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Lhor'Nathiell

Dies ist die Geschichte des Lhor'Nathiell, eines Großen der alten zeit,Zeit, die geschrieben wurde zum Ende jener Tage, da die Avatare der Elemente unter den Sterblichen wandelten und der brüchige Friede dauerte, der zwischen den Elementen der ersten und der zweiten Schöpfung geschlossen wurde, in denen Streitigkeiten in der Arenen statt auf dem Schlachtfeld ausgetragen wurden.

Lhor'Nathiell war einer der Herrscher jener Zeit, aus dem Geschlecht der Rakhhail, die über Luft und Sturm geboten und über die Völker der Luft wachten. So war es schließlich seine geliebte Schwester, Lo'Nathiell, deren Liebe zum Volk der Naldar so groß ward, dass sie den Entschluss fasste, diesen gleich unter ihnen zu leben. Gegen den Willen Lhor'Nathiells gab ihre alte Form zu Gunsten der einer Naldar auf und traf schließlich auf einen von ihnen, Landulon, dem sie ihr Herz schenkte. So voller Glück war sie, dass selbst ihr Bruder seine Eifersucht aufgab und ihrem Wunsch nicht länger entgegenstand, obwohl er dem Naldar Landulon voller Vorahnung nie ganz vertrauen konnte.

Denn harrte ihrem Schicksal von anderer Stelle eine dunkle Bedrohung: Ar'Nathan aus dem Volk der Uhlanen, Schüler des Khor'Zhul und Erschaffer der grausamen Leere plante zu diesem Zeitpunkt bereits seinen finsteren Schlag gegen die Schöpfung. Er hatte die meisten seines eigenen Volkes in dem verfemten Akt geopfert, die weißen Portale, die er einst selbst mit seinem alten Meister errichtet hatte, an die Leere zu binden und aus den Reihen dieser Uhlanen erhob er sich solche Diener, die als Phobosaar gefürchtet sein sollten. Doch während die Kinder der Luft, geführt vom Avatar Aeris, den Tod Ar'Nathans zur Vergeltung dieses Verbrechen in der Arena suchten, entbrannte das Herz ihrer Waffenmeisterin Ar'Janka Mellesan von solchem Zorn, dass sie die Schülerin des Angeklagten, die Waffenmeisterin der Leere Ashantialla gegen jeden Zauber und jede Tradition der Arena in Stücke schlug und ihrem Dasein ein schnelles Ende bereitete. So sahen die Kinder der ersten Schöpfung ein Urteil gefunden in der Niederlage der Leere, doch hatte sie auch die Regeln der Waffenmeister gebrochen und Ar'Nathan, der das Urteil nicht anerkannte, entzog sich der Vollstreckung.

An diesem Tag endete der Friede der Waffenmeister und ein Krieg brach aus, der das Land für immer verändern sollte. Der Gebieter der Leere brachte seine langen gehegten Pläne zur Ausführung und aus den Portalen, die er dem Netzwerk der Luft entrissen hatte, griff die Leere nach der Schöpfung, die alles Sein lähmte, die ewigen Triebkräfte der Elemente raubte und damit den ersten Winter brachte.

Einzig die Kinder der Luft ließen sich in dieser Zeit nicht beugen und zogen in einem verzweifelten Aufmarsch gegen Ar'Nathans Schergen, die nicht weniger suchten, als die ganze Schöpfung der Leere anheim fallen zu lassen. Auch Lo'Nathiell kämpfte Seite an Seite mit dem Volk, dem sie gleich sein wollte, in den unvermeidlichen Krieg, in dem schließlich die weißen Bäume selbst die Gefilde der Himmel verließen, um als Portale ihren Dienst an Aeris zu tun. An einem der Bäume, Eliandel, der sich nahe der Stätte Shan Meng Rey niedergelassen hatte, begab es sich, das Landulon sein schreckliches Wesen offenbarte und diejenige ermordete, die ihm so verfallen war. Lo'Nathiell, die einzig nach Liebe gesucht hatte, musste blutig sterben und derjenige, dem sie vertraut, dessen Wärme sie gesucht hatte, schändete ihren Leib mit dem Namen der Leere. Mit ihren Knochen beging er selbst die Wandlung zum Nophobos, einem Giganten der Leere, wie es auch einige andere im Laufe der Schlacht um das Portal von Shan Meng Rey taten, doch er sollte als Irsephail, ihr erster und größter bekannt werden.

Währen der Avatar der Lüfte versuchte mit den letzten Uhlanen durch das zerfallende Portalnetz gen Shan Meng Rey zu gelangen, war Lhor'Nathiell auf starken Schwingen seinerseits auf dem Weg zu jenem Ort, als er das schreckliche Schicksal seiner Schwester wie die Pein eines glühenden Speeres spürte. In Zorn und Sorge begab er sich im Geiste an den Ort des Verbrechens und konnte doch nur zusehen, wie die Ereignisse ihren tragischen Lauf nahmen. Die Kinder der Luft verloren in ihrem Ringen immer mehr an Boden bis die Niederlage unausweichlich schien. In diesem Moment der Verzweiflung war es, dass der Rakhhail die Stimme Aeris selbst vernahm, die ihm von Rache und Vergeltung kündete, sollte es ihm gelingen das Herz des Baumes von der Leere zu retten. Bereits von weitem musste das Feld einen furchtbaren Anblick bieten, so schrecklich und unerbittlich hatte die Schlacht getobt. Doch angetrieben vom Vertrauen in die Stimme des Sturms und der Hoffnung auf Rache stürzte sich der alte Herrscher wütend in die Schlacht, als ein schrilles kreischen die Nacht zerriss. Das Portal war geborsten und der Kreis der letzten Uhlanen brach taumelnd zusammen, während der Avatar selbst erstickend fort gerissen wurde.

Feige nutzte ein Nophobos diesen Augenblick des Grauens, um Lhor'Nathiell einen mächtigen Hieb zu versetzen, der ihm Flanke und Flügel zerschnitt, doch während dessen heißes Blut die Erde tränkte, stürzte er sich weiter dem weißen Baum entgegen, sein Versprechen an Aeris zu erfüllen. So gelang es ihm unter größter Anstrengung das Herz des Baumes zu bergen, doch nicht ohne weiteren Angriffen seiner schrecklichen Feinde ausgesetzt zu sein. Mit rasenden Hieben tilgte er die Feinde der Luft vom Antlitz der Welt und unter seiner Macht verging selbst einer der schrecklichen Nophoboi doch konnte er unter dem Andrang seiner Feinde dennoch die offenbare Wahrheit nicht leugnen, dass er dieses Schlachtfeld nicht verlassen würde.

Unweit der Schlacht, das Herz des weißen Baumes an sich gepresst, traf er auf Irsephail, den Mörder seiner Schwester, der dem verletzten Herrscher einen tödlichen Schlag zu versetzen suchte. Hochmütig wähnte er seinen Vorteil und spottete dem mächtigen Rakhhail, der verletzt, blutend aus tiefen Wunden, vor ihm lag. Mit den letzten Kräften noch, während der Nophobos seine grässliche Klaue zum tödlichen Schlag erhob, flehte Lhor'Nathiell Wund und Sturm selbst an, als ein Lied erklang, so wunderschön, das wie von unsichtbaren Chören gesungen zu einer mächtigen Ode anschwoll. Wie ein sanfter Mantel aus gleißendem Licht hüllte der Segen Aeris das Herz des weißen Baumes und dessen Beschützer ein und bewahrte ihn vor dem grausamen Zugriff des Irsephail, der machtlos war ob des Wunders, das sich offenbarte.

Dies war der Moment, als Lhor'Nathiell, erfüllt von der Macht der Kristallfürsten, jenen Schwur aussprach, der noch lange widerhallte: Dass Irsephail, der Schlächter, gebannt sein sollte in das Nichts zwischen Luft und Leere, bewacht vom ihm selbst und dem Herz des weißen Baums, bis dass der Mann oder die Frau erschiene, dem grausamen Nophobos ein Ende zu bereiten.

(Niedergeschrieben auf dem Turnier von Feuer und Falke)