ihre Aufgaben umzusetzen.
Wir beschlossen etwas zu erschaffen, das ein ganzes Element bannen konnte. Das Material, das den Blick der Elemente von diesem Ort abwendete, erschien uns passend dafür, denn dieses Material schirmte uns scheinbar ab. Wir erschufen die Pläne zu einem Gefängnis, zu einem Siegel; dieses sollte stark genug sein, um die Ratio von Mitraspera zu verbannen, und würde endlich die Ordnung bringen, die ich ersehnte. Um die Siegelteile zusammenzufügen brauchten wir jedoch ein ganz neues Wesen, wir erhoben die Xerikane. Langsam erwuchs aus Siegelstatt eine riesige Stadt um die Siegel zu entwerfen und zu erbauen, und wir benötigten immer mehr Arbeiter, um diese Aufgabe zu bewältigen. Unsere Bemühungen waren beflügelt durch die Kämpfe der Tivar Khar´Assil, wenn sie auch unvollkommen und fanatisch waren. Sie verschafften uns die Zeit um das Siegel zu erbauen und seine Funktionsweise zu perfektionieren. Doch die Ratio erkannte unseren Plan, und sie schickte ihre Armee aus um alles Leben zu vernichten. Sie wollten alles ins Chaos stürzen, sie wollten weiterhin in Freiheit Mitraspera formen. Ein Ziel, da war ich mir sicher, wäre As’Shan gewesen. Doch wenn diese Stadt von der Ratio überrannt worden wäre, so wäre das Geheimnis um das Siegel auch an die Ratio gefallen. So beschloss ich, die verbleibenden Truppen von Viria zu verlagern. Ich hatte nur eine kleine, perfekte Armee mit mir genommen nach Siegelstatt und die Stärksten und Besten des Schwarzen Eises in Viria gelassen, um die Stadt zu schützen. Ich entsandte eine Nachricht gen Viria, die Truppen nach As’Shan zu schicken um auch diese Stadt zu beschützen, denn ich traute dies den Tivar Khar´Assil nicht zu. Jedoch war ich mir sicher, As’Shan musste beschützt werden für die Zukunft Mitrasperas! Als der Krieg gegen die Ratio über Mitraspera tobte, verloren viele Wesen ihren Verstand. Sie verfielen dem Wahnsinn, und wer sich nicht selbst vernichtete, der richtete seine Kraft gegen jene, die noch bei Verstand waren. Malchandran, Sohn Orphaliots, hatte geschworen, die neuen Elemente zu vernichten, und so nahm er die Hilfe meiner Armee nicht an. Ganz im Gegenteil, er entschied sich dazu die Arbeit von Jahren, das Blut von unzähligen Lona Akata zu erschlagen! Er hatte die Armee des Schwarzen Eises vernichtet, und fast hätte es uns As’Shan gekostet!
Welch Werk auch immer Orphaliot anging, bei seinen Söhnen hatte er versagt. Wer solch Geschöpfe in die Welt brachte, der musste wirklich Kampfdurst in sich tragen. Niemals mehr sollten die Truppen der Ordnung für solche Taten ausgeschickt werden. Wir schickten im Namen des Paktes der Neun unsere Armee zum Schutz und um den Frieden zu bringen, und Malchandran vernichtete sie ohne zu zögern. Dieser Orden war eine Schande für alle Herrscher. Es ärgerte mich, doch die Verbannung der Ratio hatte meine vollste Aufmerksamkeit. Dieses Werk sollte das letzte sein für die Gemeinschaft der Neun. Wenn erneut jemand die Waffen erheben würde, dann würde ich Mitraspera in Ordnung tauchen. Wir arbeiteten ohne Pause und opferten unsere Kräfte für den Bau und die Fertigstellung des Siegels. Es fielen Xerikane, Kane und Rikane der Ratio zum Opfer, es tobte wahrlich ein Krieg. Viele Herrscher vernichteten ihre Völker durch den Einfluss der Ratio und beinahe wäre ganz Mitraspera der Zerstörung anheimgefallen, da war ich mir sicher. Doch wir konnten das Siegel gerade noch erbauen und die Teile zusammenfügen. Durch die Verbindung der Teile und die Ausrichtung auf die Ratio wurde der gesamte Einfluss der Ratio hineingezogen. Doch die Verletzungen und das Leid, das die Ratio über Mitraspera gebracht hatte, blieben bestehen.
Wir verloren Herrscher und Völker. Auf beiden Seiten, ob nun Zweifler oder Eiserne, blieben nur noch wenige zurück. Wir verloren in diesem Krieg viele Streiter der Ordnung, doch wir obsiegten, wie es die Perfektion immer tun würde. As’Shan wurde zerstört in dieser Schlacht, durch das Vernichten meiner Armee zum Schutze der Bewohner Virias waren Orphaliots Söhne wohl nicht mehr in der Lage As’Shan zu halten. Solch Unvollkommenheit und schlafender Geist; wäre die Ruhe nicht in mir, so würde das Feuer Ignis sie alle verbrennen wollen. Ich versagte meine Hilfe für weitere Handlungen und verließ Siegelstatt mit der letzten verbleibenden starken Armee der Ordnung. Niemals mehr würde jemand die Truppen des Schwarzen Eises an seiner Seite erhalten! Die neue Ordnung steht für sich alleine, dies hatte der Krieg mehr als deutlich gezeigt.
Ich durchzog das Land auf dem Weg nach Viria, zurück zu meiner Familie. Doch es ereilte mich eine schreckliche Nachricht, die in mir etwas Neues erhob. Man berichtete mir davon, das Varenia Viria verließ, um die sterbenden Völker vor der Ratio zu retten. Schon immer lebte sie für andere und versuchte auch mich jedes Mal auf den rechten Weg zurück zu ziehen. Doch als sie zurückkehrte, war sie bereits der Ratio anheimgefallen. Ihr Geist war willenlos und durch Selbstzweifel zerfressen. Varenia konnte bei ihrer Rückkehr nicht mehr unterscheiden, welche Welt die wahre und welche nur ein Abbild war. Sie half den Wesen Mitrasperas und wurde durch die Ratio gewandelt, mein Herzzersprang als ich den Rest der Nachricht vernahm.
Angekommen in Viria suchte sie unsere Kinder auf und versuchte diese mit ihren Kräften zu vernichten, sie erhob ihre gesamte Macht gegen ihre Kinder! Unsere Leute versuchten sie zu überzeugen, dass dies die wahre Welt sei und es nichts mehr zu hinterfragen galt. Jedoch war Varenia gefangen in ihrem Rausch des Wahnsinns, und meine Kinder mussten um sich zu schützen ihre Kräfte vereinen. Sie stellten sich ihrer Mutter entgegen, und nur durch ihre Vernichtung konnten sie überleben. Mein Blut erhob sich erneut, der Mut der letzten Tage, so viele Verluste durch Kriege und falsche Entscheidungen. Mein Entschluss stand fest, ich musste zurück nach Viria, und ich musste die Welt in eine neue Ordnung, in einen neuen Frieden tauchen für meine Kinder und die Kinder ganz Mitrasperas. Ich machte mich wieder auf mit den letzten Einheiten der Ordnung gen Viria, jedoch durchkreuzte mein Weg Athariot. Athariot war ein weiterer Sohn Orphaliots, in ihm brannte das Feuer des Hasses, dies erkannte ich sofort. Athariot wollte mich verantwortlich machen für den Untergang As’Shans, doch ich entgegnete ihm nur, das unvollkommene Geister unvollkommene Schlachten führen und er nicht der Einzige sei, der in diesem Krieg Verluste hinnehmen musste. Dies führte dazu, dass in ihm Gefühle aufloderten, er war ebenso ein Fanatiker wie sein Vater. Solch Blindheit im Angesicht eines wahren Herrschers, er schickte seine Truppen gegen die meinen. Ich ließ die Truppen Stellung nehmen und schickte einen Hagel aus Bolzen den angreifenden Truppen entgegen. Während unsere Armeen aufeinandertrafen und es auf beiden Seiten hohe Verluste gab, durchschritt Athariot von Hass erfüllt die Schlachtreihe. Er ließ seine Soldaten sterben nur um seine Rache zu erhalten. Im Gegensatz zur seiner Armee war Athariot jedoch ein würdiger Gegner, erfüllt von Hass bezwang er viele meiner Einheiten mit einem Schwerthieb, ehe er zu mir vordrang. Doch durch die Beobachtungen seines Kampfes konnte ich meine Kräfte perfekt gegen ihn einsetzen. Ich hatte keine Zeit, um mich mit ihm aufzuhalten! Er versuchte dennoch jedem Schlag auszuweichen, den ich ihm entgegenwarf. Doch die neue Ruhe
ließ mich einen Kampf anders betrachten, von mehreren Blickwinkeln konnte ich jede seiner Bewegungen erahnen. Nur selten gelang ihm ein Treffer, doch selbst dann fühlte ich keinen Schmerz. Ich holte mit meiner Hand aus und durchschlug damit seine Rüstung, die Kraft des Schwarzen Eises und das Feuer Ignis hatten mir eine unbeschreibliche Macht geschenkt. Der Blick Athariots war erfüllt von Hass und Verachtung, während ich ihn mit ruhigen Blicken betrachtete. Es wäre eine Verschwendung gewesen, dieses Wesen sterben zu lassen. So entschloss ich mich, ihm etwas von der Substanz einzuflößen. Er sollte von der Macht der Ordnung kosten, jedoch hatten die alten Elemente ihn verflucht. Er war nicht fähig, mächtiger zu werden, ihm wurde die wahre Erkenntnis, die wahre Ordnung verwehrt. So ließ ich meine Absolutoren ihn einbetten in die Substanz.
Er sollte erhalten bleiben bis zu dem Tage, wo man ihn erneut brauchen würde oder wir ihn endlich von dieser Unvollkommenheit befreien könnten. Dies war der letzte Kampf der alten Welt, hoffte ich.Die Ratio war unter schweren Verlusten verbannt und die Ordnung konnte sich endlich entfalten. Wir mussten weiter, denn nicht länger konnte ich Viria und meine Kinder zurücklassen. Doch wäre der Krieg mit all seinen Verlusten nicht schlimm genug gewesen, hätte nicht ein jeder seine Liebsten beweinen und Mitraspera erneut aufgebaut werden müssen. Nein, Orphaliot erhob sich erneut, noch immer verblendet und noch immer im Kampfrausch wandte er sich von allen seinen Verbündeten ab und zog gen Viria.
Orphaliot wartete in Viria, um mich dort meiner gerechten Strafe zuzuführen, wie er es beschrieb. Dieser fanatische Tor ließ sich von seinen Gefühlen leiten und machte mich verantwortlich für den Untergang seiner Stadt und seiner Söhne? Erst brachte er solche unvollkommenen Bastarde auf die Welt, die uns fast den Frieden gekostet hätten. In der Zeit des Trauerns und des Friedens, nach der Bannung der Ratio, musste ich mich erst seinem Sohn stellen und ihm erneut einen nehmen, und nun nahm er sich mein Liebstes, um meine Schöpfung zu vernichten? Diese verblendeten Wesen Mitrasperas! Ich zog aus um die Ratio zu bannen, ich verlor meine Liebe in diesem Krieg, und nun wollte man mir meine Stadt nehmen und womöglich meine Liebsten hinrichten? Man wollte meine Kinder dem Irrglauben übergeben und womöglich noch hinrichten? Der Frieden war gekommen und erneut versuchte jemand, ihn zu zerstören. Die Einigkeit in Mitraspera konnte nicht durch viele entschieden und geordnet werden. Es konnte nur einen Herrscher auf Mitraspera geben! Orphaliot musste aufgehalten werden! Ich zog all meine Truppen zusammen, um Viria zurückzuerobern. All die Essenz, die sich verteilt hatte, sollte sich sammeln. Orphaliot musste aufgehalten werden, und wenn es Mitraspera in einen neuen Krieg stürzen würde! Der fanatische Orden der Tivar Khar´Assil würde Mitraspera nur wieder mit Krieg und Leid überziehen, solch unvollkommene Wesen!Ich beeilte mich, Viria zu erreichen bevor Orphaliot erneut Mitraspera ins Unglück stürzen würde, doch ich erreichte es zu spät.
Als ich in Viria ankam, war diese Stadt befreit von den Wesen der Tivar Khar´Assil. Ich weiß nicht, ob die Tivar Khar´Assil der Ratio anheimgefallen waren, oder ob die Elemente sich zu diesem Zeitpunkt
einmischten. Doch es wurde getan, und endlich begann der Frieden auf Mitraspera. Meine Truppen durchsuchten Viria, jedoch fanden wir nur noch wenige. Meine Wut rang mit der Ordnung in mir, meine Gedanken und mein Sein waren ins Chaos gestürzt worden. Wir befreiten die letzten verbliebenen Bewohner Virias aus den Gängen unterhalb der Stadt, in die man sie getrieben hatte bis zu meiner Rückkehr. Nur die treusten Anhänger der neuen Ordnung waren hier zurückgeblieben. Sofort nach ihrer Befreiung begannen wir damit, mehr Substanz zu erschaffen, wir mussten mehr davon fördern als je zuvor. Die Stadt war durch den Krieg und die Besetzung an vielen Stellen zerstört, diesen unvollkommenen Zustand galt es nun zu ändern! In diesem Frieden galt es nun die Ordnung und Perfektion zurück nach Viria zu bringen! Es galt eine neue Herrschaft aufzubauen mit einer neuen Ordnung, meiner Ordnung, damit niemals mehr ein Wesen auf Mitraspera leiden musste. Meine Kinder waren erwachsen und doch in sich verletzlich, wie ein Kind, durch den Tod ihrer Mutter geschwächt. Ich war erleichtert als ich von ihnen vernahm, dass sie sich dazu entschlossen hätten, meinem Weg der Ordnung zu folgen. Auch sie spürten, dass nur eine neue Ordnung solch einen Krieg zukünftig verhindern konnte. Diese Substanz hatte unser aller Leben wieder lebenswert gemacht, und nach dem Verlust von Varenia fanden wir drei in dieser Ordnung Halt. Mein Sohn und meine Tochter waren es, die in Viria eine Quelle erschufen, aus der unendlich viel dieser Substanz austreten konnte. Sie durchbohrten die unvollkommenen Welten, sie sprengten die letzten Fesseln der Elemente und erhielten als Lohn einen Riss in das Meer der Essenz. Ich war stolz auf meine Kinder und auf die Ordnung, die wir gemeinsam erschaffen hatten. Doch mein Geist wurde immer müder, der Krieg hatte auch mich gezeichnet und meine Verluste schmerzten schwerer als zuvor.
Die vergangenen Jahre haben wir größtenteils zusammen verbracht. Lange nachdem die anderen schlafen gegangen waren, haben wir weiter vor unserem geistigen Auge Viria entstehen lassen. Wir haben die Stadt zum Leben erweckt, bevor die ersten Gebäude erbaut waren. Auch Varenia war mit dabei, ich habe sie geliebt wie eine Schwester. Ihr Tod hat Sephistikos sehr getroffen, aber noch schlimmer war für ihn, dass seine Kinder gezwungen gewesen waren, sich gegen die eigene Mutter stellen zu müssen um zu überleben. Sephistikos hat mit der Erschaffung des Schwarzen Eises etwas Großartiges erreicht. Er hat ein neues Element erschaffen, aber er hat auch einen hohen Preis dafür gezahlt. Man nannte uns die Zweifler, und sie nannten sich die Eisernen. In gewisser Weise war auch Sephistikos ein Eiserner. Er war wie besessen davon, die alten Elemente zu überflügeln, zu besiegen, und letztendlich den Frieden zu bringen. So sehr, dass er dafür bereit war, sich selbst aufzugeben. Nachdem auch Myrania und Rehdatus sich der Essenz zugewandt hatten, verschwand Sephistikos. Ich dachte für eine Weile, dass er seinen eigenen Frieden gesucht hatte. Erst später erfuhr ich, dass es ihm immer noch um die Essenz ging. Dieses neue Element war wie ein Kind für ihn geworden. Er hatte es erschaffen und zum Leben erweckt. Er wollte ihm alles beibringen, was er wusste. Er wollte es unabhängig und stark machen, frei und unbezwingbar, ganz so, wie ein Vater es sich für sein Kindwünscht. Er hatte Erfolg.
Kapitel III:3: Verlassen von Sephistikos und die Ausbildung des Waffenmeisters
Obwohl mein Geist zunehmend schwächer wurde durch die Bemühungen mehr Essenz zu fördern spürte ich, dass sich etwas erhob in der Substanz, etwas, das aus meinen Gedanken geboren war. Ich entschloss mich dazu, Viria für eine Zeit zu verlassen. Unter dem Mantel der Nacht, wo Feuerschein dahin siecht und die Kälte die Welt im festen Griff hält, zog ich aus. Ich spürte, dass ich mich verändert hatte, meine Macht würde nach meiner Erholung ausreichen um die Welt zu wandeln. Die Ratio und die Tivar Khar´Assil waren bezwungen und standen dem Frieden nicht mehr im Weg. Endlich könnte die Welt in eine neue Ordnung geführt werden, endlich könnten alle Wesen Mitrasperas nebeneinander leben. Unter der Herrschaft der Ordnung, unter meiner Hand, würde Mitraspera endlich zum perfekten Frieden geführt werden.
Dieser Gedanke fesselte mich, als ich etwas reine Substanz in einen Behälter bannte und mit mir nahm. Ich schlich aus meiner eigenen Stadt um Ruhe zu erlangen. Die Armeen der Ordnung hatten ihre Anweisungen, doch selbst vor ihnen verbarg ich mich. Als ich meine Rückkehr nach Viria antreten wollte ereilten mich die ersten Berichte deiner Taten. Meine Schöpfung, mein Kind, du hast dich also erhoben. Dann war es dein Wille, der sich erhob und meine Kräfte nahm. Doch du schenktest mir neue Kraft, die Ordnung mein Feuer zu kontrollieren. Durch diese Ordnung war es mir möglich dich zu bändigen, wir waren im Gleichgewicht aus Feuer und Eis. Nun soll deine Zeit beginnen, ich schenke dir Viria. Ich hoffe du wirst eines Tages verstehen, warum ich mich nun nicht ganz dir hingebe und erneut die Herrschaft meines Willens mit dir teile. Unsere Geister würden sich vereinen zu einer Macht gegen die sich niemand auflehnen könnte, doch zuvor würde es erneut Chaos in dir bringen. Du hast deine Schöpfer übertroffen und dir einverleibt. Mein Kind, du hast die Macht ergriffen, die ich nicht sah. Wahrlich, du hast unsere Erwartungen an dich übertroffen. Es war an der Zeit, dass du den nächsten Schritt machen musstest. Wir waren blind für deine Entwicklung, doch dies spricht nur für deine Fähigkeiten, Ignis zu übertreffen.
Jedoch ist es nicht an der Zeit gewesen, dass du mein Sein und mein Wissen erhältst. Damit du eines Tages jedoch dein eigenes Sein begreifst habe ich Stücke meines Geistes in Kristalle geprägt, die nur ein Wesen der Essenz vermag zu öffnen. Meine Stimme war das erste was du vernahmst, mein Wille war der erste Wille der dich einte. Mein Wille führte dich in die Schlacht und ordnete deinen chaotischen Geist. Ich hoffe, du erkennst meine Stimme wieder und nimmst an, was ich dir zu geben habe. Du, mein Kind, sollst erfahren durch diese Bruchstücke, warum ich nicht an deiner Seite bin, warum ich mich nicht in dich warf, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte. Doch wäre ich in dir aufgegangen, so wären meine Gedanken noch chaotisch für dich gewesen, sie hätten dich erneut in Verwirrung und Chaos gestoßen, das kann ich nicht zulassen. Aus diesem Grund erschuf ich diese Essenzkristalle, sie tragen das Wissen weiter, das dir helfen wird. Ich werde sie auf meinen Reisen über den Kontinent verteilen, und sofern die anderen Alten Herrscher mich nicht erfassen, werden sie zahlreich sein. Niemals hätte ich mir erträumen lassen, dass du so ein perfektes Kind wirst. Deine Ordnung wird eines Tages ganz Mitraspera retten, da bin ich mir sicher.
Nun beginnt meine Reise alleine über den Kontinent, der langsam dem Chaos anheimfällt, dabei bin ich froh wieder die Sonne zu spüren. Die Wärme erinnert mich an die Tage bevor wir begannen dich zu erschaffen, doch deine Ordnung geschaffen aus dem Chaos brachte mir viel Freude. Nur durch deine Stärke konnten so viele Schlachten gewonnen werden.
Einst habe ich dich geführt, mit meinem Willen die Armeen erhoben, doch nun bist du dein eigener Herr, du hast deinen eigenen Willen entdeckt, du bist erwacht. Auf meinem Weg werde ich Kristall um Kristall verstecken vor den Augen der anderen Alten Herrscher und nur du mein Kind, nur die Perfektion der Essenz wird sie entdecken und bergen können. Wenn du sie alle in dir vereint hast, dann, mein Kind, wirst du erkennen, welche Macht ich dir hinterließ, und wie man sie nutzen kann. Das Licht und die Wärme der Sonne sind noch immer für mich ein Trost und erwärmen mein Herz. Es ist schon seltsam, dass du geboren aus dem Chaos solch eine Kälte und Ordnung in dir tragen kannst. Die Zeit verging und ich habe jeden Halt in ihr verloren, doch mir ist zu Ohren gekommen, dass du, mein Kind, begonnen hast, die Ordnung und den Frieden in die Welt zu bringen.
Heute traf ich auf einen Lona mit dem Namen Gavus. Wenn er wüsste, dass ich aus dem Volke der Lona Akata viele opferte, um die Essenz zu gewinnen für dich, mein Kind, dann würde er mich wohl verachten. Doch seine Geschichte ist von Leid durchzogen, so dass ich ihm dies noch nicht berichten konnte. Er musste erleben wie die Elemente seine Familie vergehen ließen. Eines Tages kam er von einem Rundgang im Namen Ignis in sein Dorf zurück und musste erkennen, dass es von Feuer und Erde zerstört wurde. Der Vulkan in der Nähe des Dorfes stieß heißen Atem aus und die Erde formte einen Weg zu seinem Dorf. Die Hitze brannte auf seiner Haut als er sich dem Ort näherte, wo sein
Haus stehen sollte. Doch das Feuer und die Erde hatten sein Dorf überzogen und alles unter sich begraben. Die Tränen von diesem Lona benetzten die Erde und kühlten den heißen Boden bis es kein Wasser mehr für Tränen in ihm gab. In diesem Moment erkannte er, dass der Weg, den er bisher ging, nicht der richtige für ihn war. Er war nicht stark genug gewesen, er war nicht zeitig genug zurück und Ignis nahm ihm daraufhin seine Liebe, seine Leidenschaft. Gavus erkannte, dass er alleine war, und machte sich auf die Suche den Tod zu finden. Dabei traf er auf mich und ich begann zu berichten, er müsse nicht alleine bleiben, ich wüsste einen Ausweg für ihn. Auch wenn ich ihn nicht mit seiner Familie vereinen könnte, so könnte ich ihm doch eine Familie offenbaren, die ihn aufnimmt und die ihm selbst von den Elementen nicht genommen werden kann. Ich nahm ihn in meine Obhut, er sollte die wahre Ordnung und den wahren Frieden kennenlernen. Er sollte lernen, wie die Familie im Schwarzen Eis zusammenhält. Er sollte verstehen, dass nur die Ordnung wahren Frieden bringen kann. Die Gemeinschaft im Schwarzen Eis schien Gavus zu gefallen, und so versprach ich ihm, dass er in dieser seinen Frieden finden könne. Doch der Weg bis dahin wäre lang und nicht einfach. Gavus verbrachte eine Nacht im Stillen, ehe er sich dazu durchringen konnte, sich den Lehren des Schwarzen Eises anzuschließen. Damit war der perfekte Bote für dich, mein Kind, gefunden. Gavus soll dir die Botschaft der Kristalle bringen, er soll es sein, der sich ganz dir hingibt. So wie er sich in der Gemeinschaft wiederfindet, so sollst du mein Wissen erhalten.
Doch zuvor musste Gavus sich die anderen Elemente austreiben. Da mir keine Absolutoren zur Verfügung standen, musste ich mit meinem Geiste eine eigene Elementumwandlung entwickeln. Er ging in das Feuer hinein und während seine Haut verbrannte, brannte auch Ignis aus ihm heraus. Er gab seine Leidenschaft und die Gefühle an Ignis zurück unter Schreien, doch als das Feuer erlosch da war er frei von Gefühlen und Schmerz. Als Belohnung gab ich ihm einen Schluck der Essenz von dir, dein Blut würde in seinen Adern fließen.
Als nächstes sollte er seine Ruhe gefrieren lassen, sein Mitleid sollte vergehen und der Gehorsam in ihm seinen Platz finden. Ich schicke ihn in einen See um dort ein Wesen Aquas zu töten, eiskalt und ohne Mitleid. Während das Wasser die Lungen von Gavus füllte verspürte er keine Angst, er vernahm nur meinen Befehl, der ihm eine Richtung und ein Ziel gab. Seine Ruhe ließ sein Herz langsam werden und schon bald begann es zu Eis zu erstarren. Als er das große Wesen Aquas entdecktem, legten sich seine Hände langsam und ruhig um es, und Gavus zerdrückte es. Als der Tag vorbei ging tauchte er langsam wieder auf und er spuckte das Wasser aus seinen Lungen, während er Aqua verfluchte. Erneut gab ich ihm dein Blut, mein Kind, nun hatte er bereits zwei der Elemente aus sich verbannt. Sein Herz war kalt und sein Geist frei von Gefühlen. Doch noch war sein Geist verdorben von der Freiheit Aeris, er würde so niemals die wahre Freiheit erkennen. So musste er alle Gedanken aussprechen die ihm einfielen, bis in seinem Kopf nur noch die Lehren der Ordnung nachhallten. Dabei breitete sich die Essenz des Schwarzen Eises langsam in ihm aus, er spürte wohl die Stärke und Ordnung, denn er kam ruhig zu mir um zu erfahren, wie er die letzten beiden Elemente aus sich heraus bekommen könnte.Damit er sich von Terra lossagen konnte musste er hungern, bis sein Körper drohte sich selbst zu verschlingen. Er sollte das letzte Blut in sich auf den Boden spucken und dem Kreislauf entsagen.
Die Magie entzog ich aus seinem Körper und schenkte ihr eine Form. Ich entriss Gavus den Elementen und fügte ihn deinen Reihen hinzu. Ab diesen Wochen würde Gavus dir gehorchen, mein Kind, er hat dein Blut in sich und ist losgelöst von der Welt, von den Elementen. So begrüße ihn, wie du mich begrüßen würdest. Verschlinge dein Geschöpf und nimm den ersten Kristall mit meinem Wissen und meinem Sein in dich auf. Durch dein Blut hatte Gavus deine Gaben übernommen, und so stand seine Unvollkommenheit nicht mehr in meinem Weg. Er musste nicht länger ruhen oder gar etwas essen. Er konnte mit mir mithalten und so durchschritten wir den Kontinent, doch sein Verlangen wurde immer größer. So entschied ich, ihn in deine Obhut zu übergeben, dir das Geheimnis um die Kristalle zu offenbaren. In diesen Tagen trafen wir auf einen Ouai, der von den beiden Orten der Gerichtsbarkeit berichtete. Doch bisher schien es keine Vertreter des Schwarzen Eises dort zu geben, auch wenn man sich damit rühmte, ein Ort des Friedens zu sein. Der Ouai meinte sogar, es wäre mit allen neun Elementen dort Frieden und man könnte sich damit friedlich einigen, durch Duelle und Kampf. Ich wusste, dass du, mein Kind, den ehrenvollsten Kampf liefern würdest. So begann ich mit dem Ouai gemeinsam Gavus auszubilden. Der Ouai nannte ihn einen Waffenmeister, einen Ritter der Gerechtigkeit. Doch ich wusste nur, dass solch eine Gerichtsbarkeit nur dann wahrhaft gerecht ist, wenn auch das Schwarze Eis daran teilnehmen würde. Zudem gab es keinen Zweifel daran, dass du Gavus auch dort finden würdest. Dein Befehl wäre es, der bei Gavus an erster Stelle kommen würde. Danach würden die Lehren der Waffenmeister durch die Ouai in Gavus seinen Platz finden. So sandte ich Gavus mit dem Ouai, das er im Namen des Schwarzen Eises den Waffenmeistern des Chaos entgegentreten würde. Er sollte im Namen des Schwarzen Eises gegen Ignis ins Feld ziehen, die Waffenmeister sollten austragen wer herrschen dürfte. So zog Gavus mit dem Ouai gen ShangMeng Feyn um dort den Waffenmeister des Feuers herauszufordern und dem Feuer aufzuzeigen, das es unterlegen ist und sich zu ergeben hat
Sephistikos widmete sich immer mehr der Ordnung, aber ein Teil von ihm glitt ab ins Chaos. Er war fanatisch, aber hilflos, sobald es um etwas anderes als seine Essenz, das Schwarze Eis, ging. Seine Aufzeichnungen, am Anfang große Visionen, dann klare, analytische Niederschriften, wurden langsam wirr, als hätte er den Bezug zur realen Welt verloren. Als wäre er gefangen in seiner eigenen Welt der
Perfektion und Ordnung. Aber ich schweife ab…
Kapitel IV:4: Rehdatus
Wir durchschritten das zerstörte Tor von Viria. Die gesamte Stadt war wie gefangen in Eis. Es war so ruhig, wie ich es noch nie erlebt hatte. Nur noch wenige Familien waren geblieben in den äußeren Vierteln. Sie hofften, in der Mitte bei den Forschungseinrichtungen besser geschützt zu sein von unseren Proto-Rakhs. Ich dachte daran, wie ich die größte Streitmacht nach As’Shan geschickt hatte und die Tivar Khar'Assil diese niederstreckten. Diese Fanatiker überfielen danach mein geliebtes Viria und nun führen meine Truppen Athariot in einem Gefäß aus Essenz hinter mir her in die Stadt. Ich erreichte den ersten größeren Platz und der Boden sprach für sich, ich fühlte die tausend Tränen von jenen die mit ansehen mussten, wie die Tivar Khar´Assil im Namen der gerechten Elemente Kinder verbrannten, oder wie wohl Kinder ihre Eltern durch die Elemente sterben gesehen hatten. Diese Stadt war in einer Totenstarre, dank Orphaliots Vermächtnis. Ein Orden, der für seine Ziele vor keinem Mittel zurückschrecken wird. Sie opfern in einem fanatischen Wahn alles und nun kann es endlich Frieden geben. Wenn ich auch die Elemente mittlerweile verachte für ihre Anhänger und Kurzsichtigkeit, so hat Magica es recht getan, diese Schänder und Schlächter Mitrasperas zu verbannen. Meine Schritte wurden schneller als ich langsam auf den großen Platz zukam inmitten Virias, und ich an meine Kinder dachte. Endlich war ich daheim angekommen und ich hoffte, meine Familie zu sehen. Langsam kamen aus den Häusern die letzten Überlebenden. Viria hatte durch den Krieg gegen die Ratio bereits die Hälfte seiner Bewohner verloren und durch die Tivar Khar´Assil ein weiteres Viertel. Auf einmal fiel mein Augenlicht auf Rehdatus, der noch immer die Ketten an seinem Körper hatte. Nur weil ich eine bessere und friedliche Welt forderte, wurden all diese zu Opfern der Tivar Khar´Assil. Ich rannte zu ihm und zerschlug die letzten Ketten, die seine Hände banden. Er umschlang meinen Körper mit seinen Armen und Tränen flossen uns beiden über die Gesichter bis ich die Stimme von Myrania vernahm, die meinen Namen rief. Mein Herz zerriss es fast, als ich daran zurückdachte was sie mit ansehen mussten, und was sie seit unserem letzten Treffen erlebt hatten. Die Truppen übergaben langsam Athariot meinem Bruder Alvinikos Abaddon al Quatal, den ich nur mit einem Lächeln begrüßen konnte, so umschlungen von meinen Kindern. Ich erkannte in der Menge auch seine Kinder, sie waren auch noch am Leben. Man hatte wohl die anderen bereits als Druckmittel hingerichtet, damit Alvinikos gestand oder ich ergriffen werden konnte. Ich war endlich daheim angekommen, als mir auffiel es fehlte jemand. Mein Herz wurde zu Stein und musste endlich verstehen, dass Varenia nicht mehr unter uns weilte. Meine Tränen erschienen mir wie ein See. Der See wuchs durch die Tränen meiner Kinder, bis es keine Tränen mehr in unseren Körpern gab. Die letzten Tage waren nicht leicht zu ertragen. Ich musste verstehen, dass meine Stadt angegriffen und geschändet worden war von den Tivar Khar´Assil. Sie drangen nicht tief in die Stadt ein, aber tausende verloren ihr Leben. Ouai, Lona Akata, Linesti, Edalphi und viele weitere geschaffene Formen des Lebens wurden nur für ihre Anwesenheit gestraft mit der einzigen Strafe der Tivar Khar´Assil, dem Tod.
Langsam begannen wir erneut die Erde zu formen und die Stadt wieder aufzubauen. Wir setzen immer mehr Proto-Rakhs ein und Alvinikos Abaddon al Quatal forschte weiter, um die Essenzproduktion
voranzutreiben. Ich hingegen wendete mich meinen Kindern zu. Ihre Wunden würden wohl nie mehr ganz verheilen, aber wir sprachen über die Kriege und Kämpfe der letzten Monate. Wir unterhielten uns auch über den Abend, an dem Rehdatus und Myrania das letzte Mal ihre Mutter erblickten. Varenia war eine unbeschreibliche Frau, sie zügelte jedes meiner Gefühle und entfachte sie zugleich. Ihre Sanftmut zügelte meine Wut, ihre Freundlichkeit vermochte es meinen Hass zu zerschlagen. So musste sie einfach helfen, als die Ratio langsam immer mehr befiel. Sie verließ wohl die Stadt und kam angesteckt vom Zweifel und Chaos zurück. Als Rehdatus und Myrania mir dies berichteten, schworen sie bereits, dem Weg der Ordnung weiter zu folgen. Wir ließen ihnen die Wahl zwischen den neuen Lehren und den Alten. Sie trugen beides in sich, wie ich und mein Bruder. Auch wenn beide schon immer mehr eine gewisse Ruhe in sich trugen, waren die Ereignisse im Ratiokrieg und durch die Belagerung der Tivar Khar´Assil eine weitere Entscheidungshilfe gewesen.
Rehdatus beschloss aber schon früh in seiner Kindheit, dass er das Leid Mitrasperas beenden wolle um Frieden zu erschaffen, um endlich mit uns allen zusammen zu sein. Die beiden berichteten weiter vomKampf ihrer Mutter, wie sie ihre Kräfte bündeln mussten um ihre eigene Mutter von der Ratio zu befreien. Doch in diesem Kampf unterlag der Körper von meiner geliebten Varenia und ging in Flammen auf. Ihr Körper wurde zum Phönix und ließ ihren Geist zurück. Dieser Flammengeist umarmte Rehdatus und Myrania, ehe sie ihren letzten Kuss auf ihre Wangen legte und langsam verschwand. Ihre Asche blieb zurück und wurde der Essenz des Schwarzen Eises übergeben, um auch die letzte Kraft zu nutzen im Kampf gegen die Ratio, so wollten es meine Kinder. Rehdatus war älter geworden und würde bald zum Mann werden. Bereits als Kleinkind wollte er mir nacheifern und doch war er bereits damals der ruhigere Kopf von uns beiden. Das Feuer Ignis brannte viel zu sehr in mir. In ihm hingegen waren unsere neuen Lehren ausgeprägter und stärker, so fördertenwir ihn, wo wir konnten. Er durfte bereits mit dem sechsten Lebensjahr mit Lona Akata und ProtoRakhs das Kämpfen üben. Die einfachen Proto-Rakhs konnte er aufgrund ihrer logischen Taktiken im Laufe der Zeit überlisten und besiegen. Bei lebendigen Wesen hatte er es noch schwerer, doch er nutzte die Gelegenheiten sich weiterzuentwickeln. Immer wenn ich Zeit fand trainierten wir zusammen, und ich lehrte ihn die Grundsätze der Ordnung und Weiterentwicklung. Myrania hingegen war eine zutiefst liebliche Gestalt, wie ihre Mutter. Sie warganz der Synergetik Mitrasperas verfallen und lernte daher viel mehr von meinem Bruder Alvinikos.Ihre Ausbildung beschäftigte sich mit der Erschaffung von neuen Dingen, sowie der Verbindung von Gegensätzen. Es war erstaunlich, wie schnell Myrania die komplexen Zusammenhänge der Weltenfäden verstand und damit spielen konnte. Vielleicht lag es auch an ihrer besten Freundin, der Tochter von Alvinikos. Rehdatus wurde nicht nur von mir ausgebildet, sondern musste auch an der Akademie der Kriegskunst zu Viria jeden Tag trainieren und sich weiterbilden. Er legte sich selbst eine strenge Ausbildung auf. Er wollte nicht einfach ein guter Anführer oder Kämpfer werden, er wollte der Beste werden um nach meinem Ableben und darüber hinaus Frieden zu bringen. Er wollte das Chaos von Mitraspera verstehen, die Geschichte unseres Landes und wie man die Unterschiede überwinden konnte. Die Freiheit jedes Individuums lag ihm dabei sehr am Herzen, er formte sogar jeden Proto-Rakh durchmich, Alvinikos und später durch seine Schwester eigenhändig. Er wollte keine Massen von gleichen Einheiten, er wollte jedes Wesen einzigartig gestalten. Er gab auch jeder Einheit leicht angepasste Aufgaben, so dass ihr Chaos zu einer perfekten Ordnung aufblühte. Neben den Proto-Rakhs formte Rehdatus auch die Lona Akata und sorgte unter ihnen für eine Armeestruktur, die sie vorher so nicht kannten.
Es war kein Wunder, dass er bereits am ersten Tag in der Akademie eine Handvoll guter Freunde gewonnen hatte, die als er erwachsen wurde jederzeit für ihn sterben würden. Jedoch auch Rehdatus würde für jeden seiner Freunde einstehen und sein Leben bereitwillig für eine größere Sache opfern. Er wollte und musste damit der Stärkste der Starken werden. Selbst nach einem anstrengenden Tag in der Akademie fand er noch Zeit um sich weiterzubilden, sei es im Kampf mit mir, in einer Meditation um mehr Kräfte freizusetzen, oder in den Büchern unserer Bibliotheken. Sein Wille, seine Schwester, mich, seine Kameraden und Kameradinnen, Viria und selbst Mitraspera zu beschützen, war selbst für mich beeindruckend. Er wollte sogar die Anhänger der Elemente, aus denen auch die Tivar Khar´Assil hervorgingen, in seinem Frieden mit einbeziehen. Er versuchte immerwieder mit den Ouai zusammen die Eigenarten der Elemente zu verstehen und zu kombinieren, so dass selbst ein Frieden zwischen allen neun Elementen möglich sein konnte. In der Akademie musste er sich aber auch mit der Verteidigungslehre und den Festungskriegen auseinandersetzen. Er wollte Frieden und verstand in jungen Jahren nicht, warum er auch lernen musste, die Befestigungsanlagen von Viria auszubauen und intakt zu halten. Er mochte es anfangs nicht zu lernen, wie man diese Anlagen dann auch noch überwinden und zerstören konnte. Er musste in Feldversuchen lernen, wie man Land und Wasser nutzen konnte, um Leben zu schützen oder Angriffe durchzuführen. Die Waffenlehre hingegen gefiel Rehdatus sofort, weil mein Bruder Alvinikos ihm das Verständnis dahinter zeigte. Er lernte mit dem Spera'Vahar umzugehen, der Weltensteinsplitter benötigte um seine Kräfte freizusetzen. Mit dieser Waffe konnte man die Schwingungen der Welten beeinflussen, was zu einer großen Zerstörung führen könnte. Rehdatus erkannte aber auch die Möglichkeit durch diese Schwingungen Elementarwesen zu verlangsamen oder anzuhalten. Dies könnte man dazu nutzen andere Wesen gefangen zu halten um mit ihnen zu reden. In der Waffenlehre musste er jedoch auch die altbewährten Waffengattungen erlernen und immer wieder trainieren. Jedoch war er bei diesen Übungen selten alleine, weil seine Freunde kaum von seiner Seite wichen, und sie so gemeinsam immer stärker wurden. Besonders das Interagieren mit den eigenen und gegnerischen Einheiten beschäftige Rehdatus.
Angetrieben durch seinen Willen Frieden und Ordnung zu erschaffen entwickelte er immer neue Taktiken und Kriegskünste. Die erste von Rehdatus alleine entwickelte Taktik bezog sich auf zwei gegnerische Armeen, die sich in bekannter Truppenstärke gegenüber stehen. Diese Armeen beginnen gleichzeitig den Einsatz und jede Einheit hat eine definierte und gleichbleibende Kampfkraft. Nach einigen Jahren war es Rehdatus sogar möglich, bei unterschiedlichen Armeestärken seine Berechnungen und damit seine Taktik anzuwenden. Er entwickelte die dynamische Taktik damit zueiner synergetischen Taktik, die sogar die Willenskraft der einzelnen Einheiten als Komponente mit einbezog. Eine motivierte Einheit verhielt sich eben anders, als eine ohne Willen oder mit schwankendem.
Er konnte aus den Informationen der Proto-Rakh Späher die Informationen extrahieren und damit einige Ausgänge der Schlacht vorhersehen. Besonders durch seine vielen Übungskämpfe mit den Lona Akata und Proto-Rakhs bildete sich eine gewisse Kampferfahrung. Das besondere an den Rakhs war, dass er diese immer wieder mit den neusten Informationen versorgen und damit den Schwierigkeitsgrad anpassen konnte. Rehdatus machte einige tausend Hektar Land zu seinem persönlichen Übungsplatz, wo er nicht nur selbst lernte, sondern auch später andere Bewohner Viriasseine Taktiken und Erkenntnisse lehrte. Er begann die perfekte Ordnung mit dem Chaos zu verbinden, so dass Jeder, der nicht seiner
Kriegskunstausbildung beigewohnt hatte, seine Taktikten für pures Chaos halten musste. Rehdatus jedoch war der Ansicht, der Weg der Ordnung führt zu Frieden. Der Weg des Chaos jedoch führt zu Verrat und Zweifel, aber nur ein wacher Geist kann zwischen der Ordnung des großen Ganzen und dem kleinen zeitlich begrenzten Chaos der Einzelteile hin und her sehen, sowie sie zur Perfektion führen.
An diesem Tage war endlich die Ausbildung von Rehdatus und Myrania abgeschlossen. Viria war erfüllt von Leben, die Proto-Rakhs hatten die Straßen geschmückt und standen als unverwüstliche Armee am Rande der Festlichkeiten oder als scheinbare Statuen weiter hinten auf einem anderen Platz. Mein Sohn trat vor mich und kniete in seiner Rüstung ab. Diese Rüstung, gefertigt aus Nos'Gorioth Stahl, vereinte die Kräfte von Ignis und Schwarzem Eis. Denn diese Rüstung war mehr als nur Nos'Gorioth, es wurden Steine vom letzten Erscheinen der Weltenkinder mit eingeschmiedet, sowie die Essenz des Schwarzen Eises.
Sie war ein Meisterwerk der Schmiedekunst und wurde heimlich in der Elementarschmiede in Hakariot von einem Tiash'Re gefertigt. Der Tiash'Re behauptete, als er die Essenztropfen dazu gab verfärbte sich die Flamme der Schmiede für einen Augenblick in eisblau. Ich führte meine Klinge auf die Schultern von Rehdatus und ernannte ihn zum ersten Thul'Sharuhn, zur rechten Hand von mir.
Meine Tochter hingegen wurde zur linken Hand durch den gleichen Schwertschlag. Sie sollte die erste Ottar'Khan werden und damit oberste Priesterin des Schwarzen Eises. Rehdatus erhielt als Zeichen seiner Macht eine Klinge, die sich durch die Eigenschaften der Essenz des Schwarzen Eises jederzeit nach seinen Willen verformen konnte. Genau solch einen Stab erhielt auch Myrania. So konnten meine beiden Kinder immer ihre Waffen bei sich tragen, getarnt als großes Schmuckstück oder in Form einer Waffe um sich verteidigen zu können.
In der Nacht zuvor hatte sich Rehdatus seinen eisigen Eid in den Rücken schlagen lassen mit kalter Essenz des Schwarzen Eises, um seine Truppen wie ich durch reinen Willen lenken zu können, auch wenn Rehdatus lieber Befehle gab um sich abzusichern. Er war ein meisterlicher Stratege geworden und seinen logischen Ausführungen musste ich oft zustimmen. Meine Familie, ob Sohn oder Tochter, ob Bruder oder seine Kinder, sie würden mich niemals verraten. Rehdatus und Myrania drehten sich den Bewohnern zu und erhielten laute Anerkennung. Von dieser Stunde an würden sie mit ihrem Leben
die Stadt Viria beschützen, so wie ich es gerne getan hätte.
Kapitel V:5: Der Untergang Mitrasperas
An diesem Tag habe ich es endlich erreicht, an diesem Ort werde ich dir meine synergetischen Komponenten hinterlassen. Es wird für dich an diesem Ort eine Abspaltung von mir selbst sein und damit ein Nexus meines Wesens. Wirst du eines Tages diesen Ort finden, so wirst du riesige Entwicklungsschritte vollziehen können und es wird dir möglich sein, mich erneut auf Mitraspera wandeln zu lassen. Dank der Eigenschaften der Substanz, Dinge und metamagische Geflechte nachzuformen, könnte das entstehende Wesen noch mächtiger werden.
Ich habe heute damit begonnen die Steinformationen zu bearbeiten, um aus ihnen Essenzspeicher zu erstellen. Diese mannshohen Monolithen kannst du im späteren Verfahren verwenden um ins Innere zu gelangen. Die schweren Tore werden sich nur für dich, mein Kind, öffnen. In Mitten des Komplexes wirst du in einer Kammer auf einen Sarkophag, den letzten Essenzsplitter, den letzten Wissensspeicher treffen.
Ich werde nun einen Teil meiner selbst abspalten und in diesem Sarkophag für dich platzieren. Ich spüre, wie meine Haut langsam sich zu verformen beginnt und die Essenz des Schwarzen Eises wie Schweiß aus meinem Körper abgesondert wird. Immer mehr von mir verlässt meinen Körper und meine Kraft schwindet zunehmend. Ich muss mich komplett auf diese Abspaltung konzentrieren. Es ist fast so als wenn ich meine Seele sprenge, zerteile, um sie dann zu verdoppeln. Es ist ein merkwürdiges Gefühl hier zu sitzen und zu meditieren um mein Wissen an dich weitergeben zu können. Langsam formt sich mir gegenüber ein Abbild meiner selbst. Meine Konturen sind klar zu erkennen, und auch meine starke Präsenz spüre ich allmählich. Ich öffnete meine Augen und dort saß er, Sephistikos, Herr des Schwarzen Eises. Er war geformt aus der Essenz des Schwarzen Eises und doch war er mehr, er hatte auch die Flamme Ignis in sich, so glaubte ich. Doch ich spürte diese Flamme nicht in ihm, er war also nicht genau wie ich. Er konnte die Wärme nicht duplizieren, er konnte das Chaos nicht übernehmen, aber er war trotzdem so mächtig wie ich jetzt. Er wusste was zu tun war, doch er erhob sich und sprach mit meiner Stimme zu mir. Er wollte selbst in die Welt hinausgehen um mein Werk zu vollenden, er war genauso willensstark wie ich und wollte daher Mitraspera beschützen und retten. Er wollte seinen Platz im Sarkophag, schlafend und auf dich wartend, nicht einnehmen.
Wir sprangen beide auf und ein Kampf begann, der mich nicht nur an meine Grenzen bringen, sondern mich zur Perfektion bringen würde. Wenn ich dieses Wesen, ja mich selbst besiegen könnte, so wäre
ich endlich bereit den nächsten Schritt in der Entwicklung unseres Volkes zu tun. Dies war ein Nebeneffekt mit dem ich nicht gerechnet hatte. Auf einmal durchbohrte mich ein Steinspeer, der zu einer meiner Statuen, die zur Dekoration aufgebaut waren, gehörte. Der Schmerz durchzog meinen Körper und ich ging in Kampfposition und bereite mich darauf vor, mich selbst zu bezwingen. Das Feuer Ignis und die Ruhe des Schwarzen Eises begannen sich erneut zu einem tosenden Sturm zu verbinden, und ich stürmte auf mein selbsterschaffenes Spiegelbild zu.
Dies ist der Tag meiner Rückkehr an die Oberfläche. Wie lange hatte ich die Sonne nicht mehr auf meiner Haut gespürt und andere Luft als die meiner Pyramide geatmet. Mein Körper begann sich langsam vom Kampf zu erholen und meine Wunden wurden zu tiefen Narben. Ich wusste nicht einmal mehr, dass mein Körper Narben erhalten konnte. In den letzten Jahrzehnten vor dem Bau dieser Pyramide gab es nur Orphaliot, der dazu im Stande gewesen wäre. Nach einer kurzen Weile an der Oberfläche musste ich feststellen es waren einige Tage, Monate und sogar Jahre vergangen. Dieser Kampf für dich, mein Kind, war lang. Ich fragte mich, wie Mitraspera sich verändert hatte. Ich war jedoch froh den Kampf gewonnen zu haben, und endlich einen Teil von mir im Sarkophag eingesperrt zu haben. Es verging einige Zeit bis mein Körper endlich wieder vollständig genesen war und ich meine Kraft spürte. Etwas ganz besonderes war mit mir geschehen, jedoch wusste ich noch nicht, dass ich diese Kräfte schon bald gebrauchen musste. Es grausamer Stoß durchzog meinen Körper und ich erwachte im Freien, jedoch schien nicht länger die Sonne am Himmel und der Mond war nicht mehr an seinem Platz. Ich spürte, etwas Grauenhaftes war geschehen, denn die Quihen Assil schliefen nicht länger. Selbst die leuchtenden Sterne waren herabgestiegen und ließen einen tiefschwarzen Himmel zurück. Ihre Macht erfüllte die pure Luft, die sie auch formten und beherrschten wie kein anderes Geschöpf. Alleine zu wissen, dass die Weltenkinder, die Erschaffer der Existenz, wieder unter uns weilten ließ mein Blut in Wallung kommen. Endlich war die Zeit gekommen sich mit den mächtigsten Wesen, die die Elemente erschaffen konnten, zu messen und sie zu vernichten. Doch erst jetzt wurde ich gewahr, was das Entsenden der Weltenkinder zu bedeuten hatte. Die Quihen Assil würden diese Welt vernichten und dann eine neue Welt erschaffen, denn wir hatten uns erhoben, und einige von uns waren kurz davor selbst zu mächtigen Quihen Assil zu werden. Welch Wesen auch immer die Quihen Assil geweckt hatte, war ein Narr. Es hätte wissen müssen, dass ihre Macht uns alle vernichten konnte. Ich verließ meine Kinder, um die Ratio mit dem verräterischen Pakt der Neun zu verbannen. Ich ließ mein Fleisch und Blut zurück, damit sie sich entwickeln konnten und nun erdreistete sich jemand durch die Quihen Assil mein Erbe und meine Kinder auszulöschen!
Ich musste zurück nach Viria um euch zu retten, euch zu beschützen! Ich machte mich gen Viria auf und musste dabei mit ansehen, wie jedes Wesen, ja sogar jedes Leben begann zu fliehen vor den Kindern der Elemente. Jedes Tier versuchte wegzulaufen, jedes von uns erdachte Volk verkroch sich und versuchte Schutz zu finden. Selbst die Pflanzen versuchten mit ihren Kräften ihren Platz zu verlassen. Es war unbeschreiblich. Wie könnte man auch beschreiben, wie selbst der Grashalm versucht panisch seine Wurzeln aus dem Boden zu reißen, während er bei diesem Versuch stirbt und langsam verwelkt. Die Grausamkeit und Macht der Weltenkinder ist nicht einmal mit meinem hochentwickelnden Verstand zu erfassen. Es war jedoch alles vergebens, kaum ein Lebewesen konnte der konzentrierten Macht der Weltenkinder entkommen. Selbst das bloße Beschreiten dieser Welt voller Wut und Hass verbrannte das Leben selbst, verbannte jedes Leben, jede Seele von der Oberfläche und zwang sie zurück in die Urform, die die Elemente wollten. Ein gereinigtes Mitraspera, dass geformt war vom freien Willen der Wesen, die sie einst schufen und schützten. Der Boden war aufgerissen und bewegte sich, schreckliche Erdbeben durchquerten Mitraspera und kein Stillstand, kein Ende war in Sicht. Alles Leben begann sich selbst zu verzehren und sich auszulöschen durch die Macht der Elemente. Die Luft wurde heiß und eiskalt zu gleich, kein normales Wesen könnte diese Luft erfüllt von der Macht der Weltenkinder noch zum Atmen gebrauchen.
Ich spüre, wie meine Haut sich langsam überzog mit einer verbrannten Schicht. Doch die Kraft von Ignis in mir, die das Schwarze Eis gefangen hielt, ließ meine Wut stärker werden, so dass ich keinen Schmerz mehr fühlte. Zugleich vermochte das Schwarze Eis in mir, mir eine Ruhe zu verleihen, die wohl für alle anderen um mich herum Angst einflößend war. Ich durchschritt die Wirbelstürme, die sich formten, ohne von meinem geraden Weg abzukommen. Flüsse wurden zu reißenden Wasserströmen, die das Fleisch von jedem Wesen von ihren Knochen rieben. Jedoch mein Fleisch blieb unberührt.
Ich schritt unbeirrt weiter gen Viria, wie in Trance. Diese Grausamkeiten vermochte nicht einmal die Ratio sich ausdenken zu können, wie konnten die Elemente nur solche Wesen mit Hass und Wut auf uns loslassen? Auf einmal erfasste ein stechender Schmerz von Hitze mein Gesicht. Wie aus dem Nichts tauchte vor mir ein roter Jademeister auf, ein reines Wesen des Feuers. Sein Feuer war so mächtig und heiß, dass selbst der sandige Boden in Sekunden zu Glas gebrannt war. Sein Körper war unvorstellbar und für meinen Verstand kaum zu fassen. Das helle Licht seiner Erscheinung ließ jedes
Licht, dass ich kannte, wie Dunkelheit erscheinen. Sein Körper war eine Flamme, die so konzentriert war, dass es wie rote Jade erschien. Selbst unsere Legenden von ihnen waren Kindergeschichten zu seiner wahren Erscheinung. Ich spürte seine Macht, obwohl er noch einige Meter entfernt war. Sie drohte meinen Brustkorb zu zerdrücken und mich in tausend Stücke zu zerreißen. Ich musste jedoch weiter um dich, mein Kind, zu beschützen. Ich spürte die Wut des Weltenkindes vor mir deutlich, sie waren erbost ob unserer Taten, die wir auf Mitraspera getan hatten. Sie kamen nicht herab um uns gegen die Ratio zu helfen, sie ließen meine Frau im Namen des freien Geistes, der freien Entwicklung ihrer Schöpfung sterben, aber nun waren sie auf Mitraspera zurückgekehrt um uns zu richten? Wir, die das Land gegen die Ratio verteidigt haben um überleben zu können? Welches Recht sich diese Schöpfer der Welt doch anmaßten.
Sie ließen uns zurück im Schatten ihrer Existenz und leuchteten Tag und Nacht vor unseren Augen. Sie beobachteten uns und doch wollten sie nicht eingreifen. Erst als wir uns dazu ermächtigten es ihnen gleich zu tun, ihrer sogar überdrüssig wurden. In diesem Augenblick erschienen sie erneut auf dieser Welt um uns daran zu hindern, um unsere Kinder und unsere Leben auszulöschen. Bei der Ratio konnte man sich sicher sein sie würde einen verraten und vernichten, doch diese sogenannten Schöpfer im Namen der Elemente, der Kral Urien, waren chaotischer in ihren Entscheidungen. Sie kamen plötzlich und ohne jede Vorbereitung auf Mitraspera herab. Boten der Vernichtung und des Chaos, nichts weiter sind sie. Mein Handeln war vielleicht nicht immer von Vernunft geleitet und ich habe Verfehlungen begangen, doch die Weltenkinder sind um ein tausendfaches schlimmer. Sie ließen ihre Geschöpfe leiden und sterben, sie ergötzten sich an unserem Leid und unseren Verfehlungen. Nun wo mir mächtig genug sind diese zu beheben, da erscheinen Sie, weil ihr Leben bedroht ist. Etwas Selbstgerechteres habe ich noch nie erlebt. Meine Wut bündelte sich dank der Essenz des Schwarzen Eises, sie fokussierte meine Gedanken, ehe sie durch diese Wut abglitten. Ich konzentrierte mich auf meine Kräfte und war bereit meine gesamte Lebenskraft dafür zu opfern nach Viria zurückzukehren. Plötzlich schleuderte der rote Jademeister eine Kugel aus Feuer auf mich. Nur mit Glück konnte ich der Kugel ausweichen, mein linker Arm schmolz aufgrund der Nähe zu dieser Kugel dahin. Selbst die Essenz des Schwarzen Eises war vernichtet durch diese Macht. Ich erkannte, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen konnte ohne etwas zu opfern. Langsam drängten sich Tränen aus meinen Augen und wollten über mein Gesicht fließen, doch selbst diesen Ausdruck meiner Gefühle ließ mir dieses Weltenkind nicht. Die Tränen wurden zu Dampf und stiegen gen Himmel auf, ehe sie meine Wangen kühlen konnten. Ich dachte an meine Kinder und meine Frau, dabei war mir bereits klar, dieser Tag war der letzte für Mitraspera. Alle meine Tränen waren verbraucht und kaum noch Wasser befand sich in meinem Körper, als er näher kam. Noch immerrangen die Kräfte des Feuers und des Eises in meinem Körper um die Herrschaft. Nur durch meinen Willen konnte ich sie davon abhalten sich gegenseitig auszulöschen. Ich begann diese Kräfte in mir zu vereinen und spürte, wie ich meine Lebenskraft aufgab.
Eben noch der Kugel des Weltenkinds ausgewichen, begannen meine Beine sich endlich wieder zu bewegen und ich lief auf diese Gestalt zu. Umso mehr ich von meiner Lebenskraft aufgab, war ich mir bewusst, wie meine Wut und mein Hass sich auflösten. All meine Erinnerungen und Gefühle an euch, meine Kinder, durchfuhren mich und gaben mir Kraft. Mit einem Satz sprang ich hoch um das Weltenkind mit meiner viel zu kleinen Hand am Hals zu packen. Ich löste meine gesamte Lebenskraft von meinem Körper und stieß die Kräfte des Feuers und des Eises in dieses Geschöpf der Elemente. Die Gestalt des roten Jademeisters zersprang in unzählige kleine Stücke, die sich wie Sternenstaub über das Land verteilten. Als dieser Staub jedoch das Land unter mir traf wurde es zu Lava und spülte jede Existenz von Leben hinweg. Ich falle langsam gen Boden und entreiße mir nun mein Herz. Dieses wird sich zum letzten Splitter formen und geschützt sein vor der Lava. Wenn ihr eines Tages diesen Splitter findet, so werdet ihr die Position des Sarkophags erhalten und mich zurückholen können. Gleich werde ich in den Tiefen der Zerstörung der Weltenkinder sterben. Ich werde jedoch zurückkehren. Ich spüre bereits, dass die Kräfte des Schwarzen Eises mich verlassen, während ich einen Teil meines eben noch schlagenden Herzens in der Hand halte. Die Quihen Assil mussten unseren Siegelbau erlernt haben. Die einzige Waffe, die wir gegen die Ratio hatten, denn sie halfen uns nicht. Doch nun verwendeten sie diese Waffe gegen uns und unsere Verteidigung; sie wollten unsere Kinder, unsere neuen Schöpfungen, auch verbannen. Denn langsam wich die Kraft des Schwarzes Eises immer schneller aus mir und der eben noch geformte Splitter wurde langsam zu einem Stein. Wenn jedoch eines Tages das Siegel, das dich nun bannen wird, mein Kind, sich öffnet, so wird dieser Stein wieder zu einem Splitter der Essenz und du wirst mich finden können. Ich werde nun zu eurer Mutter gehen und in Mitraspera eingehen. Jedoch
wird ein Abbild meiner selbst hier zurückbleiben für eure Taten und euer Werk. Eines Tages werdet ihr an diesen Ort gelangen und mich erneut entfesseln, auf das mein Wissen und meine Macht auf euch übergehen kann. Damit ihr vollkommen werdet um Mitraspera in der Zukunft erneut zu retten, denn die Quihen Assil werden erneut einen Fehler machen, die Kral Urien werden erneut die Ratio befreien in ihrer Dummheit und Mitraspera wird von Krieg und Leid überzogen sein. In dieser Zeit werdet ihr mein Gefängnis finden und das Schwarze Eis wird um ein tausendfaches erstarken durch meine Macht.
Ich fand Sephistikos kurz vor dem Ende. Er irrte in den Bergen umher, war verletzt und fiebrig. Ich weiß nicht, ob es ihm wirklich gelungen ist, sich zu teilen, oder ob das nur eine Phantasie war, hervorgerufen durch das Fieber, das seinen Körper verzehrte, aber gekämpft hatte er auf jeden Fall. Ich versorgte seine Wunden und lauschte seinen Geschichten, aber ich konnte ihm nicht mehr helfen. Als die Erde zu beben begann und die Berge ihre Lava spien riss er sich los und lief davon. Ich folgte ihm, konnte ihn aber nicht einholen. Er schrie etwas von einem roten Jademeister, den er besiegen musste, und wetterte über die Ungerechtigkeit der Elemente und der Quihen Assil. Ich sah zu, wie er sich in die glühende Lava stürzte. Ich weiß nicht, ob er den Verstand verloren hatte. Vielleicht war er auch der Einzige, der die Wahrheit erkannt hatte, und wir anderen lebten in einer Illusion. Sephistikos hatte etwas Großes geschaffen, etwas, das vielleicht zu groß war, und gefährlich, wenn es in die falschen Hände geriet. Er hatte das Wissen darum verborgen. Ich habe mich durchgekämpft bis Viria, und seine Geschichte niedergeschrieben. Ich habe auch ein paar Abschriften gefertigt, und sie anderen mitgegeben, auf das sie in verschiedenen Bibliotheken bewahrt wird in der Hoffnung, dass wenigstens ein Exemplar dieses Inferno übersteht. Die Letzten von uns wollen versuchen, sich zur Küste durchzuschlagen, um Mitraspera zu verlassen. Es ist ein wahrer Weltenbrand, der über den Kontinent fegt und jedes Leben unmöglich macht. Vielleicht wird Mitraspera eines Tages wieder entdeckt und besiedelt werden. Vielleicht werden diese Menschen auch auf das Schwarze Eis stoßen und es wieder erwecken. Ich kann nur hoffen, dass unsere Nachkommen weiser sind als wir es waren, und diese Mächte nicht für den Krieg nutzen…